Weit über 300 Gemeindebürger kamen am Mittwochabend in das Schützenhaus und sahen hier ein abwechslungsreiches Programm, das über vier Stunden dauerte.
Sie haben's richtig krachen lassen, die Schönbrunner! Das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Als der "FT vor Ort in Schönbrunn" war, um die Gemeinde im Steigerwald und das, was das Leben dort ausmacht, in den Fokus zu rücken, eröffneten Schlag 19 Uhr Böllerschützen die Veranstaltung im Schützenhaus. Das Kommando "Gebt Feuer" führte Thomas Wellein, der dazu nach alter Tradition seinen Säbel zu Hilfe nahm. Bis ins 14. Jahrhundert soll der Brauch mit dem Säbel zurückgehen. So was nennt man "Ehrensalut" und damit wird in der Regel der Besuch hoher Gäste angekündigt. Wir - das Team des Fränkischen Tags - fühlen uns solchermaßen geehrt und sind sogar ein bisschen stolz. Stolz auch darauf, dass das Schützenhaus mit mehr als 300 Besuchern aus Schönbrunn und seinen Ortsteilen Niederndorf, Oberneuses, Steinsdorf, Grub, Frenshof, Zettmannsdorf und Halbersdorf fast bis auf den letzten Platz gefüllt war. Lediglich aus Fröschhof war niemand gekommen, wie die Vorstellung der Gemeindeteile zeigte. Aber in diesem kleinsten Gemeindeteil leben derzeit auch nur zehn Personen, ließ Schönbrunns Bürgermeister Georg Hollet (Bürgerblock) wissen.
Die Landkreis-Redakteurin Anette Schreiber, die den Abend routiniert moderierte, sprang für die Fröschhofer in die Bresche und präsentierte deren Ortsschild. Überhaupt war sie an diesem Abend noch mehrfach gefordert und am Ende musste sie auch noch ordentlich Federn lassen. Einen "Publikumsliebling" hatte die Moderatorin auch bald gefunden: Hedwig Hofmann, eine resolute fast 79-jährige Schönbrunnerin, die dem FT erst einmal gehörig die Leviten las.
Vier Stunden Programm In der gut vier Stunden dauernden Veranstaltung zeigte sich die Gemeinde von ihrer schönsten Seite. Jeder Verein hatte die Chance, sich zu präsentieren und für sich Werbung zu machen. Einer der bekanntesten ist wohl der Musikverein, der sich als "Blaskapelle Schönbrunn" einen Namen gemacht hat. Er stimmte die Besucher ein und setzte auch im Verlauf des Abends musikalische Akzente. Bürgermeister Georg Hollet dirigierte das ansonsten von Christine Renner geleitete Orchester. Überhaupt ist das Gemeindeoberhaupt ein echter "Tausendsassa", der singen, spielen kann und noch vieles mehr beherrscht.
Dass die Musik in der Steiger waldgemeinde eine ganz wichtige Rolle spielt, bewiesen die vielen Gruppierungen, die allesamt Hervorragendes hören ließen. Die jüngsten Schönbrunner waren natürlich die ersten "Stars". Der von Cornelia Düsel geleitete Franziskus-Kindergarten trat mit Kinderliedern und einem Bändertanz an.
Lediglich die Krippenkinder konnten da noch nicht mithalten. Mit derzeit elf Kindern stellt die Krippe unter Beweis, dass auch in der ländlich geprägten Gemeinde ein Bedarf für die Betreuung der Kleinsten vorhanden ist. Der dreigruppige Kindergarten werde schon bald das Prädikat "Familienstützpunkt" erhalten, berichtete Düsel.
Die bereits sehr gute Zusammenarbeit mit den Eltern solle durch Weiterbildungsangebote noch mehr unterstützt werden. Unterstützung wünschte sich Düsel auch auf anderem Gebiet: Sie hätte gerne eine Art ehrenamtlichen Hausmeister, an ihrer Seite: "Jemand der uns hilft, wenn etwas kaputt geht, oder der beim Schneeräumen hilft."
