Bamberg gehört zu den letzten Nadelöhren an der ICE-Strecke München-Berlin. Der Ausbau der Trasse dort ist kompliziert. Die Stadt bemängelt, dass es in einem Streitpunkt an "qualitativen Aussagen" vonseiten der Bahn fehle.
Der Ausbau der ICE-Strecke München-Berlin durch Bamberg und angrenzende Gemeinden wird sich weiter hinziehen. Ursprünglich sollten von Montag (8. Januar 2024) an die Planungsunterlagen der Deutschen Bahn erneut öffentlich ausgelegt werden. Dieser Termin verschiebt sich nun nach Angaben der Regierung von Oberfranken: "In den Planunterlagen sind weitere Unstimmigkeiten festgestellt worden, die seitens der Bahn zunächst behoben werden müssen. Ein neuer Termin für die Auslegung wird noch bekannt gegeben", hieß es.
Bereits im September und Oktober 2023 waren die Unterlagen einzusehen. Die Wiederholung wird notwendig, da die Unterlagen fehlerhaft waren, wie eine Sprecherin der Regierung von Oberfranken sagte. Die Unterlagen seien automatisiert aufbereitet und auf der Internetseite der Bezirksregierung veröffentlicht worden. "Dabei sind in einigen PDF-Dateien auf Plänen einzelne Texte oder Darstellungen nicht übernommen worden", erklärte die Sprecherin. "Dies ist bei der großen Menge von rund 400 Dateien nicht aufgefallen."
Ausbau der ICE-Strecke durch Bamberg: Darum zieht sich das Projekt so lange hin
Nach Angaben der Regierung waren nach der Auslegung im Herbst 120 Einwände geäußert worden. Anfang 2021 waren es 359 gewesen. Außer Bamberg betreffen die Baupläne auch die südliche Nachbargemeinde Strullendorf und das nördlich angrenzende Hallstadt. Eingeleitet wurde das Planfeststellungsverfahren für den Bahnausbau durch Bamberg bereits 1993. Er ist Teil des "Verkehrsprojekts Deutsche Einheit Nr. 8", dessen Zweck eine schnelle ICE-Verbindung von Berlin über Leipzig/Halle, Erfurt und Nürnberg nach München ist.
Inzwischen ist ein Großteil der Trasse für den schnellen ICE-Verkehr ausgebaut, Bamberg gehört zu den letzten Nadelöhren. Die bestehende Bahnstrecke Nürnberg-Bamberg wird derzeit von zwei auf vier Gleise erweitert. Die Bauarbeiten laufen bereits, so war die Strecke deswegen im Dezember bereits für einige Tage gesperrt. Auf zwei Gleisen sollen die Züge mit maximal 160, auf den zwei weiteren Gleisen mit bis zu 230 km/h fahren können.
In den vergangenen 30 Jahren wurden die jeweils aktuellen Pläne der Bahn immer wieder aufgrund von Einwendungen überarbeitet. Nach einem vorübergehenden Planungsstopp hatte die Bahn 2021 eine Planänderung vorgelegt. Weil es danach noch immer Widerstand gab, nicht zuletzt von der Stadt Bamberg, mussten die Pläne erneut ausgelegt werden.
Bamberger Weltkulturerbe durch neue Zugstrecke in Gefahr?
Die Bedenken der Stadtund der betroffenen Anlieger drehen sich unter anderem um Gewerbeflächen entlang der Trasse und um Ersatzflächen für betroffene Grundstücksbesitzer. Uneinig sind sich Stadt und DB außerdem beim geplanten S-Bahn-Haltepunkt Bamberg-Süd: Die Stadt wünscht sich einen barrierefreien Zugang mit Rampen, die Bahn plant bisher einen Zugang mit Aufzügen.
