Neu formiert gehen die Hitz- und Glitzerboys in die Offensive: Ab 27. Dezember lässt das DJ-Duo einmal im Quartal im Bamberger Morphclub die Plattenteller mit dem "Schlechtesten" aus vergangenen Jahrzehnten und dem "Peinlichsten von heute" rotieren.
Toptitel, einzigartige Tracks, Wahnsinnsplatten? Nein, die Hitz- und Glitzerboys langweilen ihr Publikum nicht mit Jubel-Superlativen. Vielmehr verspricht das neue Bamberger Duo den "letzten musikalischen Dreck" aus "Schämecken" zu ziehen, um einmal pro Quartal damit den Morphclub zu beschallen. "Bei uns gilt es, kollektiv auf alles abzutanzen, was einem sonst selbst im stillen Kämmerlein zu peinlich wäre", sagt Felix Pielmeier.
Coolness als Spaßbremse Eine "eigenartige Coolness, bei der der Spaß auf der Strecke bleibt", lähmt dem Hitz- und Glitzerboy zufolge die Szene. Seit geraumer Zeit legt der Wahlbamberger schon im Morphclub auf, dessen Brotberuf die Schauspielerei ist, die ihn vor vier Jahren ins Ensemble des E.T.A.-Hoffmann-Theaters führte.
"Dieser Coolness wirken wir ohne Rücksicht auf Verluste nun entgegen, indem wir das Übelste aus den vergangenen Jahrzehnten präsentieren", so der 32-Jährige. Glaubt man den Ruf erst ruiniert, tanzt's sich eben auch gänzlich ungeniert. "Ja, bei uns können alle ihre Hemmungen fallen lassen und gemeinsam genießen, was sie sonst nach außen verleugnen würden", bestätigt David Saam als zweiter "Hitz- und Glitzerboy.
Ungehemmt schwitzen Stimmt, bei Gruselklängen wie "Cheri Cheri Lady" (Modern Talking) oder "Jeanny" (Falko) bleibt jede Coolness auf der Strecke. "Man kann sich richtig zum Affen machen, tanzen und dabei ungehemmt schwitzen, was mittlerweile auch verpönt ist", sagt Pielmeier. Die neue lässige Lockerheit hätten einige schon bei Testläufen genossen.
"Erst schauten alle verblüfft, bis sie merken, dass wir den absoluten Blödsinn spielen. Dann gingen einige wieder - und einige machten mit." Zumal die Hitz- und Glitzerboys Anonymität garantieren, wie sie jedem Interessenten versichern.
Auch nähmen sie Anregungen aus dem Publikum (Zettel einfach zuschieben) unter dem Siegel der Verschwiegenheit entgegen, um sie bei der nächsten Gelegenheit auf den Plattentellern zu landen. "Wir versuchen, individuelle Peinlichkeiten aus Leuten geradezu herauszukitzeln", meint Pielmeier. Und ging mit guten Beispiel voran, indem er die übelste Schämecke der eigenen Platten-History beleuchtete: "Während meine Kumpels auf Metallica standen, gönnte ich mir mit 14 klammheimlich beispielsweise Mike Oldfields ,Moonlight Shadow'".
Das ging (und geht) natürlich gar nicht.
Ebenso wenig wie man David Saams Entgleisungen entschuldigen kann, die bei Aquas "Barbie Girl" beginnen und über Matthias Reims "Verdammt Ich Lieb' Dich" bis hin zu "Ohne Dich" der Münchner Freiheit reichen (was jedem dann auch den Rest gibt). Und das bei dem Musikethnologen, der neben den Hitz- und Glitzerboys das Kellerkommando, Boxgalopp, Sellarie und anderen Antistadl-Bands anführt.
"Weichgespülte" Hosen Ein Gespür für Peinlichkeiten aller Art bewies das Duo somit schon vor der Premiere der "Schämecke" im Morphclub am kommenden Donnerstag, 27. Dezember. Bis zurück in die 20er Jahre sollen "Eskapaden" an dem Abend führen, wie die Initiatoren betonten.
Gibt's unter Schaurigkeiten von Hans Albers über Roy Black bis Roger Cicero für die "Hitz- und Glitzerboys" noch eine letzte Schmerzgrenze? "Besonders bitter ist es für mich, den Niedergang der Helden meiner Kindheit zu sehen", philosophiert Felix Pielmeier. An die Nieren gingen ihm auf diese Weise die "weichgespülten" Toten Hosen (wie vielen anderen).
Als absolutes Tabu für jeden DJ nennt der Akteur indes Psys "Gangnam Style", egal, wie das Werk des südkoreanischen Rappers gerade gefeiert wird. "Als Clubbesitzer wurde ich jeden, der zur Platte greift, hochkant rauswerfen. Und ich weiß nicht, ob wir diese Schmerzgrenze tatsächlich überschreiten."