Mahrs Bräu Bamberg: Brauerei-Chef erklärt Bierkrise - "extrem verschlimmert"
Autor: Ralf Welz
Bamberg, Samstag, 03. Februar 2024
Viele Brauereien stecken in einer tiefen Krise. Die Kosten steigen, der Bierverkauf sinkt. "In den letzten drei Jahren hat sich das Ganze extrem verschlimmert", berichtet der Chef des Bamberger Mahrs Bräu,
Deutschlands Brauereien befinden sich in Alarmstimmung. Verantwortlich ist eine schwerwiegende Absatzkrise: Im vergangenen Jahr wurde so wenig Bier verkauft wie seit Langem nicht mehr. Laut dem Statistischen Bundesamt wurden 2023 hierzulande 8,4 Milliarden Liter getrunken - ein neuer Tiefstand. Der gegenüber dem Vorjahr um 4,5 Prozent geringere Bierkonsum macht den Brauern zu schaffen. Bewusster Alkoholverzicht, höhere Herstellungskosten und ein harter Wettbewerb treiben vielen Akteuren der Branche Sorgenfalten auf die Stirn.
Vor allem kleinere Betriebe stehen vor großen Herausforderungen. "Das spüren wir alle", berichtet Antunovic Mijodrag, Geschäftsführer der Bamberger Brauerei Mahrs Bräu, mit Blick auf den gesunkenen Bierabsatz. Ihm zufolge hat die Branche schon seit rund zehn Jahren mit einem deutlichen Rückgang zu kämpfen. "Der Alkoholkonsum ist geringer geworden", konstatiert er im Gespräch mit inFranken.de. "Hinzu kommen noch die ganzen Krisen."
Mahrs Bräu Bamberg: Geschäftsführer übt Kritik an Handelskonzernen - "ist schon eine Frechheit"
"Ein ziemliches Problem sind die großen Handelsketten", hält Mijodrag fest. Mit den Verkaufspreisen der Großbrauereien kann der Mittelstand demnach in der Regel nicht mithalten. "Der Druck auf die kleinen Betriebe ist einfach zu groß." Der Bamberger Brauereichef spricht in dem Zusammenhang von einem "Preiskampf" innerhalb der Branche. "Die Großen können ihren Kasten Bier für 10 Euro anbieten", erklärt er in Hinsicht auf regelmäßige Angebote in Supermärkten. "Das können sich aber keine mittelständischen Brauereien leisten." Vom Verkaufspreis erhalte sein Betrieb gerade einmal 50 Prozent. Bier vom Discounter ist in der Regel preisgünstig - diese Brauereien stecken bei Aldi, Lidl und Co. dahinter.
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Auch für das Mahrs Bräu stelle der Handel einen äußerst bedeutenden Vertriebskanal dar. "Das wissen die Handelskonzerne natürlich und nutzen ihre Macht entsprechend aus", kritisiert Mijodrag. "Was sich da abspielt, ist schon eine Frechheit." Er wünscht sich zugleich eine stärkere Kontrolle der deutschen Supermarktketten durch das Kartellamt. Kritik übt er auch an den Konsumenten. "Viele wollen es billig, billig, billig - ähnlich wie beim Fleisch."
Niedrigere Preise seien aber unmöglich. "Es geht nicht günstiger, wenn wir unsere Arbeitsplätze und unsere Wirtshauskultur bewahren wollen", betont der Mahrs-Geschäftsführer. Manche Tradition rund um das fränkische Bier ist Jahrhunderte alt. Mehr zum Thema erfahrt ihr in unserem inFranken.de-Podcast "Franken erleben" in der Episode "Fränkisches Bier: Das musst du wissen".
Kostenanstieg zwingt Brauerei zu höheren Preisen - Bier in Gaststätte kostet vier bis fünf Euro
"Wir haben eine soziale Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitern", sagt Mijodrag. Insgesamt gebe es in Brauerei und Gaststätte derzeit zwischen 40 und 45 Beschäftigte. "Schon jetzt geht alle paar Wochen eine Brauerei insolvent." Inzwischen gebe es bundesweit nur noch rund 1500 Brauereistätten. Anders als kleine Firmen würden große Brauereibetriebe zum Teil von Investoren und Konzernen finanziell unterstützt.
Vergleichsweise hohe Preise muss das Mahrs Bräu derweil auch in seiner Brauereigaststätte in der Bamberger Wunderburg verlangen. "Wir sind dort gezwungen, unser Bier für vier bis fünf Euro anzubieten", sagt Mijodrag und verweist in dem Zusammenhang auf den immensen Kostenanstieg in den vergangenen Jahren. Die infolge des Ukraine-Kriegs entstandene Energiekrise setzte gerade regionale Brauereien unter massivem Preisdruck. Ein fränkischer Bierexperte erklärte 2022 gegenüber inFranken.de, dass der Preis für einen Kasten Bier bald bei 20 Euro liegen könnte.