Der vierte Bettenturm des Klinikums am Bruderwald ist nun baurechtlich genehmigt. Ende 2018 soll er in Betrieb gehen.
200 neue Mitarbeiter, 123 Betten und Kosten von rund 53,6 Millionen Euro: Der Neubau eines vierten Bettenturms für das Klinikum am Bruderwald hat nun auch die letzte politische Hürde genommen: Der Bausenat stimmte der "baurechtlichen Genehmigung" zu.
Interessant: Beim Blick in die Sitzungsunterlagen fällt die "Stellplatzsatzung" auf. Danach sind für das Klinikum insgesamt 424 Parkplätze erforderlich. Tatsächlich vorhanden sind aber 1115. Das heißt: zumindest rechtlich gibt es genug Stellflächen. Die Diskussionen der vergangenen Jahre sprechen jedoch eine andere Sprache: Klinik-Mitarbeiter, Patienten und deren Angehörige sowie Anwohner klagen über die Verkehrssituation rund um Bambergs Krankenhaus.
Selbst Bambergs Baureferent Thomas Beese merkte auf FT-Anfrage an: "Die Zustände sind grenzwertig", er sagt aber auch: "Ich kenne kein Klinikum in Deutschland, an dem die Situation entspannt ist."
Auch in Bamberg ist Entspannung wohl nicht in Sicht. Seit langem wird darüber diskutiert wie man die Parkplatznot der Krankenhausbesucher entschärfen und das Leben für die vom Parksuchverkehr und Falschparkern geplagten Anwohner erleichtern kann.
Helmut Gebhardt aus dem Vorstand des Bürgervereins am Bruderwald macht deutlich: "Es ist jetzt schon kritisch. Aber wenn der vierte Bettenturm kommt, wird es noch kritischer." Es geht dem Vorsitzenden nicht nur darum, dass dauernd Autos auf der Suche nach einem Parkplatz durch das Wohngebiet streifen. "Wir haben viele verkehrsberuhigte Straßen, die meisten ohne Gehsteige. Die Suchenden fahren oft zu schnell durch", erläutert Gebhardt. Mittlerweile habe man im Bürgerverein seine Meinung zu einer möglichen Zufahrt von der Waizendorfer Straße zum Klinikum geändert: Zwar sei es nicht schön, wenn man für die Straße ein Stück Natur zerstöre. "Aber das ist mittlerweile das geringere Übel." Neue Parkplätze müssten jedoch in jedem Fall zusätzlich geschaffen werden.
FDP-Stadtrat Martin Pöhner möchte gar ein zusätzliches Parkhaus bauen lassen. "Der Einzugsbereich des Klinikums ist sehr groß, man kann nicht immer mit dem Bus hinfahren."
Mehr Stellplätze ja, aber nicht gleich ein neues Parkhaus, findet Franz-Wilhelm Heller (CSU). "Wir wollen für die Zeit nach dem Bau eine Gesamtlösung." Ziel sei es, das ganze Gebiet "neu aufzuplanen" und die Zufahrt über die Waizendorfer Straße zu schaffen. Heller hofft: Die Verbindungsstrecke, die zunächst nur als Baustellenzufahrt geplant ist, wird danach zur richtigen Straße ausgebaut.
Allerdings: Die Grundstücke, über die die Baustellenzufahrt verlaufen wird, sind vorerst nur angemietet. Baureferent Beese: "Man bräuchte eine Rechtsgrundlage für eine dauerhafte Straße."
Straßen, die es schon gibt, möchte die SPD mehr genutzt wissen - und zwar mit Stadtbussen. Eine verbesserte ÖPNV-Anbindung steht bei vielen Stadträten auf der Wunschliste. Heinz Kuntke (SPD) hätte gerne zwei Stadtbuslinien im 15-Minuten-Takt. Eine möge vom ZOB direkt zum Klinikum führen, die andere über Südwest. Auch die Grünen wollen einen ÖPNV-Ausbau und Angebote zum "Carsharing" ("Auto-Teilen").
Taktung ist Kostenfrage
Allerdings, so erklärt Stadtwerke Sprecher Jan Giersberg: Eine neue Linie beziehungsweise Taktung bei den Stadtbussen seien immer eine Frage der Verkehrsplanung und der Kosten. Zwar sehe man einen gewissen Optimierungsbedarf bei der Anbindung des Klinikums. Dieses dürfe man aber nicht losgelöst vom Berggebiet oder Bug betrachten.
In Moment spiele man im Aufsichtsrat "sämtliche Optionen" durch. Mit einem Ergebnis könnte laut Giersberg eventuell schon zum nächsten Fahrplanwechsel im Dezember zu rechnen sein. Der Stadtwerke-Sprecher stellt klar: "Eine hohe Taktfrequenz ist auch immer mit zusätzlichen Kosten verbunden. Hoffentlich folgen dann auch mehr Busgäste." Laut Giersberg sind unter diesen nur ein Drittel aus der Stadt, zwei Drittel dagegen aus dem Landkreis. "Bei uns geht es darum, den öffentlichen Personennahverkehr sehr stark nachfrageorientiert anzubieten."
Über die Nachfrage in anderer Sache dürfte dagegen einhellige Zufriedenheit herrschen: Im neuen Bettenturm soll es "Zweibettzimmer für alle" geben, und zwar egal, wie sie versichert sind. Das kündigt Brigitte Dippold, Sprecherin der Sozialstiftung Bamberg, an.
