Ehrenamtliche betreuen Asylbewerber-Kinder

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Die beiden Betreuerinnen verstehen sich mit den Kindern prächtig. Vor dem Unterricht singen Saada, Samija, Erdmuth Dannecker, Liza, Kathrin Kirkskothen und Ramzan (von links) gemeinsam ein Guten-Morgen-Lied. Foto: Seeger
Die beiden Betreuerinnen verstehen sich mit den Kindern prächtig. Vor dem Unterricht singen Saada, Samija, Erdmuth Dannecker, Liza, Kathrin Kirkskothen und Ramzan (von links) gemeinsam ein Guten-Morgen-Lied.  Foto: Seeger
 
 
 

Ehrenamtliche betreuen Kinder im Vorschulalter, deren Zuhause das Asylbewerberwohnheim in Aschbach ist.

Saada sagt etwas, das sich wie "Lulu" anhört. Kathrin Kirkskothen und Erdmuth Dannecker schauen sich an. Was meint die Dreijährige? Kathrin Kirkskothen glaubt die Lösung zu haben: "Sie muss wohl zur Toilette!" Fast richtig, aber dennoch nicht ganz. Denn als Saada zurück ist, geht sie zur Pinnwand und zeigt auf ein Bild. Kathrin Kirkskothen und Erdmuth Dannecker haben Zeichnungen aufgehängt: Schmutzige Hände, Wasser und Seife, saubere Hände sind dort in der Art von Piktogrammen zu sehen. Saada zeigt auf die sauberen Hände. Die hat sie nun. Sie hat gelernt, dass sie vor dem Essen die Hände waschen soll. Und gemeinsames Frühstück ist an diesem Freitag im Aschbacher Asylantenheim angesagt.

Vier Vorschulkinder haben Kathrin Kirkskothen und Erdmuth Dannecker an diesem Vormittag. Seit September, also seit dem Beginn des neuen Schuljahres, unterrichten die pensionierte Lehrerin Erdmuth Dannecker aus Elsendorf und die Aschbacherin Kathrin Kirkskothen dreimal pro Woche vormittags Kinder im Vorschulalter, deren Zuhause jetzt das Aschbacher Asylbewerberwohnheim ist. Eine weitere Gruppe für Kleinkinder unter drei Jahren wollen die beiden Ehrenamtlichen demnächst einrichten.

Übersetzen und Vermitteln

"Die Kinder der Asylbewerber im Schulalter - 16 oder 17 werden es wohl sein, schätzen die beiden - besuchen die Schule in Schlüsselfeld", erzählt Erdmuth Dannecker. Dort betreut Irena Morosow die Kinder und sie gibt ihnen auch Deutschunterricht. Morosow ist "russischsprachig" und wird immer gebraucht, wenn es darum geht, zu übersetzen oder zu vermitteln. "In der Schule bekommen die Kinder der Asylbewerber keine Noten und sie werden nicht an ihrer Leistung gemessen", sagt die ehemalige Lehrerin.

Etwa 30 Kinder gibt es derzeit im Aschbacher Wohnheim. Die meisten Familien kommen aus Tschetschenien und die Schicksale seien mitunter kaum wiederzugeben. "Es gibt soviel Positives in Aschbach", erzählt Kathrin Kirkskothen, der daran liegt, dass nicht nur negative Schlagzeilen verbreitet werden. In Aschbach treffe sich ein Kreis von Bürgern regelmäßig mit den Aslylbewerbern am Runden Tisch, um Anliegen oder Probleme gemeinsam zu erörtern. Das scheint Früchte zu tragen: Das Heim und sein Umgriff machen heute einen viel gepflegteren Eindruck als noch vor einem guten halben Jahr. Im Wohnheim steht praktisch jeden Tag jemand für die Kinder zur Verfügung. An den Tagen, an denen Erdmuth Dannecker und Kathrin Kirkskothen nicht da sind, kommt ein Lehrer zu den Kindern ins Wohnheim.

"Wir machen das einfach", sagen Dannecker und Kirkskothen. Ohne offiziellen Auftrag oder finanzielle Unterstützung. Aber sie sind mit ganzem Herzen bei der Sache. Denn von ihrem Engagement fällt auch für sie ganz persönlich etwas ab: "Es macht Riesenspaß", sagt Kirkskothen. Und die Kinder würden sich jedes Mal auf die Stunden freuen.

Bei Erdmuth Dannecker war es nicht zuletzt die Familiengeschichte - ihre Mutter war aus Moskau -, die den Anstoß gab. "Das sorgt dafür, dass man sofort auf das Flüchtlingsproblem anspringt", sagt die Lehrerin. Nachdem sie ihr erstes Jahr im Ruhestand hinter sich hatte, wollte sie zudem etwas Neues anfangen.

Anderes Erziehungssystem

"Ist das nicht vergebliche Liebesmüh?" Die provokante Frage ist ganz bewusst gestellt. Schließlich sind die Kinder ganz plötzlich wieder weg, wenn die Familie keine Aufenthaltserlaubnis bekommt.

"Am Erfolg darf man das nicht messen", antwortet Dannecker. Es gehe vielmehr darum, den Kindern Wärme und Menschlichkeit zu vermitteln. "Und die Grundfähigkeiten, die sie überall auf der Welt brauchen werden", betont sie. Dass die Kinder weder Basteln noch Malen, ja nicht einmal einen Stift oder eine Schere richtig halten können, musste die ehemalige Lehrerin sofort feststellen. Was kaum verwundert, denn in ihren Heimatländern herrsche ein vollkommen anderes Erziehungssystem. Bis zur Einschulung würden die Kinder keinerlei professionelle Anleitung erhalten.

Erste Erfolge können die beiden Ehrenamtlichen jetzt schon verzeichnen: Erdmuth Dannecker hält ein Bild von einem Messer in die Höhe und Samja sagt "Messer". Ramzan geht und holt das Gewünschte. Die vierjährige Samija kann schon die Farben in Deutsch benennen. Dafür singt Ramzan das Guten-Morgen-Lied einwandfrei auf Deutsch. Der Fünfjährige ist Kathrin Kirkskothen besonders ans Herz gewachsen. "Ja, man baut Beziehungen auf. Doch dann sind sie auf einmal über Nacht weg!"