Die historische Kulisse wurde von Einheimischen vertont und markiert den Beginn einer "klingenden Landkarte".
Wenn man die Kellergasse in Unterhaid entlang spaziert, fühlt man sich zurückversetzt in eine andere Zeit. Den Weg begleitet eine alte Steinmauer. Dazwischen tauchen kleine Holztüren, die den Eingang in die Felsenkeller markieren, auf, bevor man am Hauptgebäude angelangt. Diese zauberhafte Szenerie wurde nun akustisch eingefangen und soll auch Interessierte ansprechen, die gar nicht vor Ort sind.
Die Volkshochschule Bamberg hat in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk und der Stiftung Zuhören einen Kurs namens "Hörpfade" angeboten. Dieser soll verschiedene touristische Attraktionen Bayerns in Form von Audioguides, ähnlich denen in einem Museum, im Internet und per App auf dem Smartphone zugänglich machen. Am Ende sollen so möglichst viele Beiträge eine "klingende Landkarte Bayerns" ergeben.
Das Besondere an diesem Projekt ist, dass diese Hörbeispiele nicht von Profis, sondern von den Anwohnern selbst erstellt werden. Der Hörer hat sozusagen eine "virtuelle Begegnung mit den Menschen vor Ort", wie es Anne Schmitt, eine der Kursteilnehmer, ausdrückte.
Es gab einiges zu erlernen Das Projekt existiert seit etwa einem Jahr und lief in Bamberg im April dieses Jahres an. Die Teilnehmer tauchten in der Vorbereitung in die Arbeit von Rundfunkreportern ein und lernten unter anderem, wie man Interviews führt, einen Beitrag aufbaut und wie man einen Ort für jemanden beschreibt, der gar nicht anwesend ist. "Man muss lernen, mit den Ohren zu sehen", erläuterte Kreisheimatpflegerin Annette Schäfer die Aufgaben des Kurses.
Als erstes Objekt wurde also die Kellergasse in Unterhaid ausgewählt, obwohl es auch noch andere Vorschläge gab.
Die historischen Anlagen mit Gasthaus und Kegelbahn sind an der Wende zum 19. Jahrhundert entstanden und nach einer mehrere Jahre andauernden Sanierung seit kurzem wieder für Gäste geöffnet. Daher war Bürgermeister Carsten Joneitis (SPD) "von vornherein begeistert", als er von der Idee hörte. Auch das Ergebnis kann sich seiner Meinung nach sehen lassen: "Man hört im Beitrag sozusagen das Rauschen des Bieres", lobte er die Autoren. Der Hörpfad über die Kellergasse beinhaltet unter anderem auch Stimmen von einem Brauer und einem Gast; alles am Originalschauplatz eingespielt.
Die Bearbeitung hat "viel mehr Zeit als gedacht" eingenommen, berichtet die zweite Autorin Barbara Spieß. Zirka 20 Stunden Arbeitszeit steckte jede der beiden zusätzlich zu den Kurssitzungen in den Beitrag. Das Schwierigste war dabei, das viele Material auf eine Länge von etwa drei Minuten zu kürzen.
Aber die Teilnehmer haben auch viel über den Umgang mit Medien und der Erstellung von Audiobeiträgen, wie sie im Rundfunk üblich sind, gelernt: "Ich habe jetzt wirklich eine Hochachtung vor dieser hohen Kunst", gab sich Schmitt beeindruckt.
Neben der Website des Projekts kann der Hörpfad auch auf der Homepage der Gemeinde Oberhaid angehört werden und wurde laut Bürgermeister auch schon "rege angeklickt", obwohl das noch gar nicht publik gemacht wurde. Vier weitere Beiträge sind im Moment noch in Bearbeitung und sollen im Januar fertig gestellt werden, bevor im Februar ein neuer Kurs an der Volkshochschule beginnt. Für die beiden Autorinnen ist nach ihren positiven Erfahrungen bereits jetzt klar: "Wir machen auf jeden Fall weiter!"