Bluttat Unterleiterbach: Das Opfer wusste von den weiteren Mordplänen

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Spuren sicherte die Polizei auch entlang der Bahnstrecke bei Zapfendorf. Foto: Ronald Rinklef
Spuren sicherte die Polizei auch entlang der Bahnstrecke bei Zapfendorf. Foto: Ronald Rinklef

Ein 19 und ein 22 Jahre alter Syrer sind in U-Haft. Sie sollen einen 26-jährigen Landsmann getötet haben.

Am Freitag wurde in der Asylbewerberunterkunft der 26-jährige Syrer M. tot aufgefunden. Erstochen. Bereits seit Dienstagabend sitzen zwei dringend tatverdächtige Landsleute (19 und 22) auf Anweisung der Staatsanwaltschaft in Untersuchungshaft. M. musste wohl deshalb sterben, weil die Täter sein Geld und andere Wertgegenstände wollten und: Weil er um einen geplanten Raubmord wusste. Das haben die unter Hochdruck geführten Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft ergeben.


Mitarbeiter fand Opfer geknebelt und gefesselt

Ein Mitarbeiter der Einrichtung hatte die Leiche des 26-Jährigen Freitagnachmittag in dem Zimmer entdeckt, in dem der bereits anerkannte Asylbewerber lebte, und die Polizei verständigt. Beamte der Fachkommissariate der Kripo Bamberg und die Staatsanwaltschaft Bamberg übernahmen umgehend vor Ort umfangreiche Ermittlungen. Weil das Opfer geknebelt und gefesselt war und Stichverletzungen aufwies, war von einem Gewaltverbrechen auszugehen. Wie die Obduktion ergab, ist der Tod auf die Stichverletzungen zurückzuführen.

Eine 30-köpfige Sonderkommission - "Soko Schloss" - wurde eingerichtet. Unterstützung, so berichtet Pressesprecherin Anne Höfer vom Polizeipräsidium Bayreuth, erhielt die Kripo von mehreren Polizisten verschiedener Dienststellen sowie von auch Personensuchhunden.

Am Dienstag wurden entlang der Bahnstrecke Bamberg-Lichtenfels, Höhe Zapfendorf, sowie in einem Bach im Landkreis Bamberg die mutmaßlichen Tatwaffen sowie persönliche Gegenstände des Opfers sichergestellt.
Die intensiven Ermittlungen, Vernehmungen, Überprüfungen sowie Auswertungsergebnisse der gesicherten Spuren hatten den 19-jährigen Syrer und seinen drei Jahre älteren Landsmann immer mehr ins Visier der Polizei rücken lassen. Bereits am Montag waren die Männer vorläufig festgenommen worden. Wegen der erdrückenden Ermittlungsergebnisse hätten die beiden die Tat schließlich eingeräumt.


Nach Bluttat in Unterleiterbach laufen weitere Ermittlungen

Zu den Hintergründen gaben sie laut Polizeibericht an, dass sie dem Opfer Geld und Wertgegenstände abnehmen wollten. Außerdem haben sie das Bekanntwerden eines weiteren Tatplans verhindern wollen: Sie hatten zuvor verabredet, einen anderen Bewohner der Asylbewerberunterkunft zu töten, um ihn auszurauben. Genau das soll M., das spätere Opfer, mitbekommen haben.

Zu den weiteren Hintergründen laufen die Ermittlungen noch. Die Staatsanwaltschaft Bamberg hat jedenfalls Haftbefehl gegen den 19-Jährigen und den 22-Jährigen erlassen: wegen gemeinschaftlichen Mordes und wegen der Verabredung zu einem weiteren Verbrechen gegen einen anderen Asylbewerber. Das Duo ist in unterschiedlichen Vollzugsanstalten untergebracht. Was bei Fällen mit mehreren Beschuldigten üblich sei, wie Pressesprecherin Anne Höfer auf Nachfrage erklärt. Insgesamt spricht sie von "einem großen Ermittlungserfolg".


Landrat Kalb attestiert Kripo hohe Leistungsfähigkeit

Bambergs Landrat Johann Kalb betrachtet das genauso. Er lobt die hohe Leistungsfähigkeit von Kripo und Staatsanwaltschaft, sowie deren "extrem gute und schnelle Arbeit" . Freilich sei er selbst angesichts der Tat erschrocken und erschüttert. "Jede Gewalttat ist schrecklich aber leider nicht unbedingt vermeidbar." Am heutigen Donnerstag werde man seitens des Landratsamtes in Unterleiterbach sein, um Weiteres auch mit den Betreibern zu besprechen.

Wie es aus dem sechsköpfigen Betreiberkreis heißt, sei man jetzt zunächst einmal froh, dass die mutmaßlichen Täter gefasst sind. Denn unter den weiteren Mitbewohnern habe es eine gewisse Unruhe gegeben. "Alle sind erleichtert", formuliert es einer der Betreiber. Während er das Opfer als ruhig und hilfsbereit beschreibt, sei ihm an einem der beider Tatverdächtigen nichts weiter aufgefallen. Außer der Tatsache, dass der Mann bei den Mitbewohnern dadurch angeeckt sei, dass er nachts manchmal recht laut Musik gehört hat.


Verständnislosigkeit beim Betreiber


Dieser junge Mann sei auch öfter mit einer Clique zusammen gewesen, während M. kaum mit anderen zusammen war. Der 26-Jährige war anerkannt, auf dem Sprung in eine eigene Wohnung, dafür bereits auf einer Liste vorgemerkt. Die Betreiber können sich nur schwer vorstellen, dass M. wegen Geldes oder Wertsachen - "mehr als vielleicht 50, 100 Euro, Handy oder einen Laptop hat doch keiner" - sterben musste. Betroffen sei man, dass Täter wie Opfer aus der Unterkunft waren. "Aber man kann in keinen reinschauen."


Zapfendorfs Bürgermeister ist nach Bluttat sprachlos

Auch nicht Zapfendorfs Bürgermeister Volker Dittrich. "Ich bin sprachlos", gesteht der Bürgermeister ein. Denn Dittrich kannte einen der Tatverdächtigen - "ein ganz normaler Jugendlicher". Nun gehe es darum, negativen Stimmungen vorzubauen. Froh ist Dittrich mit Blick auf die Bevölkerung, dass die nicht mit dem Gedanken leben muss, "da gibt es möglicherweise Täter auf freiem Fuß".