"Die Zeit des Stillhaltens ist vorbei"

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Im Vorfeld einer Betriebsversammlung demonstrierten am Donnerstag rund 200 Menschen in Hirschaid. 128 Arbeitsplätze sind im dortigen Schaeffler-Werk in Gefahr. Fotos: Harald Rieger
 
 
 
 
 
 
 
 

Viele Arbeitnehmer der Firma Schaeffler zogen durch Hirschaid. Sie wollten dadurch öffentlich machen, dass auch hier Arbeitsplätze in Gefahr sind.

Rund 200 Schaeffler- Beschäftigte zogen gestern laut pfeifend durch Hirschaid. Ihr Weg führte sie vom Werk in der Industriestraße zur Jahn-Turnhalle, wo die Demonstrierenden anschließend ihre Betriebsversammlung abhielten. Unterstützt wurden die Schaeffler-Beschäftigten von Kollegen aus anderen Betrieben wie Wieland oder Bosch.
Am Rathaus legte der Demonstrationszug einen Zwischenstopp ein, zu einer kleinen Kundgebung. „Betriebsbedingte Kündigungen zu verhindern war ein harter Kampf, dennoch sind die Arbeitsplätze alles andere als gesichert“, warnte Rainer Wacker, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Bamberg. Schließlich habe das Hirschaider Management angekündigt, dass 128 Arbeitsplätze in Gefahr seien. Ferner, so schimpfte Wacker weiter, sei es „glatte Erpressung“, von den Beschäftigten zu verlangen, dass sie bis 2010 beispielsweise durch Kurzarbeit und Lohnverzicht 7,2 Millionen Euros einsparen sollen.
Lob für Mut

Der katholische Betriebsseelsorger Dr. Manfred Böhm lobte unter anderem den „Schneid“, den die Beschäftigten aufbringen würden, um ihre Interessen laut zu bekunden. „Die Zeit des Stillhaltens ist vorbei, jetzt geht es um alles!“, sagte er. Schließlich seien die Arbeitnehmer von Schaeffler am derzeitigen Debakel am wenigsten schuld. Ganz im Gegenteil: Sie hätten viele Jahre hinweg durch ihre gute Arbeit und ihren Einsatz, das Unternehmen reich und mächtig gemacht.
Jetzt jedenfalls gelte es, nicht den Mut zu verlieren und sich für Zukunftsperspektiven einzusetzen, sagte Böhm.
Auch Hirschaids Bürgermeister Andreas Schlund zeigte sich mit den Demonstrierenden solidarisch und begrüßte es, dass die Beschäftigten auf die Straße gingen. „Wir waren immer stolz auf unser familiengeführtes Unternehmen in Hirschaid. Und damit wir dies auch weiterhin sein können, müssen wir alles dafür tun, dass alle Arbeitsplätze in Hirschaid erhalten bleiben“, forderte er.
Unmut über angekündigte Kontrolle

Nach dieser kleinen Zwischenkundgebung zogen die Demonstrierenden weiter zur Jahn-Turnhalle. Unterwegs äußerte der IG-Metallbevollmächtigter Rainer Wacker seinen Unmut darüber, dass die Geschäftsleitung angedroht habe, vor der Halle Personenkontrollen durchzuführen. „Erstens dürfen sie dies gar nicht, da sie keinerlei Hausrecht ausüben und zweitens sind dies nur Einschüchterungsversuche, um den Beschäftigten ihre demokratischen Freiheiten wie das Demonstrati- onsrecht zu beschneiden“, wetterte er. Zwar wurden am Ende bei der Turnhalle keine Ausweise kontrolliert, aber zwei Männer vom Wachschutz standen demonstrativ vor dem Gebäude.