Es gärt in Erlau - wegen der Biogasanlage

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Ein Teil der Erlauer Interessengemeinschaft Lärm brütet über Dokumenten, die sich im Zusammenhang mit der Biogasanlage und deren geplanter Erweiterung angesammelt haben. Foto: Ronald Rinklef
Ein Teil der Erlauer Interessengemeinschaft Lärm  brütet über  Dokumenten, die sich  im Zusammenhang mit der Biogasanlage und deren geplanter Erweiterung angesammelt haben. Foto: Ronald Rinklef
Die Biogasanlage bei ErlauFoto: Ronald Rinklef
Die Biogasanlage bei ErlauFoto: Ronald Rinklef
 

Ob es klappt? In Walsdorf soll über die Erweiterung der Biogasanlage in Erlau entschieden werden. Einige Bürger klagen über Lärm und Geruch.

Diesen Donnerstag soll im Walsdorfer Gemeinderat über die Erweiterung der Biogasanlage in Erlau entschieden werden, die jedoch bei einigen für Ärger sorgt. Um es vorweg zu nehmen, Stefan Zöcklein, Peter F. Thürl, Gabi Dörfler oder Uli Eitel haben nichts gegen Landwirte an sich und auch nichts gegen den jungen, tüchtigen Landwirt Stefan Faatz. Man habe über lange Zeit ein ausgesprochen gutes Verhältnis gehabt. Das betonen die Anwohner des Erlauer Schindholzwegs, die sich vor kurzem zur Interessengemeinschaft (IG) Lärm zusammengeschlossen haben und vor allem darüber echauffieren, dass sie sich nicht ernst genommen fühlen und man nicht mehr mit ihnen geredet hat.

Worum geht es? Stein des Anstoßes sind Vorkommnisse im Zusammenhang mit der 2011 unweit des nördlichen Erlauer Ortsrands errichteten Biogasanlage: Vor allem für die Bürger am Schindholzweg bedeutet das einerseits immer wieder Geruchsbelästigungen, andererseits ein in Stoßzeiten stark erhöhtes Verkehrsaufkommen großer landwirtschaftlicher Maschinen und Fahrzeuge.

Flurbereinigungswege nutzen

Die Anwohner stehen auf dem Standpunkt, die mit vielen öffentlichen Geldern finanzierte Flurbereinigung habe genügend ausreichend dimensionierte und tragkraftmäßig ausgestattete Wege geschaffen, so dass ein Großteil des landwirtschaftlichen Verkehrs zu Aussiedlerhof und Biogasanlage der Familie von Stefan Faatz nicht über den Schindholzweg führen müsste.

Eigentlich wohl auch nicht dürfte. Denn nach einer Äußerung des Landratsamtes im Zusammenhang mit der Erweiterung der Anlagenkapazität im Jahr 2014 sollte der Schindholzweg möglichst gemieden und andere Zufahrtsmöglichkeiten genutzt werden.

Das allerdings haben die Mitglieder der in diesem Jahr gebildeten IG erst heuer erfahren. Im vergangenen Jahr hatten sie sich in der Hoffnung auf Abhilfe beim Verkehrsproblem an den Gemeinderat gewandt, fühlten sich dort aber nicht ernst genommen.

Dass es sich beim Biogasanlagenbetreiber Stefan Faatz um den Sohn von Bürgermeister Heinrich Faatz handele, mache alles wohl nicht einfacher. Die IG kritisiert auch, dass man nur zufällig von der Informationsveranstaltung für Bürger erfahren hat, die der Gemeinderat in seiner vorherigen Sitzung vorgeschlagen hatte. Sie finde nun am Donnerstag um 17 Uhr statt, um 18 Uhr tagt der Gemeinderat.

