Gemeinsam Kirche sein

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Schulterschluss von Klerus und Laien: Erzbischof Ludwig Schick mit ZdK-Präsident Thomas Sternberg Fotos: Marion Krüger-Hundrup
Schulterschluss von Klerus und Laien: Erzbischof Ludwig Schick mit ZdK-Präsident Thomas Sternberg Fotos: Marion Krüger-Hundrup
Zum Festakt in der Aula der Bamberger Universität versammelten sich ZdK-Mitglieder und Ehrengäste.
Zum Festakt in der Aula der Bamberger Universität versammelten sich ZdK-Mitglieder und Ehrengäste.
 
Bürgermeister Christian Lange (links) und Erzbischof Ludwig Schick mit ZdK-Präsident Thomas Sternberg.
Bürgermeister Christian Lange (links) und Erzbischof Ludwig Schick mit ZdK-Präsident Thomas Sternberg.
 

Vor 150 Jahren wurde in Bamberg das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) gegründet. In Bamberg fand auch die Jubiläumsfeier statt.

Üblicherweise mischt sich das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) durchaus pointiert und vernehmlich ins Tagesgeschäft ein. Gleich ob kirchliches oder gesellschaftliches oder politisches. Diese Wortmeldungen von Laien stoßen nicht immer auf bischöfliche Sympathien. Und selbst beziehungsweise gerade eingefleischten Katholiken sind ZdK-Verlautbarungen durchaus ein Dorn im Auge - da vermeintlich nicht richtig katholisch.

So verblüffte der Festakt am Donnerstagabend in der Aula der Bamberger Universität, mit dem das ZdK sein 150. Gründungsjubiläum feierte: Die Redner gaben sich handzahm. Keine provokativen Zukunftsvisionen, keine Generalabrechnung mit der klerikalen Hierarchie, sondern augenfälliger Schulterschluss: "Wir wollen gemeinsam Kirche sein in guten wie in bösen Zeiten!", rief ZdK-Präsident Professor Thomas Sternberg den Festgästen zu, unter ihnen Erzbischof Ludwig Schick, Generalvikar Georg Kestel und weitere Vertreter des Dombergs. Dabei war der von Sternberg genannte Umstand für diese gewollte Verbandelung der Skandal, der derzeit das Land erschüttert: "Unser Festakt ist überschattet durch die Berichte über Missbrauch", hatte Sternberg eingeräumt. Und versichert: "Das ZdK steht an der Seite der Bischöfe bei der Aufklärung."

Damit war der kritischen Zeitansage auch Genüge getan. Denn schließlich hat das ZdK nahezu als einziges "Zentralkomitee" die Stürme der Geschichte überlebt. Diese begann für das ZdK am Ende des 19. Deutschen Katholikentages in Bamberg im September 1868: Die "Generalversammlung der katholischen Vereine der deutschen Länder" gründete ein erstes "Central-Comité". Ein Ziel sollte die Gründung einer katholischen Partei sein. Begonnen mit sieben Männern, hatte das "Central-Comité" 1871 bereits 270 Mitglieder aus vielen Diözesen. Heute vertritt das ZdK zumindest offiziell 23 Millionen Katholiken in Deutschland.

Diese und andere Streifzüge durch die vergangenen 150 Jahre unternahm als Festrednerin Birgit Aschmann, Professorin für Europäische Geschichte des 19. Jahrhunderts an der Humboldt-Universität zu Berlin und als Einzelpersönlichkeit Mitglied im ZdK. In ihrem Parforceritt durch die Jahrzehnte fielen Namen, Zahlen, Fakten, ZdK-Dauerthemen wie die soziale Gerechtigkeit oder die Frauenfrage oder das Verhältnis Laien und Kleriker. Professorin Aschmann schloss ihr Referat mit einem gegenwartsbezogenen Satz: "Das Christentum, die Religion der Liebe, muss einen Kontrapunkt setzen gegen die herrschende Kultur des Hasses, das ist für das ZdK wichtiger denn je."

Im spätromantischen Überschwang pries Bürgermeister Christian Lange (CSU) als Vertreter des Oberbürgermeisters Bamberg als "lieblichen Ort", der eng mit der katholischen Kirche verbunden sei - historisch wie heute. Lange sagte dem ZdK danke, "dass sie nach Bamberg zu ihren Wurzeln zurückgekehrt sind, um in die Zukunft zu schauen". Als süffige Hilfe bei diesem Weitblick nannte der Bürgermeister elf Brauereien inklusive 300 Biersorten in Bamberg. Wohlgefälliges Geraune in der Aula folgte als Beifall.

Vor dem Festakt hatte die ZdK-Versammlung im Dom den Festgottesdienst mit Erzbischof Schick gefeiert. In seiner Predigt unterstrich der Oberhirte, dass alle Getauften die Kirche bilden. Bei der Gründung des ZdK sei dies ebenso eine Tatsache gewesen wie zuvor und auch heute, dass "die Kirche in Deutschland keine Klerikerkirche ist". Dem ZdK drückte der Erzbischof auch im Namen der Deutschen Bischofskonferenz Dank und Anerkennung für das Wirken in Gesellschaft und Kirche aus.