Die Arbeitsgemeinschaft Süddeutscher Freilichtmuseen hat im Bauernmuseum Bamberger Land ihre Ausstellung mit dem Titel "Pracht. Prunk. Protz . - Luxus auf dem Land" eröffnet.
"Bier und Bildung, Kuchen und Kultur - kein schlechtes Rezept, um die Franken von der Couch zu holen und ins Museum zu locken", lobte Petra Platzgummer-Martin. Die oberfränkische Regierungsvizepräsidentin hielt die Festrede zum 30-jährigen Bestehen des Bauernmuseums Bamberger Land.
Das Jubiläum wurde mit einer neuen Sonderausstellung, bereits der zweiten im Jubiläumsjahr, gefeiert. "Pracht, Prunk, Protz - Luxus auf dem Land" titelt die Wanderausstellung, die sich nun an die seit März laufende Sammlung von "Klosterarbeiten" anschließt. Eröffnet wurde mit vielen Gästen, darunter auch Bezirkstagspräsident Günther Denzler, und der passenden Musik: Die Kreuzschuher Kerwamusikanten spielten, was früher auf dem Tanzboden zu hören war.
Trachten wurden importiert Was vor hundert und mehr Jahren Luxus auf dem Land bedeutete, ist unter dem Dach des Museums in Vitrinen und an Stellwänden zu besichtigen. Auch damals putzten sich Frauen, die es sich leisten konnten heraus: Bänder und Borten, ein Muff aus dem Jahr 1900, eine Fellboa, Federfächer und Steckkamm, Rosenkranz, eine Linzer Goldhaube und eine Tracht geben davon Zeugnis. Dazu gesellen sich Einrichtungsgegenstände, Spinnräder und ein Spiegel mit prächtigem Rahmen. Silberne Schützenbecher und große Schützenscheiben zeigen, welchem Zeitvertreib man gerne nachging.
Viele der schönen Dinge, die man heute bestaune, seien jedoch nicht von kunstfertigen Landbewohnern geschnitzt, bemalt, gewebt oder bestickt worden, ließ Museumsleiterin Birgit Jauernig bei der Einführung hören.
Es handle sich vielmehr um Produkte, die von spezialisierten Handwerkern und Heimarbeitern hergestellt wurden. "Die Trachten waren nicht selbst gesponnen und selbst gemacht. Sie kamen über ein europaweit gespanntes Handelsnetz bis in die kleinsten Dörfer der Rhön, auch wenn die modischen Neuheiten dorthin etwas länger brauchten."
Dass Luxus relativ und nicht leicht fassbar ist, machte Jauernig an Beispielen deutlich. Einfacher sei dies zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert gewesen. Damals hätten "Luxusgesetze" präzise festgelegt, was jeder gesellschaftlichen Schicht zustand.
Bei genauem Hinsehen finde sich Luxus auch auf dem Fischerhof, in dem heute das Museum beheimatet ist. Da habe es die "obere Stube" gegeben, die nie zum Wohnen, sondern nur zum Repräsentieren genutzt wurde. Statussymbol war auch das 1826 erbaute Austragshaus oder das Biedermeiersofa in der Stube.
Tradition auf dem Rückzug Mit einer sehr bildhaften Sprache beschrieb Petra Platzgummer-Martin das Leben auf dem Land - einst und jetzt. Vor der Feststellung, dass sich die traditionelle Landwirtschaft auf dem Rückzug befindet, warf sie die Frage auf: "Ist es nicht umso schmerzlicher, wenn das verschwindende Leben wie Saurierknochen konserviert und im Museum bewahrt wird?" Die Antwort gab die Festrednerin selbst: "Wir können unsere Zukunft nur gestalten, wenn wir uns der Geschichte bewusst bleiben!"
Die Ausstellung rufe die Werte vergangener Zeiten ins Gedächtnis, die mit heutigen Luxusartikeln oder Statussymbolen nicht vergleichbar seien, sagte Landrat Hans Kalb.
Sie gebe aber auch zu denken, "dass wir heute alles haben und es doch so wenig schätzen". Als "Hausherr" freute er sich, dem Landrat des polnischen Partnerlandkreises Jelenia Gora das Landkreismuseum vorstellen zu können. Mit mehr als 10.000 Besuchern sei es zu einem kulturellen Zentrum geworden. Besonders hob Kalb den Wert der Museumspädagogik hervor, von der im vergangenen Jahr 1100 Kinder profitieren konnten.
Museumsleben begann 1981 "Wie alles begann", berichtete Frensdorfs Bürgermeister Jakobus Kötzner, seit 2002 Vorsitzender des Fördervereins. 1981 sei der Verein Bauernmuseum Landkreis Bamberg ins Leben gerufen worden. Ziel war die Errichtung eines Museum, um das bäuerliche Leben um 1920 zu dokumentieren. Erste Schritte waren der Ankauf des Fischerhofs, die Sanierung der Gebäude und das Sammeln von Exponaten. 1984 konnte das Bauernmuseum eingeweiht werden.
Bis 1992 wurde es ehrenamtlich vom Verein betrieben. Dann übernahm der Landkreis die Trägerschaft. 2003 wurde das neue Museum eingeweiht und der Verein in Förderverein umbenannt. Bis heute habe der Verein 120 000 Euro in das Museum investiert. Unter anderem für die Scheune, die Schablonenmalerei, die Renovierung des Sofas, des Backofens und des Austraghauses. Mit seinem Dank an Birgit Jauernig und ihr Team verband Kötzner die Zusicherung: "Wir werden das Museum auch weiterhin unterstützen!"
Die Ausstellung vermittelt Eindrücke vom einstigen Luxus auf dem Land aus verschiedenen Regionen Bayerns. Gestaltet wurde sie von neun bayerischen Freilichtmuseen. Dazu gibt es einen Begleitband. Die Ausstellung ist bis 2. November zu besichtigen.