Der Stadtmarketing-Verein fühlt sich in der wieder entfachten Debatte um Events in der Fußgängerzone zu Unrecht an den Pranger gestellt. Und teilt seinerseits aus.
Sind es wirklich die Großveranstaltungen, die Krach, Vandalismus und Verschmutzung nach sich ziehen? Oder hat es vielmehr mit der veränderten Ausgehkultur und einer zunehmenden Rücksichtslosigkeit zu tun, dass Innenstadt-Bewohner unter Wildpinklern und Lärm leiden, der ihnen den Schlaf raubt?
Für Klaus Stieringer, den Geschäftsführer des Vereins Stadtmarketing, geht die von genervten Bürgern geübte Kritik an den Festen und Feiern in der Stadtmitte jedenfalls zu weit.
Namentlich Gisela Schlenker, der Frau, die sich seit einigen Jahren zum Sprachrohr der Lärm geplagten Bewohner gemacht hat, unterstellt er, sie wolle sich auf Kosten anderer profilieren. Stieringer im FT-Gespräch wörtlich: "Ich lasse mir die Veranstaltungen nicht kaputt machen, nur weil jemand in den Stadtrat will!"
CSU-Mitglied Schlenker hat, wie sie sagt, polemische Reaktionen wie diese erwartet, nachdem sie und andere Bewohner der Innenstadt sich im FT vom 28./29. März sehr kritisch geäußert hatten.
Unter der Überschrift "Partyterror: Lärm, Müll, Fäkalien" hatte die Lokalredaktion Leute zu Wort kommen lassen, die morgens immer wieder Speisereste oder Erbrochenes vor ihren Haustüren und Urin im Briefkasten beseitigen müssen. Und die einen Zusammenhang herstellen mit Großveranstaltungen, wie sie auch der Verein Stadtmarketing ausrichtet.
Stieringer redet die Lärmproblematik nicht klein. Das ist auch für ihn ein Problem, rührt seiner Meinung nach aber mehr vom Nichtrauchergesetz her, das die Leute zum Nikotinkonsum aus den Lokalen ins Freie nötigt, und davon, dass Jüngere erst ausgehen, wenn die Älteren schon ihre Ruhe haben wollen.
Daraus entstehende Interessenskonflikte seien in einer Universitätsstadt wie Bamberg eben größer als dort, wo es keine oder wenige Studenten gibt.
Der Stadtmarketing-Mann will sich jedenfalls den "Schwarzen Peter" nicht zuschieben lassen. Er verweist auf "umfangreiche Maßnahmen", mit denen der Verein in der Vergangenheit auf Bitten und Beschwerden aus der Bevölkerung eingegangen sei, räumt aber ein: "Es gab Veranstaltungen, die die Stadt belastet haben." Deshalb gehören die Biertage und die Eisbahn der Vergangenheit an, sei das Benefiz-Open-Air auf Wunsch der Anwohner vom Maxplatz auf die Jahnwiese verlegt worden.
Auch bei den etablierten Events, die das Stadtmarketing an insgesamt 17 Tagen veranstaltet, sei der Verein den Bewohnern der Innenstadt vielfach entgegengekommen, betont Stieringer: "Bamberg zaubert" etwa habe früher bis 24 Uhr gedauert, seit drei Jahren sei um 22.30 Uhr Schluss. Beim Blues- und Jazzfestival auf dem Maxplatz spiele die Musik nur bis 22 Uhr. Im vergangenen Jahr erreichten ihn laut seiner Aussage zwei Beschwerden. Unkontrollierte Partys in lauen Sommernächten seien vermutlich lauter, glaubt der Citymanager.
Claus Hofmann, der Vorsitzende des Einzelhandelsverbands in Bamberg, argumentiert ähnlich: "Das Hauptproblem ist und bleibt die Verunreinigung und der Lärm. Jedoch ist das an allen Tagen der Fall, sobald das Wetter schön ist - egal ob es eine Veranstaltung gibt oder nicht."
Als Inhaber des Cigarrenhauses Weinig in der Hauptwachstraße profitiert Hofmann nach eigenen Angaben von Veranstaltungen auf dem Maxplatz. Er beziffert das Umsatzplus an solchen Tagen auf 20 bis 30 Prozent.
Matthias Hinz, der im Krackhardtshaus an der Ecke Maxplatz/Grüner Markt mit Mode und Waffen handelt, beurteilt die Veranstaltungen im Herzen der Stadt ebenfalls eher positiv. Fast alles sei besser als der leere Platz.