Großer Wert auf Bewegung Dass im Kindergarten großer Wert auf Bewegung gelegt wird, wurde jedem klar, der die aufgeweckte fröhliche Kinderschar zu sehen bekam: Eine überaus lebendige Rasselbande, die kaum zu bremsen war. Die Fragen der Moderatorin wurden ohne jegliche Scheu vor dem Mikrofon beantwortet. Ähnlich selbstbewusst zeigte sich die Volksschule Schönbrunn, eine reine Grundschule mit den Klassen eins bis vier. Ein Wunsch des Rektors Robert Zenk, die Sanierung der 40 Jahre alten Toiletten, soll sich schon bald erfüllen. Wie Bürgermeister Hollet bestätigte.
Aber in der Schule wird nicht nur Lesen und Rechnen gelehrt. Die Flötengruppe, geleitet von Christine Böhnlein und die Akrobatikgruppe unter Leitung von Christina Strätz gaben Kostproben ihres Könnens. "Solche ,Mäuse' habe ich noch in keiner Veranstaltung gehabt", entschlüpfte es am Ende der Moderatorin. Das "Kindermutmacherlied" muss der Schönbrunner Nachwuchs - so aufgeweckt und mutig er sich gab - wohl schon oft geübt haben. Den Kinderchor des Gesangvereins begleitete Andrea Christel (in Vertretung von Sylvia Dotterweich) auf der Gitarre. Eine enge Zusammenarbeit bestehe zwischen Schule und der gemeindeeigenen Bücherei. Büchereileiterin Inge Sörgel musste bei keinem Wunsch ihrer kleinen "Kunden" passen: Mit Vogel- und Pferdebüchern, Koch- und Blumenbüchern kann sie alle Lesewünsche erfüllen. Zur Freude ihrer Neuleser hatte Sörgel Büchereiausweise, Buttons und Lesezeichen im Gepäck.
In der Gemeinde angekommen Noch ziemlich "neu", aber schon in der Gemeinde angekommen, ist Pfarrer Bernhard Friedmann. Als er vor drei Jahren seinen Dienst antrat, sei ihm sogleich die ziemlich marode Kapelle in Oberneuses aufgefallen, berichtete er. "Das ist doch a Schand", fand der Pfarrer und nahm sich der Problematik an. Der Zustand der Kapelle sei jedoch so schlecht gewesen, dass ein Neubau ins Auge gefasst wurde. Um dieses Vorhaben zu bewältigen, habe man den Kapellenverein Oberneuses gegründet. Jetzt sei der Rohbau bereits fertiggestellt und Oberneuses bekomme wieder eine Mitte.
Die Kapelle soll unter das Patrozinium des heiligen Otto gestellt und zu seinem Fest am 28. September 2013 eingeweiht werden. Dass der heilige Otto auf seinem Weg nach Bamberg über die Hochstraße des Steigerwaldes gezogen ist und von einer Delegation in Ampferbach empfangen wurde, belegt nach den Worten von Pfarrer Friedmann eine Urkunde im Diözesanmuseum. Auch das eine von vielen Informationen, die den Abend bereicherten.
Meisterleistungen auf der Bühne Es gibt Weltmeister, Deutsche Meister, Handwerksmeister, Tüftler und Denker und - vor allem - mehr als 40 Vereine in der Steigerwaldgemeinde Schönbrunn. Ein "Meistermacher" ist Friseurmeister Andreas Scharf, dessen Sohn Matthias und Tochter Carina auf nationaler und internationaler Ebene viele Preise errungen haben.
