Nach einer guten Woche Betrieb zeigt sich, wo noch nachgebessert werden muss. Beim Parkplatz etwa.
Fieser Nieselregen. Ob das ein guter Tag für den Baumwipfelpfad wird? Gut geeignet jedenfalls, um hier mit Leuten zu sprechen, ohne den Betrieb aufzuhalten. Sie könne ein wenig durchschnaufen, verrät Leiterin Miriam Langenbucher. Zeit für einen Kaffee "in der Gastro", wie sie sagt. Auch Zeit, ein bisschen zu resümieren. Zumal sich draußen offenbar gerade nur ein Paar auf den Weg zum Pfad macht: Ralph und Cristina Bub aus Schwabach.
Die Zwei haben über die Medien vom Pfad erfahren, spontan Kurzurlaub in der Region gemacht und sich den letzten Tag für den Pfad aufgehoben. "Es hieß, heute ist schönes Wetter", sagt der 47-Jährige, während er fest seinen Regenschirm umklammert. "Macht nichts, wir haben ja den ganzen Tag Zeit."
Noch sehr übersichtlich
Im Restaurant ist's noch sehr übersichtlich. Wie viele Essen schafft die Einrichtung der Schweinfurter Lebenshilfe eigentlich, die MSI (Markt Service Integrations gGmbH)? Zwischen und 100 und 1000, sagt Restaurantleiter Michael Greve. Elf Beschäftigte, davon drei mit Behinderung, "schmeißen den Laden" - Gastronomie (Restaurant mit 82 Plätzen und bald dem Biergarten mit 150), Shop und Kassen.
Es habe sich so gut angelassen, dass man bereits jetzt - nur eine gute Woche nach Inbetriebnahme - fünf weitere Vollzeitkräfte einstellen möchte (Infos unter Tel. 09553/9891 587), so Greve. "Es übertrifft bis jetzt alle Erwartungen", schwärmt er und lobt sein Team, das sich eigentlich erst zusammenfinden müsse, und doch das Eröffnungswochenende hervorragend gemeistert habe, an dem der Pfad regelrecht überrannt wurde. Greve ist überzeugt, dass der Baumwipfelpfad "ein gelungenes Konzept wird".
Manches bedarf freilich noch einer Nachjustierung, machen die Schilderungen der Pfadleiterin deutlich. Bereits nachgebessert wurde bei der Abfallentsorgung: Es wurden Papierkörbe aufgestellt, obwohl man ursprünglich den Anspruch hatte, dass Müll wieder mitgenommen werden soll. Nachgebessert wird auch im Bereich der Ruhebänke. Allerdings nicht auf dem Pfad selbst. Weil das aus Sicherheitsaspekten (unter anderem wegen der Fluchtwegbreite) nicht möglich sei.
Ein anderes Thema, das bisweilen für Unverständnis sorge, seien Hunde. Bereits die Homepage informiert: Hunde dürfen nicht auf den Pfad. Das sei für Tiere eine Stresssituation, niemand könne sagen, wie der eigene Hund reagiere. Manche Besucher haben Angst vor Hunden, argumentiert Miriam Langenbucher. Außerdem seien Hunde auf keinem Pfad erlaubt. Man halte drei Boxen für Hunde vor, deren Herrchen gerade den Pfad erkunden. Auf dem restlichen Gelände sind Hunde erlaubt. Für deren Hinterlassenschaften sollen noch Abfallbehälter aufgestellt werden.
Ein weiteres Handlungsfeld stellen Parkplätze dar. Die 350 reichen augenscheinlich nicht. Erweiterungsmöglichkeiten werde man relativ schnell angehen, so Langenbucher. Die Telefone sehen nicht still, jeden Tag laufen bei Katrin Einwag und Kollegin Anfragen für Führungen ein. Der Pfad boomt. Nach dem Eröffnungswochenende mit freiem Eintritt und 25 000 Besuchern kamen in der ersten regulären guten Woche 13 200 - täglich zwischen 360 und 4250 Besucher. Ferienzeit. Um aber endgültige Aussagen über den Betrieb treffen zu können, möchte Langenbucher zwei Monate verstreichen lassen.
Die Beschäftigten hätten jedenfalls gut zu tun. Intensiv befasse man sich mit Feedback auf der Homepage. Immer wieder gehe es auch um den Eintrittspreis, manche finden 9 Euro für Erwachsene zu teuer. Hier gebe man zu bedenken, dass der Parkplatz im Gegensatz zu anderen Pfaden kostenlos sei, was den Preis dann wieder relativiere. Außerdem sei immer Personal am Pfad.
Der Kick, raufzugehen
Mittlerweile ist eine Gruppe der Barmherzigen Brüder aus Gremsdorf eingetroffen. Die Betreuerin der achtköpfigen Gruppe war schon privat hier und freut sich auf "den Kick, da raufzugehen", selbst bei schlechtem Wetter. Das bessert sich dann doch noch zusehends. Klar. "Ab 10 Uhr kommen die Leute", schildert Pfad-Hausmeister Walter Herbst. Der Ebracher freut sich über die gute Resonanz, von der auch die Umgebung profitiere. Die Tankstelle in Breitbach ebenso wie Ebrach. "Das wurde wachgeküsst." Über Ostern seien noch nie so viele Menschen hier gewesen. Auch Bürgermeister Max-Dieter Schneider betrachtet den Pfad als Segen.
Über diesen werde Ebrach bekannt. "Wenn jeder in der Kirche nur eine Kerze kauft", profitiere man schon. In der örtlichen Gastronomie sei nun mehr Betrieb. Den Pfad selbst fände er "einfach gigantisch, die Eröffnungsfeier fantastisch inszeniert". Den Pfad betrachtet er als ein Geschenk der Bayerischen Staatsregierung, "das wir gerne annehmen". Freilich befinde man sich noch in der Lernphase, was die Ausschilderung und die Parksituation betreffe.
Damit haben die Familien Bauer und Reisiger aus Heroldsberg an dem verregneten Vormittag kein Problem. Gisela Bauer war schon mal auf einem Baumwipfelpfad im Bayerischen Wald, der Ebracher sei nun näher und damit für einen Tagesausflug in den Osterferien geeigneter. "Wir kommen auf alle Fälle wieder", sagt sie, nachdem Eltern und fünf Kinder die Tour absolviert haben.
Das Gleiche gilt für Ehepaar Bub. Die Schwabacher werden nächstes Mal die Kinder mitbringen. Angesichts dessen, was der Pfad gekostet habe, sei der Eintritt gerechtfertigt. Das findet auch der Niederländer Ber Timmers, obwohl nur seine Frau hochgegangen ist und er mit Hund "Sjengo" alles nur von unten beobachten kann.