Eine neue Station an der "Juraklinik" Scheßlitz ist seit 1. Oktober für die älteren Patienten gedacht. Hier erhalten sie eine altersbedingte Zusatzversorgung, um den Ansprüchen des Lebens wieder besser gerecht zu werden. Auch Allgemeinärzte können ihre Patienten einweisen.
Eigentlich ist Dieter Höger für diese Aufgabe genau der richtige Mann. Vor sieben Jahren hat er am Klinikum am Michelsberg in Bamberg schon einmal eine Abteilung "Akut-Geriatrie" eingerichtet, die sich bis heute bestens bewährt. Als Oberarzt war er zuvor in der Abteilung für Innere Medizin am Klinikum, als Internist und Nephrologe Facharzt für Nieren- und Hochdruckkrankheiten. Doch die Geriatrie, der Umgang und die Behandlung von altersbedingten körperlichen und geistigen Gebrechen, ist seine Berufung geworden. Die will er jetzt als Chefarzt an der Scheßlitzer "Juraklinik" erfüllen.
Für die gemeinnützige Krankenhaus-Gesellschaft des Landkreises Bamberg (GKG) war das ein Glücksfall. "Das neue Zentrum für Altersmedizin ist eine sehr gute Abrundung unseres Angebotes", sagt die stellvertretende Geschäftsführerin Brigitte Angermann. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, einer älter werdenden Gesellschaft, dürfe man sich dieser Aufgabe nicht verschließen. Die Kosten halten sich im Rahmen, weil die nötigen Räume bereits vorhanden sind. Hinzu komme einiges an Personal: Neben dem Chefarzt Ergotherapeuten und physikalische Therapie. Psychologen habe man bereits an der Steigerwaldklinik in Burgebrach, Logopäden arbeiteten aus einer Praxis in Scheßlitz zu.
Der 52-jährige neue Chefarzt kommt aus Merkendorf bei Ansbach und wohnt schon lange in Bamberg.
Für die Einrichtung wurde ein Teil der Station für Allgemeine Innere Medizin "geopfert" und zunächst 20 Betten für eine Station "Akut-Geriatrie" eingerichtet. Dazu gehört ein Gruppenraum und ein eigener Speisesaal, weil die Patienten einen möglichst großen Teil ihrer Zeit in Gemeinschaft verbringen sollen. "Wir wollen die Patienten so hinkriegen, dass sie in ihr häusliches Umfeld zurückkehren können", nennt Chefarzt Dieter Höger das wesentliche Kriterium. Das heißt: Pflege-Abhängigkeit vermeiden und die größtmögliche Selbständigkeit im häuslichen Bereich erzielen.
Damit begonnen werde noch in der Endphase, spätestens aber gleich nach Abschluss einer akuten internistischen Behandlung zum Beispiel von Lungenentzündung, Operationen, Infektionen oder Sturzsyndromen. "Dann kann ein geriatrisches, frührehabilitatives Komplexprogramm für alle wichtigen Bereiche des täglichen Lebens wie Mobilität, Alltagskompetenz, Emotionen, Kognition (Denkfähigkeit), Verhinderung von Antriebsarmut beginnen." Dafür gibt es Behandlungsblöcke von jeweils fünf Tagen, mit je zwei Therapieeinheiten täglich auf den verschiedensten Gebieten.
Dem etwa 20-köpfigen Therapie-Team gehören ferner Physiotherapeuten, Schmerztherapeuten und - nicht zu vergessen - eine aktivierende Pflege an.
"Bei einer umfassenden Behandlung ist die Quote der Rückkehrer ins Krankenhaus geringer", sagt Chefarzt Höger. Deshalb wird eine solche Behandlung von den Kassen übernommen und je nach Notwendigkeit ohne zeitliche Beschränkung verlängert. "Im Mittelpunkt steht der alte Mensch." Zur geriatrischen Behandlung können die Patienten aber auch von ihrem Allgemeinarzt nach Scheßlitz eingewiesen werden. Die ersten Patienten der Station sind so an die Juraklinik gekommen, bis gestern waren fünf Betten belegt. "Besonders honoriert wird der kurze Weg der Patienten zu ihrem Krankenhaus", sagt Brigitte Angermann.
Hier absolvieren sie ganz gezielt ein Wasch- und Anziehtraining, üben das Gehen mit und ohne Rollator, werden mit Gedächtnistraining auch geistig in Form gehalten. "Hier gilt vor allem: Wer rastet, der rostet", betont Dieter Höger. Medikamente helfen wenig zum Beispiel gegen Vergeßlichkeit oder Altersdepression. "Da hilft Teilhabe am Leben, Zeitunglesen zum Beispiel", meint Höger, "Gruppentherapie oder soziale Aktivitäten. Die Senioren blühen richtig auf bei dieser ,Inneren Medizin plus'". Die Behandlungserfolge erfüllten die Erwartungen voll und ganz: "Zwei Drittel bis drei Viertel der Patienten gehen nach der Therapie so raus, wie wir uns das wünschen."
Einen wesentlichen Beitrag dazu leistet die Pflege. Stationsleiterin Luitgard Heller und drei weitere Pflegekräfte und Therapeuten absolvieren derzeit eine zertifizierte Zusatzausbildung ("Zercur"), um dann ihr Wissen weiterzugeben. Für sie ist neben allen medizinischen Möglichkeiten noch eines wichtig: Ein möglichst kurzer Weg zum Krankenhaus. "Allein das Wisssen um eine Hilfe-Einrichtung in erreichbarer Nähe erleichtert die Therapie."