Die Mitglieder der IG bezweifeln, ob die Stunde für eine umfassende Information reicht und hoffen, das Wort zu bekommen. Sie hätten sich eine wirkliche Bürgerversammlung zu diesem heiklen Thema gewünscht und einen längeren Entscheidungsprozess. Sie möchten nun, dass man endlich wieder miteinander ins Gespräch kommt und sich Gemeinderäte, die bei kritischen Punkten nachhaken, notfalls trauen, die Entscheidung ein weiteres Mal zu vertagen.

In der Zwischenzeit zeichnet sich ab, dass man noch einmal versucht, vor den Donnerstag-Terminen, aufeinander zuzugehen. Heute, Dienstagabend, soll ein Treffen zwischen der Familie Faatz, Gemeinderäten und IG-Vertretern stattfinden.

Stefan Faatz stellt indes klar, es sei keinesfalls so, dass man nicht mehr mit einander spreche. Er gesteht aber zu, dass er einmal unter Zeitdruck und einer ungünstigen Situation etwas forsch reagiert habe. Er betont zugleich, dass er seit 2014 seinen Mitarbeitern und auch den betriebsfremden Fahrern aufgegeben habe, möglichst wenig durch das Wohngebiet zu fahren. Manche Fahrten freilich ließen sich nicht vermeiden. Zur Befürchtung der Schindholzweg-Anlieger, die Erweiterung der Anlagenkapazität sorge für mehr Fahrten durch ihre Straße, sagt Faatz, die Fahrzeuge seien in der Zwischenzeit so ausgelegt, dass sie größere Lasten aufnehmen und es so nicht zwangsläufig wesentlich mehr würden.

Parkende Autos eine Gefahr

Zum Aspekt Sicherheit: Vor allem am Gehsteig geparkte Fahrzeuge nehmen die Sicht, so Faatz. Zum vom Gemeinderat angeregten Infosabend wiederum sagt er, der Donnerstags-Termin sei zustande gekommen, weil an diesem Tag die Münchner Architektin in Erlau sei.

Zur Veröffentlichung des Termins wiederum erklärt der Geschäftsleiter der Gemeinde, Markus Schramm, das gemeindliche Mitteilungsblatt erscheine alle vier Wochen mittwochs. Den Termin der Infoveranstaltung habe man erst letzte Woche erfahren und noch nach Redaktionsschluss mit aufgenommen. Mit dieser Veranstaltung habe die Gemeinde nichts zu tun, sie stelle lediglich den Raum.

Bürgermeister Heinrich Faatz (CSU), dessen Sohn Stefan die Biogasanlage betreibt, hält sich aus allem heraus: "Ich sage zu der Sache nichts."

KOMMENTAR:

Jeweils berechtigte Interessen

Es scheint Signale zu geben, dass man sich aufeinander zu bewegt. Gut so. Jede Seite hat im vorliegenden Konflikt Argumente, die sich nachvollziehen lassen: Die wenigen verbliebenen Landwirte brauchen enorme Dimensionen, um heute noch rentabel zu arbeiten. Mit entsprechendem Fuhr- und Gerätepark. Und man muss sich nach dem Wetter richten - wenn etwas erledigt werden kann, ist Hochbetrieb. Hier kommt dann die Statistik ins Spiel: Einigen Extrem-Frequenz- und -Lärmtagen folgt eine Vielzahl mit ungleich geringerer Belastung. Im Schnitt wird alles zu passenden Werten egalisiert. Und dabei passen die Extremtage den Anliegern überhaupt nicht mehr.

Prinzipiell sind Biogasanlagen, die Energie aus der Region für die Region produzieren aus ökologischen Gründen zu begrüßen, ebenso in der Region produzierte Nahrungsgrundlagen, nicht zu vergessen die Landschaftspflege, die es ohne Landwirtschaft nur für teuer Geld gäbe. Dennoch haben auch die Schindholzweg-Anlieger berechtigte Interessen. Verständnis für den jeweils anderen und intensiver Austausch sollten einen Mittelweg gangbar machen, das Treffen Dienstagabend könnte ein erster Schritt sein.