Fitness-Sportler sind die neuen Stars im Internet. Auch immer mehr Deutsche eifern ihnen nach und präsentieren sich mit Fotos ihrer Traumkörper selbst auf verschiedenen Seiten - und werden so zu Vorbildern für andere Sportler.
Deepwork, Body Skills, Indian Balance, Crossfit, Freestyle, Zumba - den Überblick im Dschungel der Fitness-Angebote zu behalten, fällt schwer. Auf der Suche nach neuen Trends kann das Stöbern durch die Sozialen Netzwerke durchaus hilfreich sein. Auf Instagram, Facebook und Co. haben unzählige Sportler ihr ganz persönliches Fitness-Tagebuch angelegt, geben Tipps und Ratschläge für das Training und die Ernährung. Stars der Szene sind beispielsweise der Kanadier Marc Fitt, aktuell mit über drei Millionen Facebook-Freunden.
Aber auch in Deutschland gehen im Netz immer mehr Fitness-Sternchen auf. Wie beispielsweise der von Sophia Thiel aus Rosenheim. Die 19-Jährige startete vor zwei Jahren mit ihrem radikalen Sportprogramm, baute massiv Muskelmasse auf und ist heute ein Fitness-Model.
Sie gilt in der Szene als großes Vorbild für viele junge Frauen, über 43 000 User haben ihren Youtube-Kanal aktuell abonniert.
Hier geht's zum Instagram-Profil von Sophia Thiel.
Was macht den neuen Fitness-Trend aus und warum präsentieren sich immer mehr Sportler im Internet mit ihren teilweise freizügigen Fotos? Wir haben bei sechs fränkischen Fitness-Fans nachgefragt, was sie täglich antreibt.
Katharina Nüßlein aus Pettstadt, 19 Jahre alt
Im vergangenen Jahr ändert sich das Leben von Katharina Nüßlein schlagartig. Sport ist schon immer ein wichtiger Teil ihres Lebens, aber mit Beginn der Ausbildung 2013 lässt alles etwas nach.
"Ich habe mich unwohl gefühlt, hatte wenig Selbstbewusstsein, was mein Aussehen betrifft", sagt die 19-Jährige. Ihr Freund ist es letztlich, der ihr die Fitness-Welt näher bringt. Die Pettstadterin lässt sich anstecken. Heute sagt sie: "Es ist irgendwie schon wie eine Sucht."
Nüßlein trainiert mindestens jeden zweiten Tag im Studio. Nicht an Geräten, sondern mit Gewichten. Sie will einen strafferen, definierteren Körper, einen flachen Bauch - natürlich mit Sixpack. Dafür hat sie auch ihre Ernährung umgestellt: Obst, Gemüse, Fisch, Hühnchen, Magerquark mit Früchten - gesündigt wird nur noch ab und zu. Positiver Nebeneffekt: Sie fühlt sich körperlich besser, war schon längere Zeit nicht mehr krank. Und: Negative Kommentare aufgrund ihres Fitness-Faibles bekommt sie im Bekanntenkreis eher selten. Nur ab und zu mahnt ihr Bruder, sie soll nicht so extrem werden.
Ihr großes Ziel: Nebenberuflich als Fitness- oder Bikini-Model zu arbeiten. Um bekannter und vielleicht entdeckt zu werden, veröffentlicht die 19-Jährige auf Instagram regelmäßig Fotos von sich. Über 300 User haben ihren Kanal aktuell abonniert. Im April auf der FIBO, der großen Kölner Fitness-Messe, will sie sich umschauen - und auch präsentieren. "Vielleicht werde ich dort ja entdeckt und dann gesponsert."
Unabhängig davon, ob sie in Köln den Durchbruch schafft, ist sich Nüßlein sicher: Fitness gehört zu ihr, ein Leben lang. "Es geht mir um körperliche Transformation. Das will ich erreichen, das spornt mich an." Belohnt für die harte Arbeit, sagt sie, wird sie jeden Tag." Nach dem Training total ausgepowert zu sein - das ist das beste Gefühl."
