Die Trachtenberatung Oberfranken mit Sitz in Frensdorf setzt bei einem innovativen Projekt auf die Förderung durch Volkswagenstiftung und Oberfrankenstiftung. Davon würden Wissenschaft wie interessierte Laien profitieren.
Die schwierigsten Hürden hat Birgit Jauernig für das Projekt "Digitale Trachtenerfassung und -erforschung" wohl schon genommen. Was nun ansteht, sollte zu bewältigen sein. Das signalisierte zumindest Landrat Günther Denzler in Richtung Oberfrankenstiftung. Von der braucht die Leiterin der Trachtenberatung Oberfranken (mit Sitz in Frensdorf) noch knapp 100.000 Euro.
Rund 200.000 hat sie von der VW-Stiftung bereits bewilligt bekommen. Als erste Einrichtung in Oberfranken übrigens und deshalb, weil mit dem Projekt eine Menge erreicht werden soll: Der noch vorhandene Bestand der alten Trachten Oberfrankens soll digital erfasst und erforscht werden, um dann via eines speziellen Portals allen Interessierten und damit auch den Laien zur Verfügung zu stehen.
Mit Frauen-Power
Weil es dazu weiterer Manpower, konkret Frauen-Power bedarf, war eine Personal-Entscheidung des Sport- und
Kulturausschusses des Kreistags gefragt. Der hat das Vorhaben einstimmig "befürwortend zur Kenntnis genommen". Die endgültige Entscheidung auf Landkreisebene fällt der Kreisausschuss, weil es um eine Einstellung geht.
Birgit Jauernig leitet das kreiseigene Bauernmuseum in Frensdorf seit 1999, seit 2002 auch die Trachtenberatung Oberfranken, die sei drei Jahren beim Landkreis angesiedelt ist. Sie selbst ist ihrerseits beim Landkreis angestellt. Das ist für das innovative Projekt von Bedeutung: Einerseits, da das Museum den Antrag stellen musste; und andererseits weil ein finanzieller Anteil auch seitens des Antragstellers gefordert wird. Das sind dann die anteiligen Personalkosten. Somit muss der Landkreis de facto nichts bezahlen.
Die Idee zu dem richtungweisenden Projekt hatte Bezirksheimatpfleger Günter Dippold, erklärt Trachtenexpertin Jauernig. Weil Meike Königstein bereits im Frensdorfer Bauernmuseum als Volontärin gearbeitet und sich insbesondere mit der Inventarisierung des dortigen Textil-Depots befasst hatte, kennt Jauernig sie. Birgit Jauernig weiß zudem, dass sich die junge Frau zwischenzeitlich zu einer richtigen Textil-Spezialistin entwickelt hat, womit ihr bei dem Projekt eine zentrale Funktion zukommen würde.
Promotion möglich
Über eine Zusammenarbeit mit Uni Bamberg ergäbe sich die Möglichkeit für Meike Königstein, über das Projekt gleichzeitig zu promovieren, handelt es sich doch um wissenschaftliche Arbeit. Der Aspekt der Förderung wissenschaftlichen Nachwuchses, so meint Jauernig, sei wohl einer derjenigen gewesen, der bei der Volkswagen-Stiftung (eine Kulturstiftung, die größte private Wissenschaftsförderin übrigens) mit den Ausschlag für das Oberfrankenprojekt gegeben hatte. Ein weiteres zugkräftiges Argument war vermutlich gerade auch der Nutzen für die vielen, teils kleinen Museen Oberfrankens. Die Forschung in diesen wird damit gefördert, womit wohl durchaus Schätze in deren Depots gehoben werden. Denn dort lagern die teils Jahrhunderte alten Teile, damit sie nicht Schaden nehmen.
"Mit der Digitalisierung und genauen Beschreibung (Forschungsergebnis) werden sie dann Experten wie auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich", so die Leiterin der Trachtenberatung. Bislang ist derartiges nur den Spezialisten vorbehalten.
Zurück zum Projekt. Es bedarf neben besonderen Kenntnissen auch einer speziellen (hochwertigen) Ausrüstung, um die Textilien umfassend und fachgerecht per Foto zu dokumentieren. Fotografisch erfasst werden beispielsweise Vorder- und Rückseite, dazu Details wie etwa Knöpfe und Borten. Ausrüstung, Personal- und erhebliche Fahrtkosten zu den über zehn Museen in Franken addieren sich zu dem erforderlichen Betrag. Und da ist man froh, in der VW-Stiftung einen ebenso renommierten wie solventen Förderer zu gewinnen. Freilich war es Jauernig zunächst gar nicht bewusst, wie hoch hier die Hürden sein würden und umgekehrt, was es bedeutet von dieser Stüitzung dann tatsächlich ausgewählt zu werden.
In dem Projekt sieht Birgit Jauernig die Möglichkeit "unser Wissen zu vermitteln und weitere Schätze zu heben", zumal diverse Vor-Ort-Veranstaltungen vorgesehen sind, in denen Raritäten vom Dachboden zur Begutachtung gebracht werden können. Das Wissen um die alten Trachten dient als Grundlage für die Kreierung aktueller, erklärt die 54-Jährige. Damit sei man angesichts des derzeitigen Hypes um Trachten auch voll auf Höhe der Zeit.
Die letzten Hürden
Sehr freut sie sich indes über die Aufgeschlossenheit der Kreisräte, die das Projekt ausdrücklich begrüßen. Nun ist sie gespannt, wie es die letzten Hürden nimmt...