Der Schriftzug der Familie Peßler am Vorhofgebäude auf dem Michaelsberg zeugt von der fast 850-jährigen Brautradition in Bamberg. Hier nahm diese ihren Anfang.
Bamberg ist Bierhauptstadt. Keiner kommt an dem kühlen Blonden vorbei - oder am Rauchbier, der weit über die Landesgrenzen bekannten Spezialität Bamberger Brauereien. Spaziert der Bamberg-Besucher durch das Tor der Anlage, nachdem er sich den Anstieg zum Kloster hinaufgekämpft hat, findet er sich umringt von den alten Wirtschaftsgebäuden und entdeckt zu seiner Linken einen Schriftzug. Dort steht auf dem Sandstein: "Brauerei Michaelsberg. Georg Pessler".
"Dieser Name ist untrennbar mit der Geschichte der Brauerei in Bamberg verbunden", weiß die Kuratorin des Fränkischen Brauereimuseums, Nina Schipkowski. "Genauso wie die Brauerei Michaelsberg die älteste in Bamberg ist und damit den Grundstein dieser Tradition in der Stadt gelegt hat."
Urkundlicher Beweis fehlt
Begonnen hat diese Tradition wahrscheinlich schon kurz nach Einrichtung des Bistums, das im Jahr 1007 unter anderem aus Teilen der Bistümer Würzburg und Eichstätt gebildet wurde. "Kurz danach wurde als zweite Kirchenstiftung Bambergs das Kloster St. Michael als bischöfliches Eigenkloster gegründet", erzählt die Wahl-Bambergerin. Damit unterstand es direkt seinem Stifter Bischof Eberhard I. und später dessen Nachfolgern. "Wahrscheinlich haben die Benediktiner des Michaelsklosters schon bald nach der Gründung mit dem Brauen angefangen", vermutet die Expertin, "allerdings wurde für ein Entstehungsjahr der Brauerei bislang kein konkreter urkundlicher Beweis gefunden."
Oft wird 1122 als Geburtsjahr herangezogen. Die Zahl bezieht sich auf eine Urkunde, in der es um das Brauen geht, aber eben nicht direkt auf dem Michaelsberg. In der Urkunde verleiht Bischof Otto der Heilige dem Vogt von Gestungshausen das Braurecht. "Es findet sich aber kein stichfester Beweis dafür, dass auf dem Michaelsberg schon damals gebraut wurde", erklärt Schipkowski, dies lasse sich aber immerhin vermuten. Auch müssen laut den Ordensregeln des durch Benedikt von Nursia gegründeten Benediktinerordens alle Dinge, welche die Mönche zum Leben brauchen, selbst hergestellt werden, also auch ihr Bier. Hinzu kommt, dass auf klostereigenen Äckern schon zu jener Zeit Braugerste, Weizen und auch Hopfen angebaut wurden.
Seit 1154 ist die Braukunst im Kloster St. Michael urkundlich belegt. Unter den beiden Bischöfen Lothar Franz und Friedrich Karl von Schönborn wurde das mittelalterliche Bamberg barockisiert. Dies trifft auch auf das Kloster St. Michael zu. Baumeister Balthasar Neumann plante dabei die barocken Wirtschaftsgebäude des Klosters, welche der Klosteranlage vorgelagert sind. Die Bauarbeiten begannen in den 1740er-Jahren. 1746 wurde der Nordflügel eingeweiht, welcher zum Teil auch den Brauereitrakt bildete.
"Lange konnten sich die Mönche aber nicht an ihrem neuen Brauhaus erfreuen. Etwas mehr als 50 Jahre später war Schluss, das Hochstift Bamberg wurde säkularisiert", berichtet die Museumskuratorin. Nach der bayerischen Annexion 1802 fiel Bamberg mit dem Reichsdeputationshaupt-schluss von 1803 endgültig an den Kurfürsten und späteren König Maximilian I. Joseph. Im selben Jahr wurden auf Drängen der Bamberger Bürger die innerstädtischen Spitäler in das ehemalige Kloster verlegt und das Bürgerspital gegründet. Die Braustätte blieb dabei aber erhalten und wurde verpachtet.
Der erste Pächter war der Litzendorfer Bierbrauer Nikolaus Knoblach. Die Pachtauflagen waren äußerst streng: Er musste das Malz in einer bestimmten Mühle, der Brudermühle, verarbeiten lassen, auch durfte er wegen der Feuergefahr keine Gäste über Nacht bewirten. Zudem war er "gehalten, jedes Mal ein gutes trinkbares Bier auf seine eigenen Kosten und Gefahr zu brauen und anzuzapfen, ingleich auch die Maas um 1 Pfennig wohlfeiler als der Stadt-Preis ist, an die spitälischen Pfründner, sowie an die zu den anderen spitälischen Bedürfnissen und den bei dem Spital angestellten Offizianten und Domestiten abzureichen", weiß Christian Fiedler in seinem Buch "Bamberg - die wahre Hauptstadt des Bieres" von 2005 zu berichten.