Die Frage nach dem Veranstalter von BamLit

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Bei der ersten Auflage 2016 gastierte Bamlit auch in der Bücherei Stegaurach. Das Bild entstand nach der Lesung von Durs Grünbein. Foto: Olschlegel
Bei der ersten Auflage 2016 gastierte Bamlit auch in der Bücherei Stegaurach. Das Bild entstand nach der Lesung von Durs Grünbein. Foto: Olschlegel

Eine offizielle Bilanz des Literaturfestivals wurde bislang nicht gezogen. Ein Fragezeichen steht hinter der Rolle des Landkreises.

Mit einer gewissen Spannung darf man der nächsten Sitzung des Kultur- und Sportausschusses des Kreistags entgegensehen. Am Freitag, 30. Juni, soll in dem Gremium "das BamLit umfassend behandelt" werden. Zuvor will sich das Landratsamt zu den im Raum stehenden Fragen rund um das Bamberger Literaturfestival nicht öffentlich äußern, wie aus der Antwort auf eine FT-Anfrage hervorgeht.

Es sind einige Fragen, die sich stellen - und die vor allem von den Grünen im Kreistag aufgeworfen werden. Im Zentrum steht die Frage, wer eigentlich Veranstalter des Bamberger Literaturfestivals ist, und dafür nicht nur private Sponsorengelder, sondern auch Fördermittel aus öffentlicher Hand beantragen kann und erhält.

Nach Ansicht der Grünen ist nicht klar ersichtlich, wer Veranstalter des Festivals ist. Der Landkreis, der "gegenüber den Fördermittelgebern wie etwa der Oberfrankenstiftung ... als Maßnahmeträger auftrete"? Oder die eigens zur Durchführung des Festivals gegründete Unternehmergesellschaft (UG) aus Stadtmarketing Bamberg, Bamberger Veranstaltungsservice und Buchhandlung Hübscher? "Hier könnte der Eindruck entstehen, der Landkreis habe sich als Kommune um Fördermittel für eine zumindest teilweise privatwirtschaftliche Veranstaltung bemüht", sagt Grünen-Kreisrat Andreas Lösche.

Während das Landratsamt sich auch dazu derzeit noch nicht äußern will, gibt Citymanager Klaus Stieringer als einer der drei Gesellschafter der "Literaturfestival Bamberg UG (haftungsbeschränkt)" auf die entsprechende Nachfrage des FT eine klare Antwort: "Veranstalter ist der Landkreis. Die Durchführung hat er an die UG übertragen." Als Beispiel für ein vergleichbares Konstrukt nennt Stieringer den Bamberger Faschingszug. "Da hat die Stadt gesagt, das ist nicht unsere Kernkompetenz - und das Stadtmarketing mit der Durchführung beauftragt."
Auf der Homepage des Literaturfestivals (www.bamlit.de) wird der Landkreis allerdings nur in der Riege der Sponsoren ("Mit freundlicher Unterstützung ...") aufgeführt. Unter dem Motto "Literatur für Stadt und Landkreis" findet sich zudem ein Geleitwort. In diesem dankt Landrat Johann Kalb (CSU) den UG-Gesellschaftern als "Initiatoren".

Selbst dem Organisator des Programms, dem Literaturvermittler Thomas Kraft, scheint nicht ganz klar zu sein, wer bei BamLit das Sagen. "Das Bamberger Literaturfestival wird veranstaltet von der Bamberger Literaturfestival UG (Veranstaltungsservice Bamberg, Buch & Medienhaus Hübscher, Stadtmarketing Bamberg) in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Bamberg und dem St. Michaelsbund", schreibt er auf der Homepage seiner Agentur. Dabei sieht er sich doch selbst als wahren Vater des Vorhabens: "Die Idee zu einem Bamberger Festival entstand auf meine Einladung hin an einem runden Tisch mit Bamberger Autoren, Buchhändlern und Kulturbeamten", heißt es bei ihm.

Mit dem Landkreis als Veranstalter läge jedenfalls auch das unternehmerische Risiko und die Haftung bei ihm. Wobei Stieringer klarstellt: "Geld verdienen kann man damit nicht." Mit der Aussage bezieht er sich auch auf Spekulationen, die entstanden sind, weil seine zwei Mitgesellschafter in der UG geschäftlich in das Festival involviert sind: Wolfgang Heyder mit dem Bamberger Veranstaltungsservice und dem Kulturboden Hallstadt, Michael Genniges mit der Buchhandlung Hübscher.

Dass "in diesem Zusammenhang keine der aufgeführten Institutionen gewinnbringend für sich tätig wird", ist auch eine Voraussetzung für die Förderung durch die Oberfrankenstiftung, wie die Landkreis-Grünen aus einer Antwort auf eine Anfrage der Landtagsabgeordneten und -vizepräsidentin Ulrike Gote (Grüne) zitieren. Denn nach ihren Förderregeln darf die Stiftung nur aktiv werden, wenn "es sich um eine gemeinnützige Maßnahme eines gemeinnützigen Trägers handelt".

Gefordert war deshalb dem Vernehmen nach, dass der Landkreis einen Werkvertrag mit den Organisatoren abschließt. Dies geschah jedoch erst im August 2016, knapp ein Jahr nachdem die UG ins Handelsregister eingetragen wurde und ein halbes Jahr nach der ersten Ausgabe von BamLit.

Die Grünen fordern deshalb neben einer finanziellen Bilanz auch nähere Auskunft über diesen Werkvertrag, denn der sei "ebenso wenig Gegenstand einer Diskussion im Kreistag oder einem seiner Ausschüsse wie eine Rolle des Landkreises als Veranstalter des Festivals" gewesen, beklagt der Fraktionsvorsitzende Bernd Fricke.

In öffentlicher Sitzung hatten bislang nur der Kreis- sowie der Kultur- und Sportausschuss am 21. Oktober 2015 in einer gemeinsamen Sitzung beraten. Beide Gremien hatten mehrheitlich der "Durchführung des Internationalen Literaturfestivals in der Region Bamberg" zugestimmt und beschlossen, dass "der Landkreis Bamberg dafür in den Haushaltsjahren 2016 und 2017 jährlich bis zu 11 000 Euro Eigenmittel im Haushalt" bereitstellt. Beschlossen wurde auch, die zuständigen Gremien "zu gegebener Zeit" über die weitere Entwicklung zu informieren. 16 Monate und zwei - als Erfolg gefeierte - Festivals später soll es also am kommenden Freitag soweit sein.