Sabrina Rainer aus Erlangen, 24 Jahre alt
Sabrina Rainer weiß: Es gibt günstigere Momente, um mit dem Abnehmen anzufangen. Im Dezember 2013 startet sie mit einem Weight-Watchers-Programm - exakt eine Woche vor Weihnachten. "Das ging dann aber schon irgendwie. Für meine Familie war es komplizierter als für mich, glaube ich", erinnert sich die 24-Jährige.
Sie schafft nicht nur die Hürde Weihnachten, sondern absolviert auch das komplette Abnehm-Programm. Mit Erfolg: Ein halbes Jahr später sind 15 Kilo runter. Die Erlangerin ist angefixt. Nur auf die Ernährung zu achten, reicht ihr nicht.
"Das hat alles richtig Lust auf Sport gemacht." Sie beginnt mit Ausdauer- und Krafttraining, aktuell trainiert sie mehrmals die Woche, geht joggen, auf den Cross-Trainer und im Studio an die Geräte.
Dass es für Sabrina Rainer ohne Sport nicht mehr geht, spürt sie aktuell, da sie aufgrund einer Operation außer Gefecht gesetzt ist. "Da dreht man am Rad. Ich merke jetzt so richtig, wie gut mir der Sport tut."
Trotzdem: Ins Extreme soll ihr Fitness-Fieber nicht abrutschen. "Das muss ich nicht haben. Ich will mich einfach gut fühlen." Den Schönheitswahn anderer Frauen sieht sie teilweise kritisch. "Das kann zu Essstörungen führen, oder dazu, dass man zu unerlaubten Mitteln greift. Dann wird es gefährlich."
Bei Instagram haben aktuell über 1700 Nutzer ihre Seite abonniert. Eine durchaus stolze Zahl. "Es ist schön, dass man positives Feedback erhält und andere ansteckt. Aber ich nehme mir nicht vor, die Abo-Zahlen kontinuierlich zu steigern."
Ihr Freundeskreis sieht ihre Sportleidenschaft mit gemischten Gefühlen. Stolz seien ihre Freundinnen auf das, was sie schon alles erreicht hat. Ab und zu gibt es aber auch mal einen kritischen Kommentar. "Wenn ich samstags um sieben Uhr ins Studio gehe, fragen sie mich schon mal, ob ich spinne", erzählt sie lachend.
Hier geht's zum Instagram-Profil von Sabrina Rainer.
Julia Stößlein aus Coburg, 22 Jahre alt
Der Tag von Julia Stößlein beginnt meist um 5:15 Uhr. Die 22-Jährige trinkt ein paar Gläser Wasser und fährt ins Fitness-Studio. Training, duschen, erst dann geht es zur Arbeit, wo die 20-Jährige frühstückt - gesund und ausgewogen versteht sich. "Klar sitze ich frühmorgens nicht jubelnd im Bett, wenn der Wecker klingelt. Aber ich mache das wirklich gerne und fühle mich gut dabei."
2013 meldet sich die Coburgerin mit Freunden im Studio an, geht regelmäßig trainieren. Im März 2014 kauft sie sich das Programm "Size Zero Gym". Zehn Wochen strikte Ernährung und Trainingsprogramm, dazu schaut sie täglich Fitness-Videos, liest Fitness-Artikel und richtet sich zur Dokumentation einen privaten Account auf Instagram ein. Die Veränderungen sind spür- und sichtbar, doch Stößlein ist nicht vollends zufrieden. "Ich habe mich schlapp gefühlt."
Sie probiert viel aus und stolpert irgendwann über das Buch "Intuitiv abnehmen, zurück zum natürlichen Essverhalten". Für die junge Frau ein Glücksfall.
"Ich habe angefangen, auf die Signale meines Körpers zu hören. Ich esse einfach das, was ich brauche, ohne strengen Verzicht."
Gesund sollen die Mahlzeiten aber schon sein. Morgens stehen beispielsweise keine Wurstbrötchen, sondern Dinkel-Vollkornbrote, ein Apfel, Haferflocken und Weintrauben auf dem Speiseplan. Einwände, dass dies bei der Zubereitung viel zu lange dauert, lässt Stößlein nicht gelten. "Das geht doch ruckzuck", sagt die 22-Jährige, die sich meist vegetarisch ernährt.