Insbesondere das Jazz-und Blues-Festival bringt nach seinen Worten "nicht nur Musik, sondern auch Kundschaft, wertige Kundschaft".
Laut Hinz ist der örtliche Handel mittlerweile sogar auf Frequenz bringende Veranstaltungen angewiesen, weil Einheimische ihre Einkäufe zunehmend in den Gewerbegebieten am Stadtrand erledigen würden, wo es reichlich Parkplätze gibt.
Den Ärger über Wildpinkler und nächtlichen Lärm kann der Kaufmann verstehen. Doch auch er glaubt, dass es sich um Phänomene handelt, die nichts mit den organisierten Veranstaltungen zu tun haben. Ihn ärgern zum Beispiel all die Hundehalter, die zulassen, dass ihre Vierbeiner an die Fassade seines Ladens pieseln. Es sollen gar nicht wenige sein.
Stieringer, der auch Mitglied des Stadtrats ist und seit Kurzem der SPD-Fraktion angehört, geht noch weiter. Er behauptet, wenn es auf dem Maxplatz zum Beispiel kein Public Viewing gäbe, dann käme es für die Anwohner während einer Fußball-Weltmeisterschaft eher schlimmer.
Seine Begründung: Wer die Fanmeile (veranstaltet von Radio Bamberg) besucht, wird am Einlass kontrolliert, darf weder Waffen, Alkohol noch lärmende Vuvuzelas mitnehmen. Ohne Public Viewing würden sich die Fans trotzdem in der Innenstadt treffen und vermutlich grenzenlos feiern.
Die Kritik aus Bürgerkreisen scheint den Citymanager auch deshalb so zu wurmen, weil er tut, was sein satzungsgemäßer Auftrag ist - und dafür auch schon verschiedene Preise erhalten hat: die Frequenz in der Innenstadt zu steigern, zur Lebens- und Aufenthaltsqualität beizutragen. Die Veranstaltungen seien kein Selbstzweck, sondern sollten dem (auch wirtschaftlichen) Wohl Bambergs dienen. Weil sie kostenfrei seien, hätten auch viele etwas davon.
Ganz ohne irgendwelche Wertungen abzugeben:
Wo und wie werden oder wurden die dB Werte gemessen, mit denen hier ständig argumentiert wird?
Sind es dB, dB (A), wie gemessen, mit was, wo?
Das würde mich aus rein fachlicher Sicht mal interessieren.
"Da die Bühne sich in unmittelbarer Nähe eines Wohngebietes befände, könnte man höchstens zehn Veranstaltungen pro Jahr zulassen, die einen Lärmpegel von 70 Dezibel bzw. von 50 Dezibel nachts überschreiten dürfen", lese ich heute im FT unter "Bühne wird zurückgebaut.
Wie jetzt? Und den Innenstadtbewohnern werden 17 Veranstaltungen zugemutet? Gegen die wir im Übrigen ja nichts haben, solange es nicht noch mehr werden, sie z. T. etwas kürzer sind und nicht zu laut, wie gesagt ...
Und noch eine Zahl: 2012 waren es 631 Veranstaltungen in Bamberg (2010: 483). (Quelle: FT, 27.11.12 "Bamberg braucht mehr Polizei"). In diesem Artikel konstatierte man, dass sich die Polizei vor neuen Herausforderungen sähe, "was damit zusammenhängt, dass in Bamberg immer mehr Events stattfinden, die polizeilich begleitet werden müssen."
Reicht das an Fakten und Sachlichkeit? Ich hoffe doch.
können jetzt mal alle in der öffentlichkeit zu diesem thema agierenden wieder zur sachlichkeit zurückkehren?
ich nehme bestimmt herrn stieringer nicht in schutz, aber der artikel mit frau schlenker, die sich mit schmerzverzerrtem gesicht die ohren zuhält auf einem gähnend leeren, absolut ruhigen maxplatz, hat auch nicht gerade zur sachlichkeit beigetragen. ich mag ja lebendige wahlkämpfe, aber bitte nicht schon knapp ein jahr vor der kommunalwahl...
und wenn die angaben in der heutigen zeitung richtig sind, handelt es sich nur um 17 von 365 tagen im jahr,an denen der stadtmarketingverein veranstaltungen durchführt... auch das sollte mal bedacht werden.
also: setzt euch ohne presse mal zusammen, lobt die bisher erreichten verbesserungen (veranstalungsende 22 bzw. 22.30 uhr statt früher 24 uhr etc.) und erarbeitet weitere verbesserungen. und unterlasst das öffentliche "anpinkeln" via zeitung - denn "wildpinkeln" mag keiner der beiden seiten...
