Internationale Brauer trafen sich in Bamberg zum Erfahrungsaustausch. Auch "exotisches" Bier wurde verköstigt.
Auf dem Gelände der ältesten Brauereimaschinenfabrik der Welt (seit 1677), Kaspar Schulz in Bamberg, gaben sich Brauer aus aller Welt mit ihren Bieren ein Stelldichein. Über 150 verschiedene Biere, unter anderem aus Chile, Südafrika, den USA oder von den Lofoten am Polarkreis zeichneten ein faszinierendes Bild von der lebendigen Bierszene der heutigen Zeit.
"Vorbei sind die Zeiten des Einheitsbieres" - Diese Botschaft geistert nun schon seit einigen Jahren durch die internationale Bierszene, gerne auch mit dem Attribut "Craft Beer" versehen. Dass sie gehört wird, zeigen vor allem die vielen neuen und wiedergegründeten Brauereien in aller Welt, vor allem aber auch in Deutschland. Kein Brauereisterben, sondern ein deutlicher Zuwachs an Braustätten ist zu verzeichnen.
Am extremsten lässt sich die Entwicklung in den USA und Italien verfolgen. Die Amerikaner haben im letzten Jahrzehnt den Bierolymp gestürmt und verzeichnen mittlerweile über 3000 Brauereien im Land. Deutschland mit seinen aktuell ca. 1300 Braustätten steht international auf Platz zwei. Dicht dran sind die Italiener, die vor 100 Jahren noch einen Bier-pro-Kopf-Verbrauch von unter einem Liter pro Jahr hatten. Heute gibt es bei den Azurri knapp 1000 Brauereien, Tendenz steigend.
Diese Vielfalt ist natürlich auch mit den Unternehmen verbunden, die Rohstoffe und Produktionsanlagen liefern. Deswegen lag es für Kaspar Schulz nahe, zur Feier der Einweihung seiner neuen Produktionshalle ein großes internationales Bierfestival in Bamberg zu veranstalten. Für Johannes Schulz Hess, den Firmeninhaber, dessen Vorfahren bereits die Bamberger Domtürme gedeckt haben, sind die vielen Biere aus aller Welt ein Zeichen dafür, was die kreativen Brauerköpfe alles aus den Brauanlagen herausholen können: "Deshalb hatten wir die Idee zu diesem Bierfestival. Kein Foto einer Anlage zeigt so viel wie die Biere, die auf ihr gebraut wurden." Seine 150 Mitarbeiter bauen mittlerweile Brauanlagen auf allen Kontinenten der Erde.
Zu den Brauern aus fernen Ländern gehört auch Thorvaldur Gunnlaugsson, der vor drei Wochen seine neue Brauerei auf den norwegischen Lofoten-Inseln in Betrieb nehmen konnte. Der Mann vom Polarkreis war aber auch schnell von der Weltkulturerbestadt fasziniert: "Ich bin wegen des Rufes von Kaspar Schulz nach Bamberg gekommen und entdeckte eine wunderschöne Stadt mit tollen Bieren", schwärmte der 57-Jährige, "bei uns haben die Wikinger schon vor 6000 Jahren eine Art Bier gemacht. An diese Tradition kann ich nun anknüpfen." Neben der deutschen Brauanlage holte er mit Clemens Neumann aus Karlsruhe auch einen deutschen Braumeister ans Nordmeer, damit das "Lofotpils" auch schmeckt.
Ein anderer weit gereister Braumeister ist auch Constantin Förtner, den es nach Sakskøbing auf der dänischen Insel Lolland verschlagen hat. Von seiner Krenkerup Bryggeri brachte er unter anderem ein feines Leichtbier mit nur 2 Prozent Alkohol mit zum Bierfestival: "Das ist eine super Sache, viele interessante Biere und tolle Kontakte. Außerdem nutze ich natürlich gerne die Gelegenheit, mal wieder meine Heimatstadt Bamberg zu besuchen."
Eine eher kürzere Anreise hatte Reinhold Reblitz aus Bad Staffelstein. Der Braumeister zeigte sich begeistert von der Biervielfalt: "Ich habe schon etliche der Biere hier probiert, es ist echt genial, was man alles aus Wasser, Malz und Hopfen machen kann." Reblitz kann immerhin auf eine über 200-jährige Brauereifamilientradition zurückblicken, "am besten gefällt mir, wie niveauvoll das hier alles präsentiert ist. Hier geht es echt um den Genuss und nicht ums Saufen."
Ein gelungener Auftakt für das Schulz-Bierfestival, das sicherlich Wiederholung finden wird. Denn "wo sonst, außer in Bamberg" sollte so ein Bierfestival stattfinden, so ein Freund des Norwegers Gunnlaugsson.