Anette Schreiber, Redakteurin und Moderatorin der FT-Veranstaltung im Schönbrunner Schützenhaus, gab sich an diesem Abend vertrauensvoll in die Hand von Meister Scharf. Ihre Antwort darauf, dass nur ein geringer Teil seiner Kundschaft aus der eigenen Gemeinde kommt. In nur 17 Minuten bekam die Moderatorin einen völlig neuen Kopf. Obwohl sie die Arbeit selbst nicht im Spiegel verfolgen wollte, war sie solchermaßen modisch gestylt am Ende mit dem Ergebnis sehr zufrieden.
Nachwuchssorgen bei Vereinen Dass Vereine und Gruppen über Nachwuchsmangel klagen, ist kein spezielles Schönbrunner Phänomen. Das Problem soll sogar der Pfarrer schon einmal thematisiert haben. Noch habe die DJK Steinsdorf eine Mannschaft, die in der A-Klasse spiele, erklärte deren Vorsitzender Georg Aumüller. Schlechter bestellt ist in sportlicher Hinsicht die DJK Zettmannsdorf, die seit dem letzten Jahr keine Mannschaft mehr im Spielbetrieb hat. Man besinne sich auf andere Sportarten, wie Nordic Walking, berichtete Vorstand Erwin Huttner. Marianne Leyh, Vorsitzende der Blaskapelle Schönbrunn ist der beste Beweis dafür, dass man nicht unbedingt der jungen Generation angehören muss, um Neues zu beginnen. Erst mit 55 Jahren begann die Vereinschefin mit dem Tenorhorn und hat mittlerweile die D-Prüfung absolviert. Leyh hat zusammen mit der Schule den musikalischen Weihnachtsmarkt ins Leben gerufen, der nun schon zum zehnten Mal veranstaltet wird. "Jeden Montag ab 19.30 Uhr kann man bei uns reinschnuppern", lud Leyh zur Musikprobe ein.
Doch das war noch längst nicht alles, was in Schönbrunn singt und klingt: Der 1925 gegründete Gesangverein verfügt neben einem gemischten Chor (Leitung Rolf Nikolay) über einen Leistungschor "Body and Soul" (Leitung Günther Werthmann) und einen Kinderchor. Geleitet wird der Gesangverein von Carolin Hollet. Für ihre Liedvorträge ernteten die Chöre tosenden Applaus.
Mehr als ein "Kaffeekränzchen" Der Katholische Frauenbund zeigte auf der Bühne, dass er "mehr als ein Kaffeekränzchen" ist. Von Margot Baier geleitet, ist der 100 Mitglieder starke Verbund einer der ganz rührigen Vereine in der Gemeinde. Bettina Hachinger und Monika Riemer "kochten" auf der Bühne einen "KDFB-Eintopf für Leib und Seele". Grünes Gemüse, Wurzeln, scharfe und herzhafte Zutaten gaben dem Allerlei die richtige Würze. Außerdem bietet der Frauenbund - für jeden offen - Kurse wie Nähen, Kochen oder Stricken an. "Wir wollen die Gemeinschaft der Frauen stärken, den Frauen eine Stimme geben", betonte die Vorsitzende Margot Baier.
Schießen und Kegeln bieten die Hubertusschützen an, die vor Kurzem ihren neuen Schießstand, "den modernsten in ganz Oberfranken" einweihen konnten. An diesem Abend besannen sich Vorstand Andreas Losgar und Georg Kregler aber auch darauf, wie alles begonnen hat. Als 1974 das Schützenhaus erbaut wurde, sei es eines der größten in Oberfranken gewesen. "Unsere Schulden haben wir mit Tanzveranstaltungen abgebaut", erinnerte sich Losgar. Den Werdegang von den Anfängen des Schießens bis zum megamodernen Schießstand von heute machten die Schützen anhand von museumsreifen Waffen und Gerätschaften deutlich. Besonders interessant war die aufwendige Sicherheitskleidung der Schützen. "Das fängt mit der Unterwäsche an", ließ Losgar hören.
