"So könnte es bald immer aussehen": Fränkischer Unternehmer mit Appell an die Bevölkerung

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Leere Straßen, geschlossene Geschäfte: Durch die Coronakrise könnte sich das Aussterben der Einzelhändler beschleunigen, befürchtet Uwe Kostka, Unternehmer und Chef von sechs Expert-Filialen in Franken. Symbolfoto: Fabian Strauch/dpa
Leere Straßen, geschlossene Geschäfte: Durch die Coronakrise könnte sich das Aussterben der Einzelhändler beschleunigen, befürchtet Uwe Kostka, Unternehmer und Chef von sechs Expert-Filialen in Franken. Symbolfoto:  Fabian Strauch/dpa

Was eine Ausnahmezustand sein soll, könnte bald Normalität werden: Der fränkische Unternehmer Uwe Kostka warnt vor den ökonomischen Folgen der Corona-Krise und richtet einen Appell an die Bürger.

Leere Straßen und geschlossene Geschäfte: Was zunächst wie ein Ausnahmezustand in Zeiten des Coronavirus wirkt, könnte uns einen Vorgeschmack darauf geben, wie deutsche Innenstädte in einigen Jahren sowieso aussehen könnten.

"So könnte es bald immer aussehen, wenn sich nichts ändert", befürchtet Uwe Kostka - weshalb er sich mit einem dringenden Appell an die Menschen in Franken wendet. Für ihn ist die Corona-Krise auch eine Chance, sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. Eine "Vernunftpause" - schließlich sei das ganze ökonomische System "sowas von überreizt".

Coronavirus: Sind Unternehmen in einer existenziellen Krise?

Kostka ist Marktleiter der expert-Filiale in Bamberg/Hallstadt, die genauso wie die Standorte Bayreuth, Höchstadt, Kronach Lichtenfels und Hof zur Jakob-Holding GmbH gehört. Insgesamt arbeiten rund 250 Mitarbeiter in den sechs Filialen - 44 allein in Bamberg. Und das soll auch so bleiben - trotz der akuten Corona-Krise. Man wolle mit einer Notbesetzung zumindest eine Grundversorgung sicherstellen - also einen Reparaturdienst anbieten und einen Lieferdienst etablieren.

Von der Krankheit selbst wurden Kostka und seine Mitarbeiter bisher verschont. Zwar gab es einen Verdachtsfall - jedoch bestätigte sich dieser glücklicherweise nicht. Jedoch sind die wirtschaftlichen Folgen alarmierend.

Kostka rechnet vor: In seinen Warenlagern stapeln sich Geräte im Wert von etwa zwei Millionen Euro. Gut die Hälfte davon wird im laufenden Geschäft refinanziert. Nur dass das Geschäft eben nicht läuft. Nach gut vier bis sechs Wochen Stillstand komme man als Unternehmen dann in eine Liquiditätskrise. Zur Erinnerung: Stand jetzt soll der Katastrophenfall wahrscheinlich bis mindestens Mitte April, also vier Wochen, gelten.

Die Auswirkungen der aktuellen Krise werden über Jahre spürbar sein

Zwar versprachen sowohl der Bund als auch die Landesregierung schnelle und unbürokratische Hilfe für Unternehmen. Eine Maßnahme die Kostka ausdrücklich gut heißt. Allerdings dauert es seiner Meinung nach trotzdem mindestens zwei Jahre, bis sich mittelständische Unternehmen wie seines vom Corona-Schock erholen werden. Und auch das nur, wenn Geschäftsschließungen und weitere Einschränkungen im öffentlichen Leben nur bis Mitte April gelten. Auch kleinere Unternehmen stehen vor einer ungewissen Zukunft. Einige Bamberger Unternehmen haben hier von ihren Sorgen berichtet.

Und dann drohe ja bereits die nächste Krise: In Zeiten, in denen viele Menschen Klopapier und Nudeln horten, weil sie Lieferengpässe befürchten, sieht Kostka im Gegenteil eine Warenschwemme auf Deutschland zurollen. Denn während sich Deutschland und viele westliche Länder derzeit im "Lockdown" befinden, läuft in China, der Fabrik der Welt, die Produktion wieder an. In ein paar Wochen treffen dann in der Corona-Krise unverkaufter Warenbestand und neue Produkte aus Fernost aufeinander. Der Markt werde geflutet und es drohe ein Preisverfall.

Der könnte noch durch eine weitere Entwicklung begünstigt werden: Denn wenn deutschlandweit viele Menschen in Kurzarbeit gehen müssen, sinken auch die Einkünfte der Menschen. Viele von ihnen, so Kostka, müssten dann mit unter 1000 Euro im Monat auskommen. Da in den letzten Jahren zudem zu wenig Geld zurückgelegt wurde, drohe auch nach dem Ende der Corona-Krise ein Einbruch des Konsums.

Coronavirus: Jeder Einzelne steht in der Verantwortung

Keine rosigen Aussichten also. Doch für Uwe Kostka ist diese Krise eben auch eine Chance. Die Chance für jeden Menschen, sein eigenes Konsumverhalten zu überdenken und in Zukunft bewusster zu handeln und zu konsumieren. "Jetzt liegt es in der Verantwortung jedes Einzelnen, dafür zu sorgen, dass unsere Innenstädte nicht aussterben. Dass die Vielfalt nicht kaputt geht."

In den nächsten Monaten werde es verstärkt darauf ankommen, was und vor allem wo die Menschen kaufen werden. Denn sollte sich der Trend zum Onlinehandel durch die Corona-Krise weiter beschleunigen, könnte das Coronavirus als Brandbeschleuniger des Einzelhandelssterben wirken.

Auch die lokalen Unternehmen seien jetzt gefordert. Wenn die drängendsten Probleme gelöst sind - der Schutz vor dem Coronavirus und die Aufrechterhaltung der Versorgung - müssten sich die Unternehmen, aber auch die Gesellschaft als Ganzes, Gedanken machen, wie man die Folgen der Krise abfedern kann. "Momentan", so Kostka, "befinden wir uns da aber noch in der Phase der Ideensammlung."

Trotz der momentanen Situation will Uwe Kostka positiv bleiben: "Wir als Unternehmen blicken trotz aller Krise optimistisch in die Zukunft, da wir an unseren Grundwerten, wie Anstand und Vertrauen und Qualität festhalten. Halten wir zusammen, dann kann alles gut werden!"