Entsetzen und Trauer in Stegaurach

1 Min
Bischof Luigi Padovese (links) unterhält sich beim Neujahrsempfang der Gemeinde Stegaurach im Januar 2010 mit Bürgermeister Siegfried Stengel. Foto: Hans Kurz

Der Mord an Bischof Luigi Padovese in der Türkei schockiert die Stegauracher. Der allseits beliebte Geistliche war der Gemeinde seit 36 Jahren eng verbunden. Noch am vergangenen Sonntag hielt der Ehrenbürger dort den Gottesdienst.

"Wenn ich bei euch bin, bin ich zu Hause", bekannte der aus Italien stammende Bischof am letzten Sonntag seine Verbundenheit mit der Gemeinde und vor allem mit den Menschen im Aurachtal. "Er war ein Freund der Menschen. Die Menschlichkeit hat ihn trotz seines hohen Amtes ausgezeichnet", rang ein spürbar schockierter Siegfrried Stengel, Bürgermeister von Stegaurach und persönlicher Freund von Pater Luigi, wie er liebevoll genannt wurde, am Freitag um die richtigen Worte. "Ich kann es einfach nicht begreifen."
Zweite Heimat Stegaurach

"Stegaurach war eine zweite Heimat für ihn", weiß Pfarrer Walter Ries. Wenn er in Deutschland war, und das war er regelmäßig, wohnte Luigi Padovese in Stegaurach, wo ein eigenes Zimmer im Pfarrheim für ihn reserviert war. "Durch seine sehr warme, sehr herzliche Art haben ihn alle geliebt", sagte Ries. Er sei offen auf alle Menschen zugegangen, auch solche die der Kirche distanziert gegenüber stünden. 1974 war Padovese, damals noch Student, erstmals als Urlaubsvertretung nach Stegaurach gekommen, nachdem er zuvor auf Burg Feuerstein einen Deutschkurs gemacht hatte. 36 Jahre, bis zu seinem gewaltsamen Tod am Fronleichnamstag, blieb er der Gemeinde - der kirchlichen ebenso wie der der weltlichen - treu. Auch als er schon früh zu höchsten wissenschaftlichen Weihen aufgestiegen war: Dr. Dr. Luigi Padovese lehrte als Professor an den Päpstlichen Universitäten Antonianum und Greogianum. 2004 wurde er Bischof in der Türkei, seit 2008 war er Vorsitzender der türkischen Bischofkonferenz.
Ehrenbürger mit "Eheversprechen"

Zwar machte er von da an keine Urlaubsvertretungen mehr für den Stegauracher Pfarrer, aber er kam regelmäßig weiter zu Besuch. Vor drei Jahren wurde er Ehrenbürger der Gemeinde. "Ich bekunde, fest zu Stegaurach zu gehören und Stegaurach zu mir", sagte der Kapuzinerpater aus diesem Anlass. Nach 30 Jahren Ehe auf Zeit sei er für die Ehegemeinschaft bereit, wolle wie in einer christlichen Ehe mit Stegaurach in Gebet und Gedächtnis verbunden sein. Die Stegauracher vergalten ihm seine Liebe, seine Herzlichkeiten und seinen Humor mit Gegenliebe und Freundschaft. Entsprechend groß war der Schock, als die schreckliche Nachricht aus der Türkei mitten in das Pfarrfest an Fronleichnam platzte. Schweigend, viele mit Tränen in den Augen, zogen die Menschen noch am Abend in die Kirche, zu einem stillen Gedenken an "ihren Luigi". Mehr lesen Sie im Fränkischen Tag