Im Kreis Bamberg braut sich was zusammen

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Weder ein Blick in den Kaffeesatz noch in die Glaskugel, sondern in den Sudkessel einer Brauerei im Landkreis Bamberg. Foto: Barbara Herbst
Weder ein Blick in den Kaffeesatz noch in die Glaskugel, sondern in den Sudkessel einer Brauerei im Landkreis Bamberg. Foto: Barbara Herbst

Bier ist im Kreis Bamberg in aller Munde. Die Region profitiert auch von der neuen Wertschätzung für das Getränk. Dennoch schrumpft die Zahl der Betriebe.

Franken hat die größte Brauereidichte der Welt. Die meisten davon finden sich in Oberfranken - und da hat der Landkreis Bamberg die Nase klar vorn. Hier ist also der Nabel der Bierwelt. Aber wie viele Brauereien sind es eigentlich genau? Was ist mit dem vielbeklagten Brauereisterben? Hat es sich verlangsamt oder gar beschleunigt? Nimmt man den bei der Handwerkskammer in Bayreuth angesiedelten Verein Bierland Oberfranken als Quelle, so sind dort aktuell 56 Brauereien aus dem Landkreis Bamberg verzeichnet, verteilt auf die Regionen Fränkische Schweiz (27), Steigerwald (18), Haßberge (5) und Coburger Land (6).

56 derzeit aktive Brauereien verteilen sich also auf die 36 Gemeinden des Landkreises. Macht statistisch mehr als eineinhalb Brauereien je Kommune. "36 Kreisla" heißt daher auch das vor zwei Jahren erstmals kreierte Landkreisbier, das immer als Gemeinschaftssud mehrerer Brauer entsteht. Allerdings verteilt sich das Bierglück nicht gleichmäßig. So finden etwa in der kleinsten Gemeinde im Kreis, Wattendorf, zwei Brauereien. Dort kommt also eine Braustätte auf etwa 330 Einwohner. Eine ganze Reihe größerer Gemeinden hat sogar mehr als zwei Brauereien. So zählen etwa Memmelsdorf fünf, Litzendorf und Burgebrach je vier Braustätten.


Zehn Gemeinden ohne Brauhaus

Das bedeutet aber auch, dass sogar im Bier-Eldorado Bamberger Land einige Kommunen mit leeren Seidla dastehen - zumindest was Gerstensaft aus heimischer Produktion betrifft. Darunter finden sich auch große mit über 4000 Einwohnern: Zapfendorf ist seit 2008, als die Brauerei Hennemann in Unterleiterbach stillgelegt wurde, ohne Brauerei auf dem Gemeindegebiet. In der Stadt Baunach stellte 2010 mit der Brauerei Sippel der vorerst letzte Betrieb das Brauen ein.

Brauereilos sind auch Altendorf, Burgwindheim, Ebrach, Gerach, Gundelsheim, Lauter, Pettstadt und Walsdorf. Insgesamt sind es also zehn Gemeinden, die inmitten des Bierlandkreises Bamberg ohne Brauhaus dastehen. Bei den meisten davon ist es allerdings schon mehr als zwei Jahrzehnte her, dass im Ort der letzte Sud angesetzt wurde. Außer Baunach und Zapfendorf kam 2005 noch Burgwindheim dazu, als im Ortsteil Kappel die Brauerei Ibel schloss. Und zuletzt traf es im vergangenen Jahr Lauter. Im Ortsteil Appendorf stellte der legendäre Edmund Fößel im Alter von fast 90 Jahren das Brauen ein. Kurz zuvor hatte er sich in einem sehenswerten BR-Beitrag über das Brauereisterben noch kämpferisch gezeigt.


Tradition und frischer Wind

Ein Brauereisterben gibt es also. Aber es scheint sich weder beschleunigt noch verlangsamt zu haben. 18 Brauereien haben im Landkreis Bamberg seit Beginn dieses Jahrhunderts den Betrieb eingestellt (s. Infokasten). Im Durchschnitt also eine pro Jahr. Dem stehen drei Neugründungen gegenüber. Im Jahr 2001 startete in Stegaurach Georg Winkler mit seiner Hausbräu. 2012 beendete in Breitengüßbach Jörg Binkert mit seinem neuen Brauhaus eine kurze brauereilose Phase, die 2011 begonnen hatte, als im Gasthof Hümmer das Brauen eingestellt wurde. Ebenfalls seit 2012 mischt in Schlüsselfeld David Hertl mit seiner Braumanufaktur die Bierszene auf. Die Stadt verlor aber im Jahr drauf mit dem Schwarzen Adler in Schlüsselfeld und der Sternbräu in Elsendorf gleich zwei Brauereien.

Vor allem aber gibt es nicht nur Neugründungen, sondern eine ganze Reihe traditioneller Familienbetriebe, die ebenso handwerklich wie zeitgemäß brauen. Sie stehen wirtschaftlich auf gesunden Beinen und brauchen Konkurrenz nicht zu fürchten.


Stillgelegte Brauereien im Landkreis Bamberg seit dem Jahr 2000

2016 Fößel (Välta), Appendorf

2015 Winkler, Melkendorf

2014 Sauer, Gunzendorf

2013 Schwarzer, Adler Schlüsselfeld; Sternbräu Elsendorf

2012 Barth-Senger, Scheßlitz; Barnikel, Herrnsdorf

2011 Hümmer, Breitengüßbach

2010 Sippel, Baunach

2008 Wernsdörfer, Schönbrunn; Hennemann, Unterleiterbach

2005 Scheubel, Possenfelden; Ibel, Kappel

2004 Bähr, Schönbrunn; Brütting, Friesen

2003 Drei Kronen, Zapfendorf

2002 Feiler, Mürsbach

2001 Schmitt-Bräu, Scheßlitz

Neue Brauereien im Landkreis Bamberg im 21. Jahrhundert

2012 Binkert, Breitengüßbach; Braumanufaktur Hertl, Schlüsselfeld

2001 Hausbräu, Stegaurach