Corona-Notstand: "Ich melde mich freiwillig"

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Laura Nüßlein Foto: privat
Laura Nüßlein Foto: privat
 

Behörden suchen derzeit nach Helfern mit Erfahrung, um für eine Verschärfung der Krise gerüstet zu sein. Laura Nüßlein aus dem Landkreis Bamberg hat keinen Moment gezögert.

Angst vor dem Corona-Virus hat Laura Nüßlein nicht. Höchstens ein wenig Respekt. "Mit Angst kann man nur schwer eine Tätigkeit ausführen. Hätte ich sie, hätte ich mich nicht gemeldet", sagt die 26-Jährige aus Scheßlitz (Landkreis Bamberg).

Menschen wie Laura Nüßlein werden gerade gesucht. Um das Gesundheitssystem im Falle eines weiteren Anstiegs der Corona-Kranken nicht kollabieren zu lassen, gibt es Aufrufe an ehemalige Pflegekräfte, die gerade pausieren oder inzwischen in einem anderen Beruf arbeiten, sich freiwillig zu melden. Das bayerische Gesundheitsministerium und die Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB) hatten am Montag eine Plattform gestartet. Es ist bei weitem nicht die einzige Offerte.

Klinikbetreiber wie die Sozialstiftung Bamberg rufen dazu auf, sich zu melden. "Nutzen Sie die untenstehenden Formulare, um uns Ihre Daten zu hinterlassen. Daraufhin werden wir Sie dann bei Bedarf kontaktieren", heißt es zum Beispiel auf deren Internetseite.

Laura Nüßlein war bereits in der vergangenen Woche einem Aufruf des Landratsamts Bamberg zum allgemeinen Freiwilligendienst gefolgt. Dessen Pressesprecher Frank Förtsch berichtet von rund 90 Angeboten unterschiedlichster Art - von Nachbarschaftshilfe über Fahrdienst bis hin zum Hubschraubertransport. Etwa ein Zehntel davon betreffe den Pflegebereich.

"Ich wollte überhaupt helfen"

"Wäre das nichts für dich?", hatte Nüßleins Freund sie auf den Aufruf des Landratsamtes aufmerksam gemacht. Er wusste, dass sie bestens geeignet war. Schließlich hatte sie bis vor zwei Jahren noch regelmäßig als Krankenschwester gearbeitet.

"Ich wollte überhaupt helfen, habe auch über Einkaufsdienste und Ähnliches nachgedacht", erzählt sie. Aber dann schnell gemerkt, dass man in der Krankenpflege am Dringendsten gebraucht wird. Dabei hatte sie zuletzt mit der Pflege immer weniger Berührung. Nach dem Realschulabschluss vor beinahe zehn Jahren, hatte die junge Frau an der Berufsfachschule in Nürnberg die dreijährige Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin absolviert und danach in der neurologischen Abteilung am Uniklinikum Erlangen gearbeitet. Da sie neben der Ausbildung noch das Abitur gemacht hatte, begann sie im Herbst 2015, einen neuen Berufsweg einzuschlagen. Sie fing an zu studieren, Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Coburg. Das Studium hielt sie nicht davon ab, nebenher hauptsächlich an Wochenenden und Feiertagen in ihrer Abteilung der Uniklinik Erlangen zu weiter mitzuarbeiten.

Auch an Wochenenden einsatzbereit

Mit dem Bachelor in der Tasche änderte sich aber die Berufsrichtung gravierend. Heute arbeitet Laura Nüßlein als Personalsachbearbeiterin im öffentlichen Dienst. Das könnte sich jetzt bald ändern. Aufgrund ihres freiwilligen Angebots hat sich schon die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns bei ihr gemeldet. "Ich musste angeben, an welchen Tagen ich zur Verfügung stehen würde." Ihr Arbeitgeber unterstützt ihr Engagement. "Ich habe das abgesprochen, man hat den Freiwilligendienst begrüßt."

Zwei Wochentage will sie im Ernstfall an ihrem Arbeitsplatz sein, der Rest stünde für den Pflegeeinsatz zur Verfügung - auch die Wochenenden.

Noch ist es nicht soweit. "Im Moment sind die pflegerischen Kapazitäten ausreichend", schildert Nüßlein, was man ihr zuletzt mitgeteilt hat. Zuständiger Ansprechpartner sei jetzt die Stadtverwaltung in Scheßlitz.

Aufregung, wenn das Telefon klingelt? Nein. Die 26-Jährige weiß, wie sie sich verhalten muss, ihre Einarbeitungszeit wäre gering. "Ich habe keinen Moment gezögert, diesen Schritt zu gehen", sagt sie. Sie gehöre keiner Risikogruppe an, sei jung und gesund. "Ich würde höchstens darauf achten, Kontakte im Familienkreis auf das Notwendigste zu reduzieren. Aber das ist im Moment eh normal." Außerdem geht sie davon aus, dass die Hygienestandards gewährleistet sind.

Solidarität sei das Gebot der Stunde. "Ich habe die Ausbildung gewählt, um anderen zu helfen. Ich kann jetzt nicht tatenlos zusehen."