2004 beschickten noch mehr als doppelt so viele Kaufleute den Herbstmarkt auf dem Bamberger Maxplatz. Ein Verbandssprecher verbreitet dennoch Zuversicht, befürchtet kein Sterben der Traditionsveranstaltung auf Raten. Nicht alle Händler sind so optimistisch.
Niemand wird nachprüfen können, ob Georg Fischer recht behält. Er wagt die Prognose, dass es die Herbstmesse in Bamberg auch anno 2512 noch geben wird: "Sie hat über 500 Jahre Tradition und sie wird auch die nächsten 500 Jahre überleben."
Fischer verbreitet in seiner Funktion als Sprecher der Fachgruppe Warenhandel im Vorstand des Bezirksverbands der Marktkaufleute und der Schausteller Optimismus, obwohl sich die Herbstmesse heuer kleiner denn je präsentiert.
Es gab nicht mehr Anfragen Nur noch 28 Händler halten die Tradition aufrecht. Entsprechend leer ist der hintere Teil des Maxplatzes. Man hätte die übrigen Plätze gerne vergeben, sagt Steffen Schützwohl von der Rathaus-Pressestelle. Aber es habe nicht mehr Interessenten gegeben. 2005 waren es noch um die 45 Beschicker, 2004 noch 60.
Dass sich ihre Zahl in weniger als zehn Jahren mehr als halbiert hat, ist aus Fischers Sicht keine dramatische Entwicklung. Dramatisch, sagt er, sei die Parkplatz-Situation. Ihr gibt er vor allem Schuld, wenn potenzielle Kunden ausbleiben: "Unsere Zielgruppe ist die Landkreis-Bevölkerung."
In der Hauptwachstraße herrschte am Dienstag Nachmittag reges Kommen und Gehen. Doch nur ein Bruchteil der Menschen machte einen Abstecher auf die Messe.
Auch die Leute, die auf den Bänken vor dem Rathaus saßen, schienen an der Herbstsonne weit mehr interessiert zu sein als am Sortiment, das sich vor ihnen auf dem Maxplatz ausbreitet.
Einer der Händler ist Walter Arleth, Korbmachermeister aus Sand am Main. Auch ein paar Flaschen fränkischen Federweißer hat er dieser Tage zum Verkaufen dabei. Wenn es sich nicht mehr lohnen würde, wäre er nicht mehr da, sagt er unumwunden. Seit 40 Jahren sei er schon auf den Bamberger Messen vertreten. Wer noch Geschäfte machen will, müsse sich nach dem Publikumsgeschmack richten, gibt er zu verstehen. Er stellt aber auch fest: "Das schnelle Geld gibt's nix mehr!"
Trebgaster sieht Handlungsbedarf Arleth hat den Vorteil, dass er abends nach Hause fahren kann und kein Geld für die Übernachtung ausgeben muss. Eben so wie Thomas Feulner aus Trebgast, der in vierter Generation mit Haushaltswaren aller Art handelt. Wie lange noch, wagt er nicht zu sagen. So optimistisch wie Fischer sieht er für seine Branche jedenfalls nicht in die Zukunft.
Vielleicht liegt es auch an seinem Standplatz ganz hinten auf dem Maxplatz. Da kämen zu wenige Leute hin. Es ist das alte Lied, das schon die Obst- und Gemüsehändler gesungen haben.
Während diese mit Erfolg ihren Umzug an den Grünen Markt betrieben haben, wo sie nun alle gleichberechtigt nebeneinander stehen, fühlt sich Fierant Feulner nach wie vor abgehängt vom Kundenstrom.
Er wolle "die Messe nicht schlecht reden", versichert der Trebgaster im Gespräch mit dem FT. Aber im Gegensatz zum Verbandssprecher sieht er Handlungsbedarf. Er schlägt zum Beispiel vor, die Messe zu reduzieren, auf "vielleicht nur acht Tage".
Wäre weniger mehr? Von einem kürzeren Verkaufszeitraum verspricht er sich mehr Nachfrage und berichtet von Kulmbach, wo er drei Tage ist, und von vier Markttagen in Bayreuth: Die Umsätze lägen wenige Prozent unter denen in 14 Tagen Bamberg. Wohl auch, weil mit zunehmender Dauer die Ausgaben steigen: Neben den obligatorischen Platzgebühren fallen Kosten für Bewachung, Strom, Werbung, Übernachtung, Sprit usw. an. Die Idee habe man schon oft diskutiert und genau so oft verworfen, kommentiert der Verbandssprecher Feulners Vorschlag und gibt zu bedenken: "Lassen Sie es 'mal eine Woche lang regnen." Dann sei der Markt vorbei und kein Umsatz da. Die Mehrheit der Mitglieder will deshalb angeblich an den 14 Tagen festhalten.
"Gewisse Versorgungsfunktion" Seine Zuversicht, dass die Messen parallel zum Frühjahrs- und Herbstplärrer die heutigen Menschen noch lange überleben werden, erklärt Georg Fischer auch mit der "gewissen Versorgungsfunktion" . Das ambulante Gewerbe fülle inzwischen auch in Bamberg Angebotslücken im ansässigen Handel. Warme Unterwäsche, Kartoffeldämpfer und Wachstuch nennt er als Beispiele für Waren, die es nur noch auf der Messe geben würde.
Der Optimismus ist verständlich, hängt ja seine Existenz dran. Trotzdem für mich ein Beispiel für Realitätsverweigerung.
Die Generation welche Wachstücher kauft stirbt weg. Kundschaft unter 40 oder 50 ist an diesen Ständen wohl ehr die Ausnahme als die Regel.
Warme Unterwäsche? Wer kauft sowas bitte auf einem Markt wenn nebenann Geschäfte locken wo ich die Produkte in warmer Umgebung auch anprobieren kann?!
Kartoffeldämpfer gibts in jedem entsprechenden Fachgeschäft. Und wer bitte wartet ein halbes Jahr lang auf den Markt wenn er ein solches Teil aktuell eben jetzt braucht?
Erstaunlich das es überhaupt noch Markteilnehmer gibt welche davon leben können.
Mit Parkplätzen hat die Entwicklung nichts zu tun. Die Innenstadt ist voll von Kundschaft. Viel mehr hat es zu tun mit der altbackenen Produktpalette und eventuell noch mit der sinkenden Kaufkraft der Bevölkerung. Die Korbwaren auf dem Markt sind bis zu doppelt so teuer wie im Fachmarkt.
Einzig für regional hergestellte Produkte sehe ich einen Markt. Es gibt einen Teil in der Mittelschicht welche sich Gedanken macht was sie konsumiert und auch das nötige Kleingeld hat regional, fair uvm. einzukaufen.