Seit dem 14. März sind wir auf der Jagd nach Funklöchern in Franken. Zeit für eine kurze Zwischenbilanz des Projekts bei einem Besuch im Bamberger Institut für Kommunikationswissenschaft, mit dem die Mediengruppe Oberfranken gemeinsam "Funklochjäger" aus der Taufe gehoben hat.
Big Data, Datenjournalismus - diese Begriffe hört und liest man oft in diesen Tagen, wenn es um modernen Journalismus geht. An groß angelegten, international renommierten Projekten, wie etwa des "Guardian" aus Großbritannien, mangelt es nicht. Gelingt solch ein Projekt aus eigener Kraft und ohne bestehende Datenmengen?
Diese Fragen stellten sich die Mediengruppe Oberfranken und die Bamberger Kommunikationswissenschaft, als 2013 die ersten Ideen für ein gemeinsames datenjournalistisches Experiment gewälzt wurden. Vieles wurde erwogen, vieles wieder verworfen. Schließlich entschied man sich für ein Projekt, das die realen Umstände in Frankens Mobilfunknetzen abbilden soll: die Funklochjäger.
Funklochjäger Ein Projekt zum Mitmachen
Wichtig dabei: Die
Nutzer selbst tragen die Daten zusammen, die dann journalistisch ausgewertet werden. "Partizipativer Journalismus" nennt sich das im Fachjargon. Die Nutzer ernst nehmen und ins Zentrum stellen ist hierbei der Ansatz.
Diese Form des Datenjournalismus ist ein recht ungewöhnlicher Ansatz, wie auch Dr. André Haller vom Institut für Kommunikationswissenschaft in Bamberg bestätigen kann: Lokaljournalismus, der aus eigener Anstrengung zunächst Daten erhebt, ohne auf vorhandene zurückzugreifen, um sie dann für den Leser auszuwerten, ist dem Wissenschaftler auf Konferenzen in Dresden, London und Thessaloniki nicht begegnet. Entsprechend interessiert waren Besucher dieser Tagungen am "Funklochjäger"-Projekt. Auch bei Bamberger Studenten stößt lokaler Datenjournalismus auf Interesse, berichtet Holger Müller, der bereits im Wintersemester in einer Übung die Funklochjäger-Anwendung einem Praxistest hat unterziehen lassen.
Die Kommunikationswissenschaftler, die sich theoretisch mit Datenjournalismus beschäftigen, waren gespannt auf die praktischen Erfahrungen, die Medienhaus und Universität nun sammeln. Für Professor Markus Behmer war darüber hinaus interessant, wie das Thema in der Zeitungsredaktion aufgenommen werden würde. Sowohl von der Akzeptanz unter Nutzern wie auch bei den Lokalredaktionen ist er positiv angetan.
Viele rote Punkte: Hier ist in Franken die Mobilfunkabdeckung schlecht
Beim Besuch in seinem Büro beugen sich die drei Wissenschaftler über eine interaktive Karte und betrachten die bisher gesammelten Ergebnisse.
Neben den thematischen Anregungen für die Redaktionen ergibt sich langsam ein Bild von der tatsächlichen Lage im fränkischen Mobilfunk. Bei der Draufsicht erkennt man bereits auf den ersten Blick einige Ortschaften, in denen der Schuh offenbar besonders drückt.
Für die größeren Städte muss man schon genauer hinsehen, hier offenbart erst ein Drehen am Scrollrad, in welchen Straßen die Nutzer besonders gut oder besonders schlecht mobil surfen und telefonieren. Je mehr Nutzer die Funkqualität an ihrem Standort melden, desto zuverlässiger und dichter wird das Informationsnetz.
Doch das ist nur eine Ebene der Auswertung. Holger Müller, der zum Thema Datenjournalismus promoviert, erhofft sich etwa von dem Projekt auch Auskunft darüber, wer die Nutzer sind und warum sie teilnehmen.
Es wäre schön, wenn die Funklochjäger die Ergebnisse der Datenerhebung den Teilnehmern zugänglich machen würden oder aber veröffentlichen würden.
die hier gezeigten Karten sind ein erster Schritt, um genau dies zu tun - die Ergebnisse veröffentlichen. Wir stehen noch am Anfang und daher sind reliable Aussagen in der Fläche noch nicht möglich. Wir wollen aber versuchen, Sie, unsere Funklochjäger, an diesem Prozess zu beteiligen und die Datensammlung transparent zu machen.
Darüber hinaus sind die gesammelten Daten auch Anlass und Impuls für unsere Lokalredakteure, in bestimmten Orten einmal genauer nachzufragen und zu recherchieren. Die Auswirkungen der gesammelten Daten sind also nicht immer in einer direkten Auswertung zu sehen, sondern desöfteren auch in der sublimierten Form einer dadurch angestoßenen Reportage im Umfeld des Themas.
Haben Sie Anregungen, wie Sie den Prozess begleiten wollen und/oder aufbereitet wissen wollen? Teilen Sie uns diese mit, wir sind für Impulse offen!
Mit freundlichen Grüßen
Johannes Görz
(allen "Wissenschaftlern" zum Trotz) über ein Festnetz...
Also mit diesen beiden Beispielen hat man gleich wieder sehr viel Vertrauen verloren.
Wenn schon bei so wenigen Fällen so eklatante Fehler dabei sind, möchte ich meine Daten niemals rausrücken. Schon gar nicht an ein Medienhaus.
Ich hab keine Lust nach noch mehr Fehlern zu suchen, aber neben dem Bahnhof ist ganz gewiss nicht der Barnickl aus Herrnsdorf und im Berggebiet liegt auch nicht Wonsees. *kopfschüttel*
Sie haben recht, einige der Meldungen sind nicht korrekt gesetzt. Ich habe dies nachgeprüft und festgestellt, dass sie bereits falsch an die Datenbank übergeben wurden. Woran dies genau liegt, kann ich Ihnen zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht sagen.
Was ich allerdings nach einer Überprüfung auch sagen kann, ist, dass die Quote bei weitem nicht so dramatisch ist, wie Sie es darstellen - sie liegt bei unter 5% und ist gerade bei einer niedrigeren Anzahl von Datensätzen höher als sie es bei steigender Anzahl sein wird, da die Quote der Fehler (auch das habe ich geprüft) nicht proportional zur Zahl der Datensätze mitsteigt.
Wie bei allen anderen Erhebungen gilt hier: Je höher die Zahl der auszuwertenden Daten, desto geringer wird die Fehlerquote und desto reliabler die Aussagen.
Wir arbeiten dennoch zusammen mit unseren Partnern der Uni Bamberg daran, die Fehlerquote weiter zu senken, um noch genauere Aussagen treffen zu können. Wir stehen - und hier bitte ich Sie um etwas Verständnis und Nachsicht - noch ganz am Anfang eines Projekts, das für sich genommen ein erster Schritt auf neuen Wegen ist.
Mit freundlichen Grüßen
Johannes Görz