Monatelang war das Triptychon des Künstlers Erhard Schütze in Bonn zu sehen. Jetzt kehrte es wieder in die St. Johannes-Kirche Ludwag zurück.
So eine Rückführung wertvoller Kunst ist schon eine Aktion, die den Chef des Bamberger Diözesanmuseums höchstpersönlich auf den Plan ruft. Holger Kempkens ließ es sich nicht nehmen, mit seinem Hausmeister Harald Jäger und der kostbaren Fracht nach Ludwag zu fahren: "Schon aus Wertschätzung des Künstlers Erhard Schütze heraus", versicherte Kempkens.
Lange genug musste die 350-Seelen-Gemeinde St. Johannes der Täufer auf das liebgewonnene Triptychon ihres Dorfbewohners Schütze verzichten: "Die Bilder haben uns gefehlt!", erklärte Kirchenpfleger Baptist Bäuerlein. Doch weil diese "deutschlandweit gesehen werden konnten, hat die Gemeinde sie hergegeben", fügte er hinzu.
Seit September 2016 war das heilige Kaiserpaar Heinrich und Kunigunde sowie die gottselige Dominikanerschwester Columba Schonath im Gästehaus der Deutschen Bischofskonferenz in Bonn zu Gast. Gemeinsam mit weiteren Exponaten aus dem Diözesanmuseum, die allesamt dem Wallfahrtswesen im Erzbistum Bamberg entstammen, unterstellte sich Schützes Triptychon dem Ausstellungstitel "Glaubens-Wege". Schließlich ist die Grabstätte der Bistumspatrone Heinrich und Kunigunde im Bamberger Dom ein Pilgerziel. Genauso wie die Grablege von Columba Schonath in der Heilig-Grab-Kirche zu Bamberg.
Ein Anziehungspunkt
Die Einblicke in die Wallfahrtstradition des Erzbistums hatte Erzbischof Ludwig Schick in Bonn eröffnet. Seitdem war die Präsentation von historischen und zeitgenössischen Objekten ein vielbeachteter Anziehungspunkt für Besucher aus Nah und Fern.
Dass "ihr" Erhard Schütze nun daran beteiligt war, erfüllt die Ludwager mit Freude und Stolz. "Ich finde seine Kunst total toll und bin begeistert!", sagte etwa Schützes 37-jährige Nachbarin, die sich mit weiteren Fans in der Kirche eingefunden hatte. Der so gelobte Künstler strahlte: "Die Bilder sind ein Teil der Gemeinde geworden, ich freue mich sehr, dass sie wieder an ihrem angestammten Platz sind", bekräftigt der 81-Jährige, der seit über 40 Jahren in Ludwag lebt.
Mit weißen Schutzhandschuhen wickelte Harald Jäger das dreiteilige Kunstwerk aus der Verpackungsfolie. Museumschef Kempkens entdeckte auf den jeweiligen Rückseiten der Leinwände erläuternde Texte, die Erhard Schütze handschriftlich verfasst hatte. Die wurden flugs für die Dokumentation fotografiert.
Nacheinander hängte Jäger die guten Stücke an die noch vorhandenen Nägel. Was sich der damalige Pfarrer von Ludwag, Heinrich Schmittinger, 1997 zu seinem 80. Geburtstag von seiner Gemeinde gewünscht hatte, ist wieder daheim. Kaiser Heinrich im Sternenmantel, mit der Reichskrone und einem Sakramentar, Kaiserin Kunigunde mit demütig gesenktem Haupt, über glühende Pflugscharen als Treuebeweis laufend und in der Hand eine goldene Schüssel nach der Legende vom gerechten Lohn. Und die Mystikerin Columba Schonath, geboren in Burgellern, weist Christi Wundmale auf und befindet sich im imaginären Kreuzfeld ihres wundertätigen Kruzifixes. Realismus und Abstraktion in einem Werk: Das Triptychon ist ein typischer Vertreter des Oeuvres von Erhard Schütze.