Die Flüchtlingskrise spült 2016 weit über zehn Millionen Euro von Berlin nach Bamberg. Genug für eine erfolgreiche Integration der Menschen, die hier bleiben wollen? Ein Blick hinter die Kulissen der Flüchtlingsarbeit.
Immer wieder wird das Balkanzentrum als abschreckendes Beispiel genannt. Versprochen wurde für die Großunterkunft eine "niederschwellige Asylsozialberatung". Tatsächlich kümmert sich ein Haustechniker auf einer halben Stelle um die "Betreuung" von jetzt über 1100 Menschen in der ehemaligen Kaserne.
Auch wenn es an der Pödeldorfer Straße bekanntlich nicht um Integration, sondern um schnelle Abschiebung von Flüchtlingen in die Heimatländer geht: Das seit Monaten angemahnte Personal wirft die Frage auf, wie es an anderer Stelle um Kapazität und Kosten für die Flüchtlingsarbeit bestellt ist - dort, wo Integration erklärtermaßen das Politikziel ist. Kommt es auch hier zu Diskrepanzen zwischen Wunsch und Wirklichkeit?
Schon ein erster Blick auf die Zahlen der Stadt zeigt: Die Flüchtlingskrise hat 2015 tiefe Spuren im Bamberger Haushalt hinterlassen. 3,5 Millionen wurden für die Betreuung, Unterbringung und Versorgung des wachsenden Flüchtlingsstroms ausgegeben, davon 525.000 Euro für unbegleitete Minderjährigen. 2016 wird sich diese Zahl auf 10,5 Millionen knapp verdreifachen.
Das Geld wird vom Bund erstattet
Natürlich handelt es sich dabei um Steuergeld und um neue Lasten für die Bürger. Andererseits: Das Geld wird komplett vom Bund erstattet und stammt somit nicht aus dem Stadtsäckel. Gleichzeitig entfacht es, angefangen von den Leistungen für die Betreuung von Flüchlingen bis hin zu den Unterkünften, ein respektables Beschäftigungsprogramm. Etliche Stellen wurden bei Stadt und sozialen Dienstleistern bereits geschaffen, um die Arbeit zu bewältigen. Weitere Neueinstellungen werden folgen.
437 syrische Bamberger
Dabei ist die Situation in Bamberg noch vergleichsweise überschaubar, wie Christiane Laaser von "Freund statt Fremd" meint. Grund: Wegen des Balkanzentrums ist Bamberg anders als etwa der Landkreis Bamberg aus dem so genannten Königssteiner Schlüssel herausgefallen, der Zustrom von Kriegsflüchtlingen hat sich entsprechend verlangsamt. Dennoch: Nach Laasers Rechnung verzwanzigfachte sich die Zahl der syrischen Bamberger in einem Jahr. Derzeit leben 437 Menschen aus dem Bürgerkriegsland in Bamberg, die teils bereits anerkannt sind oder auf ihre Anerkennung warten.
Was ist wichtig, um sie möglichst schnell in die deutsche Gesellschaft zu integrieren? Hört man Laaser, braucht es natürlich Geld und Mitarbeiter. Aber auch Zeit und Koordination sind wichtig. Gesucht seien Leute, die den Integrationsprozess steuernd in die Hand nehmen. Mehrfach hat die grüne Stadträtin erlebt, dass mehrmonatige, aber mit Eile zusammengestellte Angebote zur Sprachförderung an der Zielgruppe vorbeigingen. Mit der Folge, dass die Anstrengungen ohne das gewünschte Ergebnis verpufft sind. "Es wird mir zur Zeit zu viel geredet und zu wenig strukturiert gearbeitet", sagt sie.
Geld für Qualifizierung
Auch das Jobcenter in Bamberg setzt zusätzliches Personal ein, um für die zu betreuenden anerkannten Asylbewerber gerüstet zu sein. Etwa ein Zehntel von derzeit 2500 Arbeitssuchenden gehören zu dieser Gruppe. An ihrer Motivation hapert es laut Geschäftsführer Dieter Schierbaum nicht, auch nicht am Geld.
Erst Ende vergangenen Jahres hat der Bund 580.000 Euro zur weiteren Qualifizierung nur in Bamberg genehmigt, die jetzt ausgegeben werden können. Freilich: Laut Schierbaum wird es zunehmend ein Problem, Lehrer für die vielen Deutschkurse zu finden. Und noch eine Hürde stellt sich: Nicht alle Flüchtlinge möchten die mehrjährige Prozedur der Eingliederung in den deutschen Arbeitsmarkt auf sich nehmen. Ihnen geht es darum, möglichst schnell Geld zu verdienen.
