Die Masse der Verkehrsteilnehmer auf Bambergs Straßen wächst stürmisch. Doch welche Therapien gibt es gegen Dauerstau und Blechlawine?
Geht man nach den selbst gesteckten Zielen der Stadtverwaltung, steht Bamberg 2020 an einem Scheidepunkt. Wieder einmal. Der neue Stadtrat soll über den Verkehrsentwicklungsplan für die Zeit bis 2035 entscheiden - ein Großkonzept, das Auswirkungen auf jeden Lebensbereich haben könnte.
Bereits beschlossen ist eine zentrale Ziffer in diesem Paket.
Die Zahl der Verkehrswege, die mit dem so genannten Umweltverbund, also mit dem Rad, zu Fuß oder mit dem Bus zurückgelegt werden, soll von 59 auf 75 Prozent steigen - eine ehrgeizige Vorgabe, denn sie bedeutet auch, dass der Autoverkehr von 41 auf 25 Prozent schrumpft.
4000 neue Fahrzeuge in Bamberg
Im Moment scheint sich auf den Straßen das glatte Gegenteil abzuspielen. Die 7000 Einwohner und die 4000 neuen Kraftfahrzeuge, die Bamberg in den letzten Jahren gewonnen hat, lassen den Strom von Fahrzeugen in der Stadt massiv anschwellen.
Nicht nur am Berliner Ring hat die Belastung eine Grenze erreicht. Auch im Berggebiet zeigen sich Überhitzungserscheinungen. So wuchs die Blechlawine am Torschuster von 1997 bis 2015 um über 15 Prozent, wie die Analyse der Stadt gezeigt hat. Lärmgeplagte Anwohner können ein Lied davon singen.
Spannend wird es, wenn der Stadtrat die konkreten Maßnahmen beschließt, die aus den Zielen erwachsen: Was bedeutet die Vorgabe, den Fußgänger- und Radfahrerverkehr attraktiver zu machen, für den Ausbau des Straßennetzes, für die Schaffung von Park- und Rideplätzen, die Platzierung von Einzelhandel oder auch den S-Bahnhalt Süd?
Die Erfahrung zeigt, dass das Kleinklein bei Verkehrsthemen eng mit der Hoffnung auf einen großen Wurf verbunden ist, den Befreiungsschlag, der alles besser macht - oder auch nicht. Beispiel Bergverbindungsstraße. Wann immer es in der Debatte um die Überlastung der Altstadt geht, dauert es nicht lang, bis die Forderung nach einer Entlastungsstraße im Westen kommt. Sie könnte das nördliche mit dem südlichen Berggebiet verbinden oder in einem weiter gefassten Bogen Gaustadt mit Wildensorg.
Hallo Ebinger, haben Sie auch bedacht, dass Ihre Vorzeigebeispiele Amsterdam und Kopenhagen brettflach sind? Da braucht man nicht einmal eine Gangschaltung. Ganz anders das 7hügelige Zweite Rom Bamberg. Aber gemach. Nicht alles was hinkt ist ein Vergleich. Ich als sporadischer Bamberg-Besucher bin jedes Mal froh, wenn ich die aggressiven Radfahrer hier nichtmehr ertragen muss.
Schön, dass Sie Rom anbringen, da kenne ich mich aus. In Rom gibt es große Bereich in der Innenstadt, die zona a traffico limitato sind. Und das schon lange, und die Römer haben es überlebt. Bamberg ist zudem wesentlich enger als Rom.
Was die Bamberger Hügel angeht, sind die Wohngebiete aber auch durchaus mit dem Rad zu erreichen, es wohnen nur wenige Leute auf der Altenburg oder direkt am Michelsberger Wald. Der Pfisterberg als Tor nach Ost stellt nur für sehr konditionsschwache ein Hindernis dar.
man kann es drehen und wenden wie man will, bamberg ist nun mal im altstadt- ud innenstadtbereich nicht für den heutigen autoverkehr geschaffen. davor die augen zu verschliessen, hilft nicht weiter, auch nicht immer und immer wieder was den verkehr anbelangt, stückwerk zu liefern, was nur dazu führt, dass in der einen ecke ein problem gelöst und in der anderen ecke ein neues geschaffen wird. man muss sicch hier einmal zu radikalen lösungen durchringen, will heissen, die gesamte alt-und innenstadt wird bis auf den anlieger- und lieferantenverkehr autofrei gemacht. die alten italienischen städte haben es uns vorgemacht, ergebnis : es geht und es ist angenehm
Wie soll man als "Landei" mit dem angebotenen ÖPNV zur Arbeit kommen? Es wird ja nicht im Ansatz der Bedarf abgedeckt. Schön wäre es. Könnte man sich vor und nach der Arbeit entspannen. Aber bei den nicht vorhandenen Verbindungen ist das gar keine Option. Eine Nachfrage beim Landratsamt ergab folgendes: für ihre Ortschaft ist Busunternehmen XY zuständig. Wir können hier nichts machen. Aha. Danke fürs Gespräch. Die Nachfrage beim Busunternehmen: wir können da nichts machen. Begründung: es gab eigentlich keine. Kein Wunder dass der Verkehr immer mehr wird wenn von vornherein nichts getan werden will. Was nützt ein immer besserer Fahrplan innerstädtisch, wenn man vom Land gar nicht wirklich rein kommt?
Solange der ÖPNV im Landkreis nur das "Muss" abdeckt und sich nicht am Bedarf orientiert, wird das nichts werden. Solange es kein umfassendes Verkehrskonzept gibt, sondern nur an einzelnen Problemen herumgedocktert wird, wird sich nichts ändern. Da werden schnell irgendwelche gelbe Linien auf die Straße gepinselt für sehr wenige Radfahrer und kein Konzept, wie evtl. der Autoverkehr gelenkt werden kann. Warum lässt man den Durchgangsverkehr durch Bamberg fahren und lenkt ihn nicht um Bamberg herum? Das durchaus weiträumig, ich muss den Berliner Ring nicht nutzen, wenn ich auf der Autobahn drumherum fahren kann, aber es sind viele, die ihn nutzen, nur um ein Stück Autobahn zu sparen.
Ich habe die Hoffnung aufgegeben, dass Bamberg ein sinnvolles Verkehrskonzept, welche die Mobilität aller umfasst, erstellen kann. Ich selbst habe zwar auch kein Patentrezept, aber es dürfte doch jedem klar sein, dass es nicht so gehen kann, wie im Moment, dass ich für eine Gruppe was tue und für alle anderen nichts.