Großartig, wie die SPD Wahlkampf betreibt - und es Frau Schlenker in die Schuhe schiebt.
In der ganzen Diskussion wird leider nicht beachtet, dass sich Frau Schlenker seit vielen Jahren für die Bewohner der Innenstadt einsetzt. Wenn es keinen Bedarf gäbe, hätte sich auch kein Arbeitskreis zum Thema "Lärm" innerhalb der Stadt Bamberg gebildet, oder? Und ein Problem gibt es definitiv! Ich kann auch weder im Sonderheft des Bürgerverein-Mitte zu diesem Thema noch in allen anderen Berichten irgendeinen Kommentar finden, dass Frau Schlenker, der Bürgerverein oder gar die CSU Bamberg eine "tote" Innenstadt wünschen. Hier mit diesen "Totschlag-Argumenten" vorzugehen, spricht nur dafür, dass den Herren die Luft ausgeht, oder sie vielleicht doch schon selbst Wahlkampf betreiben? Ich finde es gut, dass s ich hier jemand um die Probleme der Anwohner kümmert, egal ob persönlich, im Sinne des Bürgervereins oder welcher Partei auch immer. Verwerflich finde ich nur, dass man nicht einmal schafft, bei den Tatsachen zu bleiben. Tatsache ist, dass es wohl offensichtlich ein Problem gibt und dass offensichtlich die einzige Person, die sich seit Jahren für eine verbesserte Situation der Anwohner einsetzt (was Herr Metzner ja auch noch unterstreicht:" Ich habe Frau Schlenker in den letzten Jahren zu keinem anderen Thema gehört"!, in die Mühlen der "Getroffenen" geraten ist. Und was ist schlimm daran, dass sie jemand seit Jahren für andere einsetzt? NIchts, ist ja gut so- das sollte eigentlich auch Aufgabe der Stadtführung sein, sich genau darum zu kümmern: Nämlich um bestehende Probleme ihrer Bürgerinnen und Bürger!
In winziger Schrift wird in der FT-Printausgabe darauf hingewiesen, dass Online-Umfragen nicht repräsentativ seien. Gleichwohl werden sie veröffentlicht und tragen zur Meinungsbildung, aber auch zur Stimmungsmache bei. Mich befremden daher polemisierende, unsachlich und unterstellend ausgedrückte Auswahlmöglichkeiten wie hier: "... und dann fordern, dass um 20 Uhr die Gehsteige hochgeklappt werden". Das hat niemand so gesagt, woher nimmt der FT das? Wer wird hier zitiert?
Um es klar zu stellen: Gefordert werden von dauerbelasteten Bewohnern 1. nicht noch mehr, 2. nicht so viele Tage hintereinander währende und 3. nicht so laute Eventveranstaltungen.
Die Lautstärke, die schon mal messbar Presslufthammer-Niveau erreichten, wurde (Dank einer Bewohnerin unter Rechtsbeistand) denn auch reduziert. Gut so!
Löblich aufgegriffen hat das Stadtmarketing die Reduzierung der Eventzeiten auf 22.00 bzw. 22.30 Uhr. Dafür sei ausdrücklich gedankt. (Erwähntes Bekleidungs- und Waffengeschäft am Maxplatz würde zu einem späteren Zeitpunkt ja ohnehin nicht mehr Geschäft machen.)
Eher zynisch empfinde ich die Klammersetzung in der Printausgabe: "Die Veranstaltungen seien kein Selbstzweck, sondern sollten dem (auch wirtschaftlichen) Wohl Bambergs dienen." Ja, welchem Zweck den sonst? Doch kann der Schuss nach hinten los gehen. Zu viel Halligalli in Bamberg macht die Stadt nicht wirklich attraktiver, weder für Gäste noch für Bewohner. Das Pendel der Begeisterung schlägt bereits in die Gegenrichtung.
Lasst uns ein mit-menschliches Maß halten, dann haben wir alle etwas davon. Die Bewohner schlecht zu reden, ist unfair. Immerhin tragen sie mit ihrem "Trotz-allem-hier-leben" zur Attraktivität und zur Wirtschaft in erheblichem Maße bei. Die Innenstadtbewohner tragen zudem zur Sicherheit Bambergs bei, da sie ein Auge auf den Vandalismus haben (müssen).
Der heutigen Veranstaltung wünsche ich einen sachlich-fairen Verlauf!