Seit zehn Monaten arbeitet Krankenschwester Jeanine Diouf aus Thiès/Senegal im Klinikum Bamberg. Am 12. Juli hält sie einen öffentlichen Vortrag.
Gleich wird Jeanine Diouf einem Patienten die dringend benötigte Infusion anlegen. Die Krankenschwester streift sich Einmalhandschuhe über, öffnet den Sicherheitsverschluss der Flasche, ordnet den dünnen Schlauch. Ihre Kollegin Isabella Hopfenmüller ist dabei: "Jeanine ist einfach lieb und sehr fleißig", sagt sie über die Afrikanerin. Auch der Chef der Beiden, der pflegerische Stationsleiter der Intensiv I, Volker Rau, ist voll des Lobes für Jeanine Diouf: "Sie ist ein Gewinn für uns, sehr interessiert und freundlich im Umgang mit allen."
Im September 2018 hat die 32-jährige Jeanine Diouf ihren Dienst im Klinikum am Bruderwald begonnen. Natürlich nicht ohne Berufserfahrung: In ihrer westafrikanischen Heimat Senegal hat sie ihre Ausbildung zur Krankenschwester absolviert, fünf Jahre lang im Hospital Saint Jean de Dieu in Thiès gearbeitet. Also in der Stadt, die mit Bamberg partnerschaftlich eng verbunden ist: Die Bistümer Bamberg und Thiès pflegen seit Jahrzehnten enge Kontakte.
Im Rahmen dieser sogar vertraglich besiegelten Diözesanpartnerschaft entstanden auch Kooperationsbestrebungen zwischen dem Klinikum Bamberg und dem Hospital Saint Jean de Dieu, das vom Bistum Thiès getragen wird. Unterstützt durch das internationale Freiwilligenprogramm "weltwärts" des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit kam Jeanine Diouf nach Bamberg. Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Erzbistum Bamberg als ein Träger des "weltwärts"-Programms ist ihr Ansprechpartner in allen organisatorischen Dingen. Der BDKJ kümmert sich auch um die Wohnmöglichkeit und Freizeitausflüge in die nähere Umgebung.
"Am Anfang war es schwer, ich wollte nur weg aus Bamberg", erzählt Jeanine Diouf freimütig. Der einführende Deutsch-Sprachkurs dauerte nur zwei Wochen. Dann wurde sie ins kalte Wasser geworfen. Ihr Dienst zunächst in der Gefäßchirurgie begann mit allerlei Unwägbarkeiten: "Ich konnte wegen der Sprache nichts machen, nur putzen", blickt die junge Senegalesin zurück.
Doch ab Januar löste sich der Knoten: "Der Anfang war vergessen, alles lief prima für mich!", sagt Jeanine in fließendem Deutsch. Auf eigenen Wunsch nahm sie ihre Arbeit in der Intensivstation auf - im Schichtdienst, wie die 65 weiteren Pflegekräfte, also auch nachts. "Alle haben mir ihr Vertrauen geschenkt", erklärt Jeanine ernst und lächelt dann: "Auch die Patienten sind nett zu mir, von Rassismus spüre ich nichts, ich fühle mich akzeptiert."
Rückkehr in die Heimat
Ende Juli kehrt sie in ihre Heimat zurück, nimmt wieder ihren Dienst im Hospital in Thiès auf. "Ich nehme viel mit aus Bamberg, hier habe ich viel gelernt", betont Jeanine und weist auf die großen Unterschiede im medizinischen und technischen Standard beider Krankenhäuser hin. So sei zum Beispiel "Hygiene, der Mangel an Desinfektionsmitteln, in Thiès ein Problem". Auch die in Bamberg so wichtige Dokumentation spiele dort keine Rolle, bedauert Jeanine.
"Wir brauchen mehr Fortbildung des Personals, Verbesserungen in allen Bereichen", weiß sie genau und hofft, ihre in Bamberg gemachten Erfahrungen auch daheim weitergeben zu können.