Das bedeutet die Corona-Krise für die fränkischen Automobilzulieferer - ein Infizierter bei Bosch

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Foto: Ronald Rinklef
Foto: Ronald Rinklef

Der betreffende Mitarbeiter ist zum Glück schon seit zwei Wochen zuhause. Derweil halten die großen Autozulieferer in der Region ihre Produktion trotz Corona-Krise in Gang. Ob sich durch die angekündigte Fertigungspause bei VW etwas ändert, ist noch nicht abzusehen.

Bosch-Werkleiter Martin Schultz klingt erleichtert am Telefon. Einer der rund 7000 Mitarbeiter in Bamberg trägt das Corona-Virus in sich. Das wurde Anfang der Woche bestätigt. Dennoch geht die Arbeit in Oberfrankens größtem Industriebetrieb weiter ihren Gang. "Es ist zum Glück unproblematisch, weil die betreffende Person seit zwei Wochen nicht mehr im Werk war", berichtet Schultz.

Der Werksarzt hatte den Mitarbeiter, der sich zum Zeitpunkt seiner Ansteckung im Urlaub befand, nach seiner Rückkehr sofort in häusliche Quarantäne geschickt. Das war Anfang März. Laut Bosch zeigt der Mitarbeiter keine Symptome.

Stopp bei VW, Audi und Skoda

Die Autozulieferer in der Region hat gestern aber eine andere Meldung in Alarmbereitschaft versetzt. Wegen der Ausbreitung des Coronavirus will der Autohersteller Volkswagen die Produktion in zahlreichen Werken vorübergehend aussetzen. An den allermeisten Standorten soll demnach übermorgen die letzte Schicht laufen, hieß es am Dienstag aus dem Betriebsrat in Wolfsburg. In den vergangenