Gundelsheimer Kerwa heuer ohne Schiml-Essen

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Blick auf das eingerüstete Gasthaus Schiml in der Gundelsheimer Hauptstraße Fotos: Maria Panzer
Blick auf das eingerüstete  Gasthaus Schiml in der Gundelsheimer Hauptstraße  Fotos: Maria Panzer
Daniela Schmitt (rechts) und Michaela Link werden an der Kerwa für die Besucher kochen.
Daniela Schmitt (rechts) und Michaela Link werden an der Kerwa für die Besucher kochen.
 

Wegen Sanierungsarbeiten ist das einzige regelmäßig bewirtschaftete Gasthaus im Ort bei dieser Kirchweih geschlossen. Die Gemeinde sorgt dafür, dass es trotzdem Kerwa-Braten gibt.

Eine überaus wechselvolle Geschichte hat die Gastwirtschaft Schiml. Bis vor kurzem die einzige in der Ein-Ort-Gemeinde, die regelmäßig geöffnet hatte. Ihre derzeitige Schließung werden nun vor allem diejenigen zu spüren bekommen, für die der Besuch der Traditions-Gaststätte insbesondere im Rahmen der Kerwa dazugehörte. Denn an diesem Wochenende feiert die Pfarrkirche Sieben Schmerzen Mariens ihr Weihefest. Nach dem Gottesdienst und an den Fest-Tagen wird der Gasthof Schiml diesmal keine Anlaufstation bilden.

Die traditionsreiche Geschichte des angestammten Schankplatzes kennt wohl kaum jemand so gut wie die Gemeinde-Archivpflegerin Maria Köppl. Seit 1612 und damit genau 400 Jahre gibt es ein Schankrecht für die Wirtschaft, wie die so genannte Schott-Chronik belege. Seit 1978 wohnt Familie Köppl in Gundelsheim. Zu deren Nachbarn zählte auch Margarete Schiml. Sie war die letzte Tochter der Brauer-Dynastie Leicht. Brauerei Leicht hieß die Gastwirtschaft seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Mit der Heirat von Margarete änderte sich der Name von Leicht in Schiml. Bis 1983 betrieb Margarete Schiml den Gasthof, den dann ein Neffe übernahm, der jedoch wenig später verstarb. Es folgen verschiede Pächter. "Der Schiml", so wie der Gasthof in Gundelsheim heißt, war Pizzeria und er stand auch mal länger leer, weiß Maria Köppl. Der Name der letzten Besitzerin war Hartmann, Günter Vogel seit 2004 deren Pächter.


Und der wollte den Schiml kaufen, wie er sagt. Weil ihm die Gaststätte sehr gut gefallen hat. Es habe im letzten Jahr bereits einen Notar-Termin gegeben, der jedoch platzte. Dann kam Jacqueline Schmittfull-Erben ins Spiel. Sie und ihr Mann kauften das Anwesen. Wie bereits zwei andere historische in Gundelsheim wollten sie auch den Gasthof Schiml restaurieren und Fremdenzimmer schaffen. Vogel blieb Pächter, ab November liefen die Sanierungsarbeiten. Ab da begannen wohl auch die Probleme. Für beide Beteiligten. Vogel hatte die Probleme im Zuge der Sanierungsarbeiten, die doch Einschränkungen mit sich brachten und zudem musste der Betrieb die weiteren durch den Straßenbau verkraften. Für die neuen Eigentümer taten sich indes immer wieder unvorhergesehene Herausforderungen auf, wie sie bei Sanierungen alter Bausubstanz nicht selten sind. Dann kam es zu letztlich unüberwindbaren Schwierigkeiten und die "Partner" (Pächter/Eigentümer) trennten sich. In der Bevölkerung, so weiß Maria Köppl, kursieren die verschiedensten Gerüchte. Fakt ist jedoch, dass heuer keiner der rund 3500 Gundelsheimer sein Kerwa-Essen beim Schiml kriegt. Auch weil es dort buchstäblich keine Küche mehr gibt.

Was es gleichfalls nicht gibt, das ist eine zweite, regelmäßig geöffnete Gastwirtschaft in Gundelsheim. Insbesondere, dass die Gastwirtschaft Casino (Öffnungstage sind in der Regel Donnerstag und Freitag, ansonsten bei privaten Feierlichkeiten) an der Kerwa nicht geöffnet hat, bedauert Bürgermeister Jonas Merzbacher (SPD). Er erinnert sich begeistert an die Zeiten, als das anders war.

Seit einigen Jahren hat die Gemeindeverwaltung Organisation und Durchführung der Kirchweih übernommen, unterstützt von Ortsvereinen. In diesem Jahr brachte die Schiml-Schließung zusätzliche Herausforderungen für die Mitarbeiter. Denn die Gemeindeverwaltung hat die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass Kirchweihbesucher auch heuer ein Kerwa-Essen bekommen können: Einkaufsmarktbetreiberin Daniela Schmitt und Köchin Michaela Link sorgen persönlich dafür. Schon früher war es möglich, sich das Essen beim Schiml zu holen und im Kerwa-Festzelt (das zwischen Rathaus und Gemeindeheim steht) zu verzehren. Der Kulturraum wird für die Zeit der Kerwa zur Küche umfunktioniert. Freilich wäre es unter diesen Umständen hilfreich, wenn man Mengen kalkulieren könnte (Interessenten wenden sich an die Verwaltung unter 0951/94444-11). Froh ist Merzbacher darüber, dass den Gundelsheimern mit dem Sportheim weitere Gastronomie zur Verfügung steht, gerade auch zur Kerwa.

Mit Blick auf die Kerwa 2013, so scheint es, können die Gundelsheimer davon ausgehen, dass sie beim Gasthof Schiml (wie auch immer er dann heißen wird...) wieder ein Kerwa-Essen haben. Jacqueline Erben-Schmittfull ist daran gelegen, "dass die Wirtschaft Richtung Advent wieder in Betrieb ist." Erste Anfragen möglicher Pächter gebe es bereits. Auch für Wirt Günter Vogel geht es weiter. Allerdings in Burglesau, wo er seit Mai einen Biergarten betreibt und in Kürze auch ein Gasthaus mit bewirtschaften will. Die Gundelsheimer wiederum dürften der Wiederbelebung ihrer angestammten Gastwirtschaft gespannt entgegenblicken. Schließlich ist die ja auch immer wichtiger Treffpunkt gewesen. Mindestens zur Kerwa auch für Maria Köppl.