In Frensdorf soll ein Mann einen Amoklauf angekündigt haben - was sich später als falsch erwies. Der Martinsumzug wird abgesagt, die Schule verriegelt. Jetzt wird über das Sicherheitskonzept diskutiert.
Am vergangenen Montag sollte in Frensdorf der Martinsumzug stattfinden. Die Kinder hatten sich schon darauf gefreut - hatten Laternen gebastelt. Doch dann kam die Nachricht: Der Umzug muss abgesagt werden - plötzlich am Montag um die Mittagszeit. "Ich habe entschieden, dass der Umzug nicht stattfindet", sagt Awo-Geschäftsführer Werner Dippold. Und er sagt: "Ich bin froh, dass wir es so gemacht haben."
Den Martinszug hätte ganz normal der Awo-Kindergarten St. Elisabeth Frensdorf veranstaltet. Doch an diesem Montag sollte wenig normal ablaufen: Es hatte sich das Gerücht breit gemacht, dass ein Mann Amok laufen könnte in dem Ort. Diese Information ist zum Kindergarten vorgedrungen. Wie sich nun - einige Tage später - herausstellte, war diese aber nicht richtig. Laut Helmut Fischer von der Polizeiinspektion Bamberg-Land sei ein Sorgerechtsstreit bekannt, "es besteht aber keine Gefahr für Dritte". Er spricht von dem Prinzip der "stillen Post": Das Gerücht wurde auch über das Internet verbreitet.
Zu dem Zeitpunkt am Montag war den Verantwortlichen die Lage zu unsicher. Man hatte das Gefühl, reagieren zu müssen. Also wurde der Martinsumzug abgeblasen. Die Entscheidung sei mit Polizei, Elternbeirat und Bürgermeister Jakobus Kötzner beraten worden, erklärt Dippold. Wobei Helmut Fischer betont, dass die Polizei grünes Licht gegeben habe: "Von unserer Seite aus waren für den Martinsumzug Polizeistreifen vorgesehen gewesen", sagt Fischer.
Dennoch: Die Entscheidung fiel gegen den Umzug. Man habe schließlich die Verantwortung für die Kinder zu tragen. Sicherheit gehe vor, sagt Dippold. Man habe an dem Abend gleich versucht, möglichst alle Betroffenen zu informieren. Ein Brief ging dann am nächsten Tag an die Eltern der Kindergartenkinder raus, in dem stand, "dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchen, dass etwas passieren könnte", sagt Dippold.
Auch Schule reagiert Am Montagabend wurde auch Cordula Atzhorn informiert. Sie ist Schulleiterin der Volksschule Frensdorf-Pettstadt. Die Gerüchte über einen möglichen Amoklauf hielten sich hartnäckig. Auch die Schule könnte betroffen sein. Horst Kutzner-Rexin, Elternbeiratsvorsitzender der Schule, wurde miteinbezogen. Man beriet sich bis spät in die Nacht. Auch die Polizei wurde gefragt, was nun zu tun sei. Und es war klar: "Dienstagfrüh muss ich reagieren", dachte Schulleiterin Atzhorn. Auch für sie waren die Informationen, die ihr vorlagen, zu vage. Am Dienstag wurden also die Eingangstüren der Frensdorfer Schule geschlossen. Es konnte jetzt keiner mehr von außen rein, der nicht rein soll.
Das Problem: Die Eltern wussten zu dem Zeitpunkt nicht, was geschehen war. Cordula Atzhorn sagt, sie habe keine Chance gehabt, die Eltern vor Dienstag zu informieren, da die Entscheidung erst spät in der Nacht gefallen war.
Gebäude war immer offen Die Verwunderung war am nächsten Tag bei den Eltern groß, denn bisher war die Schule ein "offenes Haus" - das Sicherheitskonzept, das vorsieht, dass Grundschulen verschlossen sind, war in Frensdorf noch nicht umgesetzt. Die Eltern waren gewohnt, einfach das Gebäude betreten zu können. Das änderte sich am Dienstag. Nun konnte niemand mehr einfach so in die Schule gelangen.
Cordula Atzhorn, die erst seit Beginn des Schuljahrs die Frensdorfer Schule leitet, sagt: "Wir verhalten uns jetzt nach dem Sicherheitskonzept richtig." Laut dem Elternbeiratsvorsitzenden Horst Kutzner-Rexin habe man am Dienstagmorgen versucht, die Eltern - so weit es ging - vor Ort über die Maßnahme zu informieren.
Doch von einigen Eltern war noch am Donnerstag zu hören, dass die Informationspolitik der Schule zu spärlich war. "Wir sind enttäuscht", deutet eine Mutter eines Schülers an. Die Schüler durften sicherheitshalber auch in der Pause nicht das Gebäude verlassen. Zwei Mütter sind am Dienstagabend zur Polizei gefahren, um zu erfahren, was vorgefallen ist. Von der Schule sei zu dem Zeitpunkt nur wenig zu erfahren gewesen.
Schulleiterin Cordula Atzhorn verteidigt sich: "Natürlich konnte ich nicht alle am Dienstag informieren." Schließlich seien nicht alle Eltern anzutreffen gewesen. Nachdem der Unterricht an dem Tag beendet gewesen sei, habe sie jedoch ein Schreiben aufgesetzt, das den Eltern dann am Mittwoch vorlag - was einigen wohl zu spät war.
Rückendeckung für ihr Handeln hat Atzhorn vom zuständigen Schulamt in Bamberg bekommen: "Sie hat richtig reagiert, sie muss in dem Moment alles tun, um die Kinder zu schützen", sagt Barbara Pflaum, fachliche Leitung des Schulamts.
Die Entscheidung sei sehr kurzfristig zu treffen gewesen. "Eltern sollten froh sein, dass man so reagiert", sagt Barbara Pflaum in Hinblick auf die Kritik. "Wir müssen immer eine Balance zwischen Sicherheit und Freiheit finden", beschreibt Pflaum die Lage, in der sich Schulleiter generell befinden.
In Zukunft klingeln? Eine Entscheidung scheint sich in Frensdorf nach dem Vorfall in dieser Woche abzuzeichnen: "Wir werden das so machen, dass in Zukunft von draußen keiner mehr rein kommt", sagt Bürgermeister Jakobus Kötzner. Jeder, der das Schulgebäude betreten will, muss dann klingeln.
Die endgültige Entscheidung muss allerdings auch im Elternbeirat besprochen werden. Ein großer Teil sei aber dafür, sagt Vorsitzender Horst Kutzner-Rexin. Ein Dialog zwischen Schulleitung und Eltern soll geschaffen werden, auch ein Informationsschreiben soll noch an die Eltern rausgehen.