... hat einstmals Mildred Scheels BH-Verschluss in Ordnung gebracht. Viele hochrangige Politiker hat Herbert Mengesdorf auf ihren Flügen begleitet.
Mit Willy Brandt ist er gerade noch rechtzeitig vor den politischen Unruhen aus Kairo abgereist. Hans-Dietrich Genscher schenkte ihm in luftiger Höhe sein Feuerzeug. Helmut Schmidt wirkte dagegen immer ein bisschen unnahbar. Herbert Mengesdorf aus dem oberfränkischen Ebensfeld war in den 70er Jahren Mitglied der Bundeswehr-Flugbereitschaft. Seine Gitarre flog immer mit. Auch nach Washington, wo er Johnny Cash und June Carter traf.
Dass er so weit hinauf- und herumkommen würde, war nicht vorauszusehen. Doch ähnlich wie sein großes Idol Johnny Cash wollte auch Herbert Mengesdorf nicht auf dem Bauernhof bleiben, auf dem er aufgewachsen war. Mit 15 Jahren verließ er seinen Heimatort Simmerberg im Allgäu. "Ich wollte was von der Welt sehen, mich weiterentwickeln."
Nach einer Kochlehre ging er zur Eisenbahn, arbeitete dort als Zugbegleiter. In seiner Freizeit spielte er in der Rock'n'Roll-Band "The Comets". "Dann ging ich zur Bundeswehr und machte eine Ausbildung als Krankenpfleger", erzählt Mengesdorf mit seiner sonoren Bassbariton-Stimme. "Das war mein Glück. Im NATO-Hauptquartier wurde ich einem Oberst zugeteilt, der mir einen Wunsch erfüllte: Ich durfte mit der Flugbereitschaft in die Türkei fliegen."
Ab zu "Mama Zita"
Mengesdorf gefiel die Arbeit in luftiger Höhe so sehr, dass er sich bei der Luftwaffe bewarb - und genommen wurde. "Ich lernte rasch perfekt Englisch." In der Air-Force-Maschine "1001 Otto Lilienthal" hob er 1971 erstmals Richtung des legendären US-Militär-Stützpunktes El Paso an der Grenze von Texas nach Mexiko ab - Hunderte weiterer Besuche dort sollten folgen. "Es gab lockere Flüge - Soldatentransporte zum Beispiel -, zwischen denen auch immer etwas Zeit blieb, einen Abstecher zur Kult-Kneipe 'Mama Zita' zu machen", erinnert sich der 78-Jährige, während er daheim in Ebensfeld (Kreis Lichtenfels) mit seiner Frau Johanna Bilderalben durchblättert. Sie zeigen wahre Hippie-Szenen, am Strand und in der Stadt: Stets spielt ein junger Mann mit dunklen Locken leidenschaftlich Gitarre, singt dazu und ist umringt von begeisterten Menschen.
"Aber es gab auch ernste Situationen." Mengesdorf berichtet von einem Noteinsatz Anfang der 70er Jahre im Kongo, wo Weiße von der Revolution überrascht worden waren. "Wir sind mit einer Bundeswehrmaschine hingeflogen, von der alle Hoheitszeichen entfernt worden waren, damit wir nicht angegriffen wurden. Auf dem Flugplatz saßen Geschäftsleute und Diplomaten erschöpft am Boden. Hätten wir sie nicht heimgeholt, wären sie vom wütenden Mob getötet worden."
Gegen den Tod kämpfte die Crew auch 1974 nach dem großen Erdbeben in Honduras. "Wir brachten Zelte, Wolldecken und Wasseraufbereitungsanlagen ins Land." Was er dort zu Gesicht bekam, ist dem Oberfranken bis heute im Gedächtnis geblieben: "Die Überlebenden konnten der riesigen Zahl an Toten nicht anders Herr werden als die Leichen, aufgestapelt zu hohen Haufen, gemeinsam anzuzünden."