Im Landkreis Bamberg fehlen junge Hausärzte

2 Min
Im Planungsbereich Hirschaid wird von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) eine drohende Unterversorgung gesehen. Symbolbild: dpa
Im Planungsbereich Hirschaid wird von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) eine drohende Unterversorgung gesehen. Symbolbild: dpa

Im Bereich Hirschaid droht ein Mangel an Allgemeinmedizinern. Das geht aus dem Versorgungsatlas der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns hervor.

Hirschaids Bürgermeister Klaus Homann (CSU) beschäftigt das Thema hausärztliche Versorgung schon seit seinem Amtsantritt. Am Anfang sei er beunruhigt gewesen, sagt er, dass die Marktgemeinde ein Problem in der ärztlichen Versorgung bekommen könnte.

Denn: Vier von ursprünglich fünf Allgemeinmedizinern der Marktgemeinde Hirschaid sind über 60 Jahre alt. Das ist auch der Grund, warum die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) im aktuellen Versorgungsatlas von einer drohenden Unterversorgung im Planungsbereich Hirschaid spricht - dem einzigen Bereich in Oberfranken, der als bedroht gilt.


Neue Ärztin gefunden

Das hat der Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen mit Beschluss im Dezember 2016 festgestellt. Neben Hirschaid zählt die KVB auch Pommersfelden, Frensdorf, Pettstadt, Buttenheim und Strullendorf zum Planungsbereich. In dem Gebiet liegt der Altersdurchschnitt der Hausärzte bei über 59 Jahren (in Bayern bei 55 Jahre). Hinzu kommt, dass der Versorgungsgrad bereits nicht mehr ganz 100 Prozent erreicht.

Was Homann dennoch zuversichtlich stimmt, ist die Tatsache, dass er inzwischen eine Ärztin gefunden hat, die sich zum Januar in Hirschaid niedergelassen hat - sechs Hausärzte hat die Marktgemeinde nun.

Der Bürgermeister glaubt, dass auch weitere Weichen gestellt werden können. "Ich habe mich mit den Ärzten zusammengesetzt", sagt Homann. In dem vor längerem geführten Gespräch hätten die älteren Mediziner signalisiert, noch ein paar Jahre weitermachen zu wollen. Nachfolger seien teilweise schon gefunden. Er stehe mit einer weiteren Ärztin in Kontakt, die in wenigen Jahren nach Hirschaid wechseln könnte.

Die Einstufung als "drohend unterversorgt" ist dennoch ein Warnschuss. Laut KVB müsse einer erwarteten Verschlechterung entgegengewirkt werden.

Deshalb fördert die KVB nun Hausärzte finanziell, die sich im Hirschaider Gebiet niederlassen wollen.


Mehr Versorgungszentren

Das alleine helfe jedoch nicht, um das Problem in den Griff zu bekommen, sagt der Vorsitzende des ärztlichen Kreisverbands Bamberg (ÄKV), Dr. Georg Knoblach. Denn: Es brauche mehr Studienplätze. Ein hoher Numerus Clausus an den Universitäten verhindere, dass mehr junge Mediziner nachkommen. Längst werde mehr Personal benötigt: "Viele Nachwuchsärzte wollen nur noch Teilzeit arbeiten." Das betreffe Krankenhäuser genauso wie niedergelassene Ärzte.

Der Wunsch, in Teilzeit zu arbeiten, führe dazu, dass sich immer mehr Mediziner zusammenschließen wollen: in Gemeinschaftspraxen etwa. Doch da viele das unternehmerische Risiko und den gestiegenen Verwaltungsaufwand nicht mehr tragen wollten, gehe der Trend eher zu den Versorgungszentren, so Knoblach. In Versorgungszentren sind Ärzte anders als in Gemeinschaftspraxen angestellt.

"Nicht die finanzielle Förderung ist entscheidend", sagt auch Bürgermeister Homann. Er habe aus den Gesprächen mit Ärzten ebenso herausgehört, dass viele Mediziner nicht mehr 60 bis 70 Stunden in der Woche arbeiten wollen. Bei den Kinderärzten und Radiologen in Hirschaid würden die Gemeinschaftspraxen bereits funktionieren. "Die Gemeinde kann hier vermitteln und schauen, dass Räume da sind", erklärt Homann.

Hirschaid ist mit einer drohenden Unterversorgung nicht allein: Zwar gelten die anderen Gebiete im Landkreis als gut versorgt. Aber: "Wir werden in den nächsten zehn Jahren erhebliche Probleme bekommen", prophezeit Knoblach. Schon jetzt sei es für Patienten teilweise schwierig, Termine bei Haus- oder Fachärzten zu erhalten. Und die praktizierenden Mediziner werden schlicht nicht jünger.


Auf einem guten Weg

Man müsse gegensteuern, mahnt Knoblach und betont, dass im Bamberger Raum bereits viel passiert sei. Die Kliniken arbeiteten in der Ausbildung von Allgemeinmedizinern vorbildlich zusammen. Die ins Leben gerufene "Gesundheitsregion plus" bringe alle Vertreter aus dem Gesundheitsbereich, auch die Patientenseite, zusammen.

"Die Probleme werden angesprochen." Das helfe schon viel. Die Gemeindeverwaltungen und Bürgermeister hätten das Problem inzwischen erkannt, hat der Vorsitzende der Bamberger Ärzte festgestellt. "Ich habe den Eindruck, wir sind auf einem guten Weg, das in den Griff zu bekommen."