Dessen neuer Bettenturm wird sich nach der Architektur der bestehenden drei Türme richten, aber trotzdem "seine eigene Sprache" haben, wie es Baureferent Beese ausdrückt.
Aha: Ein besseres Busangebot kostet also Geld, stellt der Stadtwerkesprecher fest. Toll! Wer hätte das gedacht?
- an.
Mehr Fahrgäste aber werden kommen - wenn
- die Angebotsqualität (Taktung, Bedienungszeiten, Linienführung, Netzbindung) stimmt,
- das Angebot angemessen beworben wird und
- solange besteht, bis Verhaltensänderungen realistischerweise eintreten können, sowie
- nicht konkurrierende Maßnahmen es entwerten.
Die seinerzeit "erprobte" Verlängerung der Linie 910 im Berggebiet war jedenfalls auf Scheitern angelegt: praktisch keine werbende Öffentlichkeitsarbeit, Vermeidung jeglicher weiterer Netz(!)einbindung, Abbruch nach wenigen Monaten. Die Verkehrswissenschaft weiß, daß rund drei Jahre erforderlich sind, um Mobilitätsgewohnheiten nachhaltig zu verändern.
Weder eine weitere Straßenanbindung noch ein zusätzliches Parkhaus werden kostenfrei zu haben sein. Neben Bau und Unterhalt fallen, wenngleich nicht für die Kasse des Baulastträgers, Aufwendungen für Umwelt-, Bau-, Gesundheits- und Unfallschäden - gut (?), letztere beide verbessern wieder die Auslastung der Klinik
Zukunftsfähig wäre, die Anbindung des Krankenhauses in ein sinnvolles Mobilitätskonzept einzubinden. Und das heißt: nicht mehr Autoverkehr als unvermeidbar, Bereitstellung und Ausbau attraktiver Alternativen.
"Seit langem wird darüber diskutiert wie man die Parkplatznot der Krankenhausbesucher entschärfen und das Leben für die vom Parksuchverkehr und Falschparkern geplagten Anwohner erleichtern kann."
Wie wäre es mit einem ****** Parkhaus, das einfach mal groß genug ist? Es könnte so einfach sein!
von dort können auch die Umsteige-Fahrgäste von den beiden P&R-Standorten direkt weiterfahren ans Klinikum...... das würde viele parkplatzsuchende Umlandbewohner aus der Berg-Stadt nehmen....
und wie bereits beschrieben...die Taktung macht`s... 10 bis 15 Minuten wartet jeder gerne auf den Bus aber keine 30 bis 60 Minuten wie zur Zeit.
Besuchern Bequemlichkeit vorwerfen, ist etwas einseitig. Es kommen auch viele Personen, ältere Bürger inbegriffen, aus dem gesamten Bamberger Umland zum Besuch oder zur Behandlung im Krankenhaus. Mit dem Rad - das dürfte etwas für die sportlichen Mitbürger sein, die den Weg zum Klinikum hinauf stemmen. Es ist einfach so, dass ein Krankenhaus dieser Größe entsprechende Parkflächen vorweisen muss, auch ein Privatbürger, der baut, muss dies entsprechendem seinem Bauvorhaben nachweisen.
Kostenlose ÖPNV-Direktverbindung ist eine sehr gute Idee, das wird der Stadt aber sicher wieder zu kostenaufwändig, da lieber in andere Projekte investiert wird.....
Neue Parkplätze und Straßen entlasten entgegen weitläufiger Meinung nicht, sondern stellen einen Anreiz für motorisierten Individualverkehr dar und mehren diesen. Die bestehenden Möglichkeiten werden nicht ausgeschöpft:
- Der Pendlerparkplatz an der Waizendorfer Straße wird inzwischen dank Shuttle-Service gut von SSB-Mitarbeitern genutzt, ist jedoch nicht ausgelastet.
- Die Buger Straße verfügt über 2 Fahrspuren, eine hiervon könnte zu Parkflächen umgewandelt werden
- Die Sozialstiftung könnte Mitarbeitern eine E-Bike-Flotte zur Verfügung stellen (geldwerter Vorteil/ Sachleistung)
- Das ÖPNV-Angebot muss verbessert werden. Direkte Verbindung vom ZOB über P&R Heinrichsdamm zum Klinikum und zurück.
- Die Parkkosten am Klinikum werden erhöht, dafür wird die ÖPNV-Direktverbindung kostenfrei.
- Wer als Besucher nachweislich mit Rad, Sharing oder ÖPNV kommt, bekommt z.B. einen Kaffee in der SSB Cafeteria zum halben Preis.
- Jene und andere Maßnahmen müssen von der Marketing-Abteilung der SSB und auch der Stadt in einem attraktiven Gesamtpaket beworben werden.
Mit diesen und ähnlichen Maßnahmen dürfte ein Großteil des Parkdrucks weggenommen werden. Bequemlichkeit wird durch kreatives und innovatives Denken ersetzt und ein schönes Stück Natur, welches den Südwesten der Stadt ausmacht, bleibt erhalten. Denn alleine bei der Straße wird es nicht bleiben (Umlegung der Kosten durch Straßenausbaubeiträge auf Ansiedlung).