Im November entscheidet sich, wo 2016 die Landesausstellung "500 Jahre Reinheitsgebot" stattfinden wird. Das Bamberger Land hat die größte Brauereidichte.
Irgendwann im November, so sagt Dr. Rainhard Riepertinger vom Haus der Bayerischen Geschichte, wird wohl die Entscheidung fallen. Denn im Jahr 2016 will man ein bedeutendes Jubiläum feiern: 500 Jahre Reinheitsgebot stehen ins Haus und sollen Thema einer Landesausstellung sein. Eine geheimnisvolle Jury, deren personelle Zusammensetzung nicht preisgegeben wird, entscheidet derzeit darüber, an welchen bierseligen Ort im Freistaat der ehrenvolle Auftrag vergeben wird. "Da darf das Epizentrum der Bierkultur nicht fehlen", wie der Leiter des Bamberger Brauereimuseums, Johannes Schulters, mit Blick auf Bamberg unterstreicht.
Fehlen tut die Domstadt auch nicht, zumindest nicht bei den Bewerbungen. Denn rechtzeitig hat Bamberg seinen Hut in den Ring geworfen und will nach der Landesgartenschau 2012 eine weitere repräsentative Landesveranstaltung heimholen. Dabei darf man sich durchaus Hoffnungen machen, denn bei der Kaiser-Heinrich-Ausstellung 2002 kamen die zweitmeisten Besucher einer Landesausstellung überhaupt an die Regnitz. Rund 220 000 waren es damals, übertroffen wird diese Zahl nur vom "Wiederaufbau" in Würzburg mit 365 000.
Die Fachjury setzt sich aus Vertretern des Ausstellungswesens, der Wissenschaft, Politik und Wirtschaft zusammen und muss unter 13 Bewerbern die richtige Auswahl treffen. München ist übrigens schon mal nicht dabei, weil es Sitz des Hauses der bayerischen Geschichte ist. Aber nicht nur deshalb glaubt Dr. Regina Hanemann, die für Bamberg eine repräsentative Bewerbung eingereicht hat, "dass wir diese Ausstellung mit Fug und Recht kriegen könnten". Das glaubt auch der heimische Landtagsabgeordnete Heinrich Rudrof (CSU), der dem Beirat des Hauses angehört - neben mehreren anderen Landtagsabgeordneten, Präsidenten, Generaldirektoren, Professoren und Generalkonservatoren. Ein sehr sachkundiges Gremium also, das auch das Bamberger Land recht gut kennt.
Dennoch will Heinrich Rudrof nicht versäumen, auf ein "starkes Aushängeschild" hinzuweisen. Ist doch die Region um Obermain und Regnitz das Land mit der höchsten Brauereidichte der Welt. Was bei der Bewerbung der Stadt natürlich nicht verschwiegen wurde, so Regina Hanemann, und bei einer Entscheidung für Bamberg "werden wir selbstverständlich auch das Bamberger Land gebührend in die Ausstellung einbeziehen". Eine zu starke Aufsplitterung soll laut Dr. Riepertinger allerdings vermieden werden. Man wird sich also im Erfolgsfalle Gedanken machen müssen, wie man allen Beteiligten und den Strukturen der Region Rechnung tragen kann.
Kein Schaden sollte es für die Bamberger Bewerbung sein, dass das bairische Reinheitsgebot von 1516 damals für den fränkischen Raum und das Fürstbistum Bamberg keine Verbindlichkeit besaß. Denn erst nach 1800 wurden die fränkischen Herrschaften dem Königreich Bayern einverleibt - wird deshalb die Landesausstellung zum Reinheitsgebot also eine altbayrische Angelegenheit bleiben? Letztlich sei es nur "ein Zufall der Geschichte", so Rainhard Riepertinger, dass das neue Lebensmittelgebot bei einem "Verordnetentreffen" des bairischen Herzogtums anno 1516 in Ingolstadt erlassen und vor allem zur allgemeinen Kenntnisnahme gedruckt wurde. Die seinerzeitige Mit-Residenz Ingolstadt ist übrigens unter den Bewerbern.
Ähnliche Verordnungen gab es seinerzeit in der Bierregion Bamberg. Bereits im Jahr 1489, so Stadtführerin Christine Freise-Wonka, verfügte Fürstbischof Heinrich III. Groß von Trockau, dass "beim Einsieden nichts mehre denn Hopfen, Malz und Waser zu nehmen sey". Direktiven dieser Art, so der Direktor des Bamberger Brauereimuseums, Johannes Schulters, gab es damals schon in Augsburg, München und in thüringischen Gegenden.
Das Reinheitsgebot von 1516 bildete aber erstmals ein flächendeckendes und allgemein anerkanntes, gedrucktes Lebensmittelrecht.
Von welchem Erdbeben ist hier die Rede? Ist in Bamberg bzw. Franken die "Bierkultur" explodiert?
Da ist wohl Herrn Schulters die Metapher etwas arg schief geraten, und Herr Penning übernimmt in kongenialer Weise ...
... wissen, was wir an unserem Bier haben. Die Bayern sollen ihre Brühe dort feiern, wo sie herkommt: in Bayern.
Sollte Bamberg Austellungsort werden, wäre der Veranstalter das "Haus der bayerischen Geschichte". Es würde uns dann wieder eine bayerische Version unserer Geschichte präsentiert werden. So wie bei der Kaiser-Heinrich-Ausstellung 2002, aus der die Besucher dümmer rausgekommen sind als sie es beim Reingehen waren.