Kommentar des Autors:
Abkehr vom schlanken Staat
Nur auf den ersten Blick ist es ein Widerspruch: Ausgerechnet die Flüchtlingskrise entfacht ein Konjunkturprogramm wie seit Jahren nicht mehr. Die Massenwanderung von Millionen Menschen zwingt zur Abkehr vom schlanken, vom schwachen Staat und von den lange propagierten Grundsätzen der neoliberalen Wirtschaftspolitik.
Nach Jahrzehnten des Personalabbaus, in denen die Rettung von Banken und Konzerninteressen wichtiger waren, fließen die Milliarden des Staates wieder in die Menschen. Das ist gut so.
Polizisten, Lehrer, Sozialarbeiter! Es wird eingestellt wie in längst vergangenen Zeiten in Deutschland. Allein in Bamberg fangen 3000 Anwärter bei der Bundespolizei an. Schon ist von einem kleinen Jobwunder die Rede.
Natürlich müssen sich Politiker fragen lassen, warum es erst des Anstoßes von außen bedurfte, um beispielsweise den sozialen Wohnungsbau wiederzuentdecken. Oder die innere Sicherheit.
Doch ein Zurück gibt es nicht. Nicht mehr. Niemand soll glauben, dass die Bürger wieder zur alten Selbstzufriedenheit finden, wenn die Integration nicht klappt.
Tausende Neuankömmlinge in jeder Stadt: Wer bei ihrer Eingliederung schlampt oder leere Versprechungen macht, wird gnadenlos abgestraft. Durch einen Rechtsrutsch bei den nächsten Wahlen oder Ereignisse wie in Köln.
dass von diesem Geldsegen ein paar Brosamen übrig bleiben, um z.B. die desolaten Schulen auf Vordermann zu bringen. Es gibt in Bamberg noch viel sinnvolles zu tun - Protagonisten im Rathaus und Stadtrat packt es an.
Bei der von mir angeführten Sendung handelte sich um "MDR um 4 - Gäste zum Kaffee - Dr. Hans-Joachim Maaz" vom 26.01.16, 16.30 Uhr. Wer Lust hat, sich zu informieren, kann sich die Sendung in der MDR-Mediathek ansehen - aber natürlich nur, wenn wirklich Bedarf nach Information und nicht nach Polemik besteht!
Dann noch etwas: Warum nimmt eigentlich nicht Frau Laaser den "Integrationsprozess steuernd in die Hand"? Als grüne Abgeordnete scheint sie ja nun wirklich alles zu wissen und zu können! Oder geht es vielleicht nach dem Motto:"Wer Arbeit kennt und dann nicht rennt und sich nicht drückt, der ist verrückt!"?
verkrachte Schullehrer nach ... zu schicken ?
In Seidenpapier eingewickelt !!!
Syrien? Oder dorthin, wo dumme, substanzlose, ignorante, unangebrachte Bemerkungen hin verschwinden sollten?
Du scheinst diesen Herrn sehr gut zu kennen, daß du so einen Kommentar über ihn loslässt! Hochachtung!!!
erst gestern ein Interview mit einem Psychotherapeuten/-analytiker auf MDR gesehen. Konsens: Eine Integration von diesen Leuten ist nicht möglich. Die in Jahrhunderten gewachsene abendländische Kultur kann von heute auf morgen nicht diesen "Flüchtlingen", die aus einem anderen Kulturkreis mit VÖLLIG anderen Wertvorstellungen stammen, vermittelt/aufgezwungen werden! In seinem Schlusswort wies der Mann darauf hin, daß in Zukunft damit gerechnet werden muß, daß es zu großen Auseinandersetzungen zwischen abendländischen und morgenländischen Kulturkreisen kommen wird! Deutschland könnte daran zugrunde gehen.
Anzumerken ist, daß dieser Doktor der Psychotherapie/-analytik den Flüchtlingen/Asylbewerbern durchaus nicht ablehnend gegenüberstand, sondern parteilos die Fakten analysierte! Also: kein Nazi!!! Er betonte auch, daß es unseren Demokratievorstellungen völlig konträr läuft, wenn Andersmeinende sofort in die rechte Ecke gestellt werden. Diese Vorgehensweise widerspreche jeglichem Demokratieverständnis, ersticke jegliche Diskussion im Keime und sei für Deutschland in höchstem Maße kontraproduktiv! Das sollten sich unsere roten Socken mal so richtig auf der Zunge zergehen lassen. SIE arbeiten gegen die Demokratie und nicht "die Anderen". Wenn man aber dem Kommunismus näher steht, als der freiheitlich demokratischen Grundordnung, dann hat man eh anderes im Sinn!