Vier Bundeskegelbahnen Der Kegelabteilung im Schützenverein stünden vier Bundeskegelbahnen zur Verfügung. Von insgesamt fünf Teams trugen die Senioren im letzten Jahr die Deutsche Meisterschaft nach Hause. Aber auch Kegeln im Saal ist möglich - und es ist vor allem lustig. Als Spieler mussten Anette Schreiber, Bürgermeister Hollet und Pfarrer Bernhard Friedmann antreten. Unter den Anfeuerungsrufen der Zuschauer schlugen sich alle wacker, "abgeräumt", das heißt alle Neune umzuwerfen, schaffte jedoch keiner. Nachwuchsprobleme plagen auch die Schönbrunner Feuerwehr, eine Stützpunktwehr, die sogar eine Damengruppe vorweisen kann. Was ein Atemschutzgeräteträger so alles tragen muss, demonstrierten Kommandant Matthias Hümmer, Bernd Willuhn und der Vorsitzende Matthias Fröhling. Die Spezialkleidung müsse schließlich Temperaturen bis zu 600 Grad standhalten. Pascal Berlinger zog die Ausrüstung an, zu der das etwa zwölf Kilo schwere Atemschutzgerät gehört, dessen Luft für etwa eine halbe Stunde ausreicht. "Wir sind an 365 Tagen im Jahr im Einsatz und machen einfach alles", betonte der Kommandant. Derzeit sei die Feuerwehr mit der Planung für ihr neues Haus beschäftigt.
Ausstellung wäre "Zugpferd" "Es gab Zeiten, da fuhren fast alle Schönbrunner einen Fiat, das lag an Leo Aumüller", stellte die Moderatorin ein "Schönbrunner Aushängeschild" vor. Aumüller und seine Tochter Margit sind Rennen mit italienischen Autos gefahren und weit übers Land hinaus bekannt. Derzeit beschäftige sie sich mehr mit Präsentationen und Ausstellungen, sagte Margit Aumüller. Ihr Vater hat einen Traum: Er sucht nach einem Raum für seine Oldtimer-Sammlung, allesamt wertvolle Raritäten, die an ihrem derzeitigen Platz zu dicht gedrängt stehen. Eine solche Ausstellung könnte ein Zugpferd für die Gemeinde sein, wandte sich Anette Schreiber an den Bürgermeister. Denn nach Aumüllers Worten kommen Besucher von überall her, um seine Sammlung zu bewundern.
Eine Vision ganz anderer Art hat der Schönbrunner Helmut Richter und er ist dabei, sie zu verwirklichen. In seinem Maschinenbaubetrieb ist er dabei, ein Elektroauto zu entwickeln. Ein Prototyp konnte im Schützenhaus bereits bewundert werden. Das Getriebe mit dem Namen "Dremento" hat sich Richter bereits patentieren lassen. Das Fahrzeug, Richter nennt es Elektro Buggy, soll mit sehr geringer Energie auskommen. Vielleicht werde Schönbrunn damit eines Tages zum Auto-Mekka, kommentierte Anette Schreiber.
Miteinander in der Gemeinde Die Damen des Pfarrgemeinderats beleuchteten alle Segmente ihrer umfangreichen Arbeit in der Pfarrei Mariä Himmelfahrt. Unter dem Motto "Miteinander auf neuen Wegen" sprachen sie über das, "was sich hinter und außerhalb unserer Kirchenmauern" abspiele. "Ein Kreis im Farbenspiel des Regenbogens bringt die Vielfalt der Gemeinde zum Ausdruck", sagte Gemeindereferentin Christine Schweda. Das Tüpfelchen auf dem i des Abends war ein Sketch der Theatergruppe, vorgetragen von Alfons Fröhling und Monika Kregler. Karl hat so seine Probleme mit Fremdwörtern, was dem Publikum Lachtränen in die Augen trieb. Nach Georg Fröhling führt in der neuen Saison erstmals Anna Dreyer Regie. "Das Theater ist mir in die Wiege gelegt worden", sagte die junge Frau, die bereits als Schülerin auf der Bühne stand.