Ein wesentlicher Streitpunkt zwischen der Stadt und der Bahn ist das Thema Lärmschutzwände. Diese müssten unter anderem wegen der ICE-Sprinter zwischen München und Berlin gebaut werden, die Bamberg ohne Halt durchfahren. Die Stadt fürchtet, die Wände könnten den Blick von den Stadtteilen östlich der Bahnlinie auf den Dom und andere Bauten stören, die Teil des UNESCO-Weltkulturerbes sind.
Zwar befinde sich die Bahnstrecke außerhalb des Welterbes, sagte ein Stadtsprecher: "Allerdings hat die Stadt Bamberg von Anfang auf die große Bedeutung der Sichtachsen hingewiesen und daher eine hohe Priorität auf das Thema Lärmschutzwände gelegt. Leider sind seitens der Bahn weiterhin keine qualitativen Aussagen hinsichtlich deren Gestaltung erkennbar."
Lärmschutzwände an Bahnstrecke: Wettbewerb ist geplant
Eine Bahn-Sprecherin betonte, dass der ungestörte Blick auf Bambergs historische Bauten auch dem Verkehrskonzern wichtig sei. "Wir setzen uns deshalb intensiv mit der Gestaltung der Lärmschutzwände auseinander", sagte sie. "Uns ist es sehr wichtig, dass eine moderne Bahn möglich ist und wir gleichzeitig auf das Weltkulturerbe achten. Beides schließt sich nicht aus." Geplant sei ein Wettbewerb zur Gestaltung der Schallschutzwände. Im Januar wolle die DB mit der Stadt über die Vorbereitung des Wettbewerbs sprechen.
Und wann wird gebaut? Die Stadt Bamberg wolle sich an Schätzungen nicht beteiligen, sagte der Sprecher. Im Mai 2023 habe das Planfeststellungsverfahren sein 30-jähriges Jubiläum "gefeiert": "Es haben sich also letztlich alle seitherigen Schätzungen als falsch erwiesen."
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Der blick auf die Altstadt ist m.E. völlig irrelevant.
In Berlin haben wir eine Mauer abgerissen und in Bamberg setzen wir den Anwohnern eine Mauer vor die Nase.
Wenn ich mir vorstelle, dass ich aus dem Fenster schaue und denke in einem Gefängnis zu sitzen, den ganzen Tag duster und keine Sonne.
Gott sei Dank wohne ich nicht dort.
mausratz
Bin noch immer der Meinung, dass die ursprünglich geplante östliche Variante an der Autobahn entlang die bessere Lösung für unsere Stadt gewesen wäre. Das Verkehrschaos in der Stadt während der jahrelangen Bauzeit hätten wir uns gespart und die Stadt wäre nicht in 2 Teile zerschnitten worden. Manche/r wird sich noch wundern wie sich die Stadt negativ verändern wird. Aber hinterher weiss man/frau es immer besser - leider isses dann zu spät ...
Joe-Bamberg
tja, in 30 Jahren wechselt halt auch mal eine Generation der beteiligten "Fachleute" Und was das heisst, kann man aktuell auf vielen Gebieten merken
Der blick auf die Altstadt ist m.E. völlig irrelevant.
In Berlin haben wir eine Mauer abgerissen und in Bamberg setzen wir den Anwohnern eine Mauer vor die Nase.
Wenn ich mir vorstelle, dass ich aus dem Fenster schaue und denke in einem Gefängnis zu sitzen, den ganzen Tag duster und keine Sonne.
Gott sei Dank wohne ich nicht dort.
Bin noch immer der Meinung, dass die ursprünglich geplante östliche Variante an der Autobahn entlang die bessere Lösung für unsere Stadt gewesen wäre. Das Verkehrschaos in der Stadt während der jahrelangen Bauzeit hätten wir uns gespart und die Stadt wäre nicht in 2 Teile zerschnitten worden. Manche/r wird sich noch wundern wie sich die Stadt negativ verändern wird. Aber hinterher weiss man/frau es immer besser - leider isses dann zu spät ...
tja, in 30 Jahren wechselt halt auch mal eine Generation der beteiligten "Fachleute"

Und was das heisst, kann man aktuell auf vielen Gebieten merken