Mit ihrem aktuellen Trainingspensum (Krafttraining mit CrossFit, Joggen und Radfahren) und der Ernährung fühlt sich Stößlein rundum wohl. Mutet sie sich vielleicht etwas zu viel zu? "Nein. Ich habe eigentlich kein anderes Hobby und durch die Ernährung fühle ich mich fit und gesund."
Auch der Austausch mit anderen auf Instagram bringt ihr viel.
"Ich kann andere motivieren und lasse mich motivieren." Allerdings hat sie für sich persönlich eine Grenze gezogen: Schlank ja, übertrieben muskulös nein. "Die Balance muss stimmen."
Fabian Welsch aus Ebersdorf/Coburg, 20 Jahre alt
In der Personenbeschreibung auf seiner Instagram-Seite hat Fabian Welsch Begriffe wie "fitnessfreak" oder "gymoholic" eingefügt. Und das beschreibt ihn wirklich gut. "Fitness ist ein fester Teil meines Lebens. Ich trainiere fast täglich im Studio."
Die Ergebnisse kann man auf seiner Instagram-Seite begutachten. Regelmäßig veröffentlicht der 19-Jährige hier Fotos von seinem durchtrainierten Körper.
"Ich will mich ständig verbessern. An der Form kann man immer etwas machen", sagt Welsch, der als 16-Jähriger über den Kampfsport zum Krafttraining kam. "In einem kleinen Kraftraum habe ich mit Kumpels vier bis fünf Wochen trainiert. Da wurde mir bewusst: das ist meins."
Dass er wegen seines muskulösen Körpers auch mal schräg angeschaut wird, kann der aus Ebersdorf bei Coburg stammende Welsch verkraften. "Da kommt schon mal ein blöder Spruch. Aber das ist mir egal." Zumal er in seinem Freundeskreis auch eher bewundert als belächelt wird. "Einige Jungs sind schon etwas neidisch. Das kommt bei den Mädels ja auch gut an", berichtet er mit einem Lächeln.
Was die Frauenwelt betrifft, ist Welsch aber in festen Händen. Mit seiner Freundin trifft er sich trotz Trainings täglich und auch seine Freundschaften pflegt er. "Ich bin keiner, der nur im Studio rumhängt. Das ist mir wichtig.
Andere sitzen täglich zwei bis drei Stunden vor dem Fernseher. Ich nutze die Zeit eben sinnvoller."
Eine längere Zeit ohne Krafttraining ist bei Fabian Welsch aber die absolute Ausnahme. Ein Beispiel: Als dem 19-Jährigen sein Blinddarm entfernt wird, soll er eigentlich vier Wochen mit dem Training aussetzen. Welsch stemmt aber schon nach zwei Wochen wieder die Gewichte. "Es hat einfach zu stark gekribbelt."
Hier geht's zum Instagram-Profil von Fabian Welsch.
Manuel Hirschmann aus Michelau, 26 Jahre alt
Der Manuel Hirschmann von heute hat mit dem von vor einigen Jahren nicht mehr viel gemein. Zumindest optisch. Weil der heute 26-Jährige damals beim Fußball eher zu den Schmächtigen gehört, will er körperlich zulegen.
Er fängt mit dem Krafttraining an. "Das war anfangs ohne festen Plan. Ich bin da auch noch viel feiern gegangen und habe nicht auf die Ernährung geachtet."
Die Ergebnisse sind überschaubar. Das ändert sich erst, als er sich beim Fußball einen komplizierten Fußbruch zuzieht. Knapp ein Jahr muss er mit dem Training aussetzen. "Und plötzlich war ich wieder schmächtig."
Hirschmann hat genug: Ende 2012 stellt der Michelauer seine Ernährung radikal um und trainiert fast täglich mit Gewichten. Die Schinderei lohnt sich: Mittlerweile ist der 26-Jährige Fitness-Model für die Firma "Amando Perez".
