In Priegendorf leben Ludwig und Sissi weiter

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Maria Böhnlein in ihrer König-Ludwig-Scheune in Priegendorf, ein Raritätenkabinett, das Seinesgleichen sucht. Alle Fotos: Ronald Rinklef
Maria Böhnlein in ihrer König-Ludwig-Scheune in Priegendorf, ein Raritätenkabinett, das Seinesgleichen sucht. Alle Fotos: Ronald Rinklef
König-Ludwig - auf dem Ohrring
König-Ludwig - auf dem Ohrring
 
Sogar einen königlichen Nachttopf hat Maria Böhnlein...
Sogar einen königlichen Nachttopf hat Maria Böhnlein...
 
...und der steht natürlich auf dem königlich hergerichteten Abort
...und der steht natürlich auf dem königlich hergerichteten Abort
 
Wohin soll man zuerst schauen? Blick in Maria Böhnleins über und über mit "Kini"-Devotionalien gefüllte König-Ludwig-Scheune
Wohin soll man zuerst schauen? Blick in Maria Böhnleins über und über mit "Kini"-Devotionalien gefüllte König-Ludwig-Scheune
 
Maria Böhnlein in ihrer König-Ludwig-Scheune in Priegendorf, ein Raritätenkabinett, das Seinesgleichen sucht. Alle Fotos: Ronald Rinklef
Maria Böhnlein in ihrer König-Ludwig-Scheune in Priegendorf, ein Raritätenkabinett, das Seinesgleichen sucht. Alle Fotos: Ronald Rinklef
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Ihren ganzen Hof in Priegendorf bei Baunach hat Maria Böhnlein zu einer Art Privatmuseum für den Kini und alles Bayerische verwandelt. Dazu gehören zwei Scheunen, Schweinestall und selbst der einstige Abort.

König Ludwig II. und Sissi sind startbereit. Es kann losgehen. Zur Trauung. Maria Böhnlein strahlt: "Die passen doch gut zusammen", findet die Priegendorferin, die ihrerseits alles arrangiert hat. Gala-Uniform für Ludwig, Brautkleid samt Schmuck für Sissi. Sogar ein zweites junges Paar sitzt auf dem Rücksitz des König-Ludwig-Mobils. Denn als solches weist eine Vielzahl aufgeklebter Fotos die Karosse aus. Keine wirkliche Staatskarosse, sondern das ausrangierte der Rentnerin. Allerspätestens beim Blick auf deren Ohrringe dürfte auch der Letzte erkennen, dass er hier einer der größten Anhängerinnen des Kini gegenübersteht. Denn Maria Böhnlein hat ihr Anwesen, einen früheren Bauernhof, zu einer Art König-Ludwig-Privatmuseum werden lassen...

Begonnen hat alles, als der 55. Geburtstag der heute 73-Jährigen anstand. Zusammen mit ihrem Ehemann Heinrich sann sie nach einem besonderen Namen für die Bar, die man zur Feier in der Scheune einrichten wollten. Spontan kam sie auf die Idee "König-Ludwig-Bar". Schließlich begeisterte sie sich schon als Kind für alles mit der Bayernraute, für alles Baye rische. Und was könnte baye rischer sein als der Kini.

Was dann folgte, bezeichnet Maria Böhnlein schlicht als Sucht. "Der Heinrich hatte Verständnis", sagt sie mit Wehmut in der Stimme. Denn ihr Heinrich starb 1999. Zuvor hat er seine Ehefrau nach Kräften unterstützt - besagte Scheune gefliest und sogar mit einem Sternenhimmel versehen. Bevor Maria Böhnlein einen dorthin, also zum Herzstück ihres privaten Museums geleitet, ist der Blick in den einstigen Saustall, heute laut Schild "Maria's Saustall" mit einer Vielzahl von König-Ludwig- und Sissi- sowie sonstigen bayerisch-fränkischen Raritäten nahezu vollgestopft. Es gibt nahezu nichts, was Maria Böhnlein nicht in einer Köng-Ludwig-Ausführung besitzt, oder dazu umfunktioniert hat. Sogar Christbaum-Kugeln mit Ludwig- und Sissi-Konterfei.

Nachdem die Medien auf sie aufmerksam geworden waren, hieß es einmal, sie habe sogar einen König-Ludwig-Nachttopf. Sie hatte fast alles mit Ludwig, sogar Ohrringe mit dessen Bildnis. Jedoch keinen Nachttopf. So setzte sie alles in Bewegung, um einen zu bekommen. Der steht nun an dem Ort, wo ein derartiges Utensil zu stehen hat, also am Örtchen. Das wurde gebaut, als so etwa noch Abort hieß und nicht im Haus, sondern im Hof angesiedelt war. Was fasziniert sie am Kini? "Der hat keine Kriege geführt, oder?

Auf jeden Fall war er ein so sympathischer König", meint sie. Wenn sie nun die Wahl zwischen ihm und Ehemann Heinrich gehabt hätte? Fast wird sie ein bisschen böse. "Der Heinrich war einmalig!" Neben besagtem Nachttopf und etlichen weiteren Kuriositäten finden sich auch Andenken an Heinrich.

Aber auch auf Ludwig und natürlich Sissi, lässt Maria Böhnlein nichts kommen. Auf die Genannten trifft man hier überall. Genau wie auf die Bayernraute. Man steht und geht drauf, im echt bayerischen König-Ludwig-Biergarten - mit Rautensonnenschirm. "Den hab' ich..." Zu jedem ihrer Sammlerstücke weiß die Priegendorferin die Geschichte, wie und wo sie es aufgetan hat und was sie dafür bezahlt hat. Besonders auf Flohmärkten entdeckt die Priegendorferin Stücke für ihre Scheune. "Wenn ich's sehe, und mein Herz schlägt, dann muss ich's haben."

In der König-Ludwig-Scheune ist es schwierig, Maria Böhnlein zu folgen. Zu leicht gerät sie aus dem Blick, weil sie irgendwie auch selbst Bestandteil dieses Mikrokosmos wird, in den sie da eintaucht. Nur wenn sie sich bewegt, schafft man es, sie aus der Umgebung herauszufiltern. Wo allerdings nur langsame und behutsame Fortbewegung möglich ist, angesichts der Fülle und Dichte an Exponaten.Vor Jahren war einmal die Rede von 10.000. Die Zahl dürfte nun bei Weitem übertroffen sein, die neue zu nennen, sieht sich Maria Böhnlein außerstande. Wozu auch.

Kein Ende in Sicht

Ein Sammler ist nie fertig, und somit eine zweite König-Ludwig-Scheune fast drei viertel gefüllt. "Hab' ich zu viel versprochen?", fragt sie immer wieder, während man fast magisch von ihren Ohrringen angezogen wird. Wenn sie den Kopf schüttelt, wackelt der König beiderseits.

Eine Vielzahl von Medien gab Ludwig II. hier schon die Ehre, und zehn Busse steuerten die versteckt gelegene Ludwig-Scheune an. "Sogar aus Paris hatte ich Besuch", schwelgt Maria Böhnlein mit Verweis auf ihr Gästebuch. Und wenn man sich das einzigartige Kuriositäten-Kabinett einmal selbst ansehen möchte? "Einfach anrufen, damit ich da bin." Eintritt verlangt die 73-Jährige nicht, aber ein kleiner Obolus ist immer willkommen. Schließlich kosten auch Flohmarkt-Stücke Geld. Auch wenn Ludwig und Sissi kein Geld für den Sprit zum Standesamt benötigen - weil ihre Karosse schon lange abgemeldet und beide nur Puppen sind...