Haushalt statt Pfarramt

2 Min
Jens Hans war in Lichteneiche Pfarrer mit Leib und Seele. Fotos: Marion Krüger-Hundrup
Jens Hans war in Lichteneiche Pfarrer mit Leib und Seele.  Fotos: Marion Krüger-Hundrup
 

Am kommenden Sonntag beendet Pfarrer Jens Hans seinen Dienst in der evangelischen Kirchengemeinde Memmelsdorf- Lichteneiche und geht in Elternzeit.

Mit der Waschmaschine müsse er sich noch anfreunden. Ansonsten sei er firm im Haushalt inklusive kochen mit Leidenschaft. Jens Hans macht wirklich nicht den Eindruck, als ob ihn seine künftigen Aufgaben schrecken könnten. Dabei ist der Karriereschritt nach landläufigen Ansichten eher einer zurück: Der Pfarrer der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Memmelsdorf-Lichteneiche tauscht aus freien Stücken den Talar mit der Küchenschürze. Der verheiratete Familienvater von drei Kindern im Alter von zwölf, neun und fünf Jahren geht in unbezahlte Elternzeit. Ehefrau Insea verdient nun als Vollzeit-Gehörlosenpädagogin in der von Lerchenberg-Schule auf dem Oberen Stephansberg in Bamberg den Familienunterhalt.

Viele Begegnungen

"Natürlich werde ich meine Gemeinde vermissen", räumt Jens Hans ein. Als Pfarrer mit Leib und Seele hat er in seiner achtjährigen Lichteneichener Amtszeit viele Kontakte geknüpft, erfüllende Stunden besonders mit den jungen Konfirmanden verbracht, ökumenisches Miteinander mit katholischen Kollegen gepflegt und Gottesdienste samt Predigten sorgfältig vorbereitet und gefeiert oder Dritt- und Viertklässlern der Grundschule Memmelsdorf Religionsunterricht erteilt. Die Begegnungen mit der Vielfalt an Menschen in den 30 Ortschaften der Kirchengemeinde waren für den Pfarrer immer etwas Besondere: "Menschen bei Taufen, Trauungen, Sterbefällen, Beerdigungen, Schwellen, Krisen oder Lebensfragen zu begleiten, war mir ein großes Anliegen", sagt er.

Vorfreude auf mehr Freizeit

Doch freimütig bekennt der 46-Jährige, dass er sich auf freie Abende ohne Gremiensitzungen und Wochenenden mit der Familie freut. Auf Konzerte der Bamberger Symphoniker oder Muße zum Lesen von Comics. Zumindest ein Jahr lang soll die Familienphase dauern. Dann will sich Jens Hans auf eine freie Pfarrstelle bewerben, die die bayerische Landeskirche üblicherweise ausschreibt. Jedenfalls müsse es eine Stelle an einem Ort sein, der zur Familiensituation passe und auch für seine Frau eine berufliche Perspektive eröffne, so der scheidende Pfarrer. Fest steht zumindest, dass eine Rückkehr ins Pfarramt Lichteneiche ausgeschlossen ist. "Es hat mit dem Pfarrhaus zu tun", erklärt Jens Hans. Vor vier Jahren habe es die Landeskirche und der Kirchenvorstand ermöglicht, dass er mit seiner Familie dort ausziehen konnte. Gründe für den Umzug nach Memmelsdorf seien Schimmel im Pfarrhaus und der sehr belastende Straßenlärm gewesen.

Der Kirchenvorstand beschloss, das Pfarrhaus zu erhalten und zu renovieren. Die Landeskirche hat nun im letzten Jahr nach längerem Prozedere einer umfangreichen Sanierung zugestimmt. Dennoch will Familie Hans nicht wieder darin einziehen: "Der Lärm um das Haus wird vorerst bleiben", sagt Jens Hans. Bis die neue und bessere Lärmschutzmauer um die Lichteneiche gebaut werde, "wird sicher noch Zeit vergehen". Pfarrer Hans ist sich sicher, dass für die Kirchengemeinde eine tragfähige Lösung gefunden wurde. Durch seinen Verzicht auf die Stelle sei der Weg frei sowohl für die Renovierung des Pfarrhauses als auch für eine Ausschreibung und Neubesetzung. Für einen Pfarrer herrsche Residenzpflicht im Pfarrhaus. Ein Nachfolger werde also darin einziehen müssen.

Konsequenter Schnitt

"Niemand braucht sich Sorgen zu machen", betont Hans im Blick auf die nächsten Monate. Zweiter Pfarrer Udo Bruha, ein Prädikant, viele Ehrenamtliche und Bamberger Kollegen "gewährleisten die notwendige Arbeit".

Familie Hans bleibt weiterhin in Memmelsdorf wohnen. Elternzeit bedeutet aber auch, dass Jens Hans keine Gottesdienste, Trauungen und Beerdigungen mehr halten wird. "Auch einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger auf der Stelle ist es nicht fair gegenüber, wenn der Vorgänger noch überall präsent wäre", meint Hans. Wer nun in seine Fußstapfen eintritt, ist noch völlig offen.

Der Kirchenvorstand, der im Oktober neu gewählt wird, entscheidet letztlich darüber: "Mit einer Stellenbesetzung ist vor Frühjahr nicht zu rechnen", erklärt Jens Hans.

Termin Am Sonntag, 16. September, wird ihn Dekan Hans-Martin Lechner im Gottesdienst (15 Uhr) in der Himmelfahrtskirche Lichteneiche verabschieden, anschließend Empfang im Gemeindehaus für alle, die persönlich ade sagen wollen.