Hirschmann wird regelmäßig für Fotoshootings gebucht, präsentiert sich auf Facebook und Instagram und hat sich für die nächste Zeit auch weitere Ziele gesetzt: "Ich will bald auf die Bühne." Die Klasse "Men's Physique" hat es dem Muskelmann angetan, eine Art
Bodybuilding-Wettbewerb in Badeshorts. Dafür trainiert er derzeit hart.
Unabhängig von seinem Abschneiden steht fest: Der Fitness-Sport soll in Hirschmanns Leben beruflich weiter die Hauptrolle spielen. Das Model will sich als Personal-Trainer selbständig machen und eventuell mit einem Freund in seinem Heimatort Michelau (Landkreis Lichtenfels) ein Fitness-Studio eröffnen. Seine Freundin unterstützt ihn dabei - auch wenn das bei teilweise täglichem Training nicht immer einfach ist. "Manchmal sagt sie schon: Hey, ich bin übrigens auch noch da."
Fußball spielt Manuel Hirschmann immer noch. In der Kabine hört er nur selten einen blöden Spruch aufgrund seines muskulösen Körpers. "Klar, manchmal kommt da schon was, weil ich früher eher der Typ Spargeltarzan war.
Aber allgemein sind alle locker und entspannt."
Hier geht's zum Instagram-Profil von Manuel Hirschmann.
Philipp Zahn aus Herzogenaurauch, 26 Jahre alt
Philipp Zahn hat ein ehrgeiziges Ziel: Im kommenden Jahr will der 26-Jährige an einem Bodybuilding-Wettbewerb teilnehmen. Deshalb heißt es für den Herzogenauracher aktuell nicht nur trainieren, sondern auch verzichten. "Das mache ich aber schon länger. Also, kein Problem", erzählt der BWL-Student. Seit 2013 trainiert der Kraftsportler täglich nach einem festen Trainingsplan. Und da gehört die gesunde Ernährung einfach dazu: Kein Fast-Food, keine Süßigkeiten.
"Das gibt eh nur kurzfristig Energie."
Dass Zahn an der Uni teilweise schief angeschaut wird, weil er alle zwei Stunden seine Tupperdosen herauskramt, kann er verkraften. Genauso, dass es den einen oder anderen geben wird, der seine Bodybuilding-Bestrebungen nicht ganz so prickelnd findet - Stichwort stark, aber dumm. "Da stehe ich drüber. Jeder sollte das machen, was er für richtig hält."
Auf seinen Profilen im Netz würde auch immer mal wieder ein falsches Gerücht oder ein blöder Spruch die Runde machen. Verzichten will er auf seine Netz-Aktivitäten aber auf keinen Fall. "Da finde ich wichtige Tipps und kann mit anderen in Dialog treten. Und vor allem ist es für mich ein digitales Fotobuch."
Für den Wettkampf hat Zahn nicht nur einen festen Trainingsplan, sondern auch einen Personal-Trainer. Das ist normal in der Bodybuilding-Branche.
Bis November 2016 wird viel Schweiß fließen, ab April geht es bei der "Definitionsphase" richtig rund. Sorge, dass er irgendwann aufgibt, hat der 26-Jährige nicht. Zur Not gibt es einen Motivationsschub von seiner Freundin, die ebenfalls fitnessbegeistert ist und die er - ganz standesgemäß - im Studio kennengelernt hat. "Sie unterstützt mich."
Ein konkretes Ziel für den großen Wettkampf hat Zahn nicht. Es soll Spaß machen auf der Bühne, sagt er. Nach einer kurzen Pause lässt er sich dann doch einen persönlichen Wunsch entlocken. "Ein Platz unter den ersten Drei wäre schon ein Traum."
Unglaublich, am Wochenende eine Doppelseite im FT mit so einem Thema. Da fällt einem nichts mehr ein. Gibts nicht wichtigeres zu berichten? Man sollte dieses Käsblatt echt abbestellen.
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Da fällt einem nichts mehr ein. Gibts nicht wichtigeres zu berichten?
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