Das war ein veritabler Flop: Mit dem "Bamberger Reiter" hat der Bayerische Rundfunk die Franken vorgeführt. Und ich kreiere hier und jetzt eine neue Verschwörungstheorie: München muss die Hand im Spiel gehabt haben.
Die Separatisten erheben zurzeit stolz ihr Haupt: Ob in Katalonien, ob in Schottland, der Ruf nach Unabhängigkeit braust wie Donnerhall durch Europa, und auch Wilfried "Bayernkurier" Scharnagl träumt von einem unabhängigen Freistaat. Der aber in sich keineswegs so homogen ist, wie er vielleicht meint. Jeden Franken treibt es zur Weißglut, wenn er von Preußen und anderen Ignoranten mit der touristenabgreiferischen Sepplhut-Folklore der Oberbayern identifiziert wird.
Dass das Fränkische mit dem Bairischen nichts gemein hat - das fällt allenfalls Ruhrpottlern nicht auf. Dazu noch historische Hypotheken: Die Liste der Demütigungen Frankens durch Münchner Regierungen ist lang. Und höret nimmer auf. Als jüngsten Affront hat sich der Bayerische (Staats-)Rundfunk eine Scheußlichkeit namens "Frankenkrimi" ausgedacht und an Schauplätzen in und um Bamberg exekutiert.
Wer das Trauerspiel vergangenes Wochenende verpasst hat: Es war deprimierend. Man muss lange nachdenken, um sich an einen solchen Flop im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu erinnern (im privaten sind Flops notorisch, aber das sind wenigstens professionell gemachte Flops). Die Augen reibend, hielt man es nicht für möglich, wie hier ein dürftiger Einfall, der Bamberger Reiter als Skulptur und als Synonym für irgendwelche Möchtegerncowboys, auf quälende eineinhalb Stunden ausgewalzt wurde.
Franken als lahme Deppen
Ein Kommissar
(Gummibär), der agierte, als habe er fleißig an den Valium-Vorräten seiner verstorbenen Mutter genascht. Angekündigte erotische Verwicklungen waren in etwa so aufregend wie ein Fortsetzungsroman in der "Bäckerblume", Jahrgang 1954. Einmal hat sich der Gummibär einer Buchhändlerin mit der Leidenschaft eines liebestollen Faultiers genähert.
Wolfgang Buck sülzt gefühligen Kitsch. Ein Reiter reitet über den Domplatz. Träge schleppt sich die Handlung dahin. Tatsächlich, Katharina Schüttler spielte mit, der Regisseur hat schon für die "Titanic" gearbeitet, der Drehbuchautor ist ein erfahrener Mann? Ich kreiere hier und jetzt eine neue Verschwörungstheorie: München
muss die Hand im Spiel gehabt haben. Die Franken als solche lahmen Deppen zu denunzieren - dahinter steckt bestimmt ein hämisch grinsender Oberbayer.
Ich wollte heute die Festplatte vom Receiver säubern und bin dabei beim Frankenkrimi hängengeblieben und hab ihn angeschaut. Ich muss dazu sagen, ich bin kein Fernsehkrimi-Experte, gebürtiger Oberpfälzer, wohn aber seit Jahren in Fürth. Die Studentin, die zum Verbluten so passgenau auf der Egge landet, kam mir schon etwas konstruiert vor, und als der Assistent seinen Namen sagte, dachte ich auch "oje... - doch gleich löschen..." - aber irgendwie bin ich hängen geblieben. Mit hat das gemächliche Vorgehen gefallen, die Aufnahmen, die Pferde, auch die Dreiecksbeziehung, die dann zum 4er wird - einzelne Dinge waren nicht ganz so glatt und plausibel, aber ich hab es nicht bereut, dass ich durchgehalten habe. Der Dialekt passte manchmal nicht und vielleicht gab es zu viel erzwungenes Wild West Feeling in Franken, dass der Kommissar den Reiter nachts sieht --- naja, so ein toller Zufall aber auch.... und trotzdem hat mir der Film als Ganzes wirklich gefallen, da kann ich über die kleinen Unstimmigkeiten hinwegsehen, die gibt's in Hollywood Blockbustern auch. Ich finde auch nicht, dass die Franken lächerlich gemacht wurden, nicht mehr als meinetwegen die Bayern im Bullen von Tölz. Also ich werd den Film nicht löschen!
Geschmackssache! Sein Drehbuch hatte allerdings inhaltliche Schwächen:
1. Aupairs aus Mexiko kommen nicht nach Deutschland
2. Aupairs treffen sich nicht im Nonnenkloster, sondern im (VHS-)Sprachkurs.
3. Der Klerus ist nicht mehr Auftraggeber großer Bauvorhaben.
nur ein Film. Keine Dokumentation.
Wer sich etwas mit der Sache befasst hat (das Making-of gesehen z.B. oder andere Interviews mit den Darstellern und Regisseuren) der weiß, daß hier versucht wurde, unserer Region gerecht zu werden. Das finde ich sehr gut. Und ganz sicher nicht hat ein Hiesiger, der Hauptdarsteller, sich als jemand instrumentalisieren lassen, der Franken mit diesem Film lächerlich machen wollte.
Wie einer der obigen Vorredner schon hervorgehoben hat: es geht halt, wie schön, mal nicht um reißerische Haudrauf und Sex&crime-Filmchen à la Hollywood, sondern um eine Sichtweise, die eine Landschaft würdigt, ebenso wie um ein subtiles Herausstellen von Fallstricken, in dem sich Menschen schnell befinden können. Das ist ein völlig neues Genre! Anscheinend wird sowas vor lauter Verbildung durch den TV-Schrott, der sonst so angeboten wird, nicht mal mehr wahrgenommen. Der neuere deutsche Film macht mir damit mal durchaus Hoffnung, daß nicht alles dem Kommerz geschuldet wird, sondern der Mensch und das Leben im Mittelpunkt steht.
Einigen sind ja nicht genug "schöne Bilder" im Film. Finde ich gerade gut, denn, einziger Schwachpunkt: mögen "Investoren" mit zuviel Geld, die Bamberg im Film sehen, sich n i c h t durch die schöne Stadt aufgefordert fühlen Bamberg vorbeikommen und hier alles aufzukaufen und damit noch weiter zu verteuern.
Ansonsten ein toller Film, dito der Würzburger Krimi. Ich wünsche mir weitere!
Den Bauer-sucht-Frau-Befürwortern wünsche ich übrigens weiter viel Spaß bei menschenverachtendem Möchtegern-Reality-TV.
Ohne die Bauer-sucht-Frau-Bäuerla in Schutz nehmen zu wollen, aber der "Krimi" fand genau auf dem gleichen Niveau statt.
Beispiel? In meinen 47 Lebensjahren habe ich noch nie den Nachnamen "Schäuferla" gehört. Da hab ich abgeschaltet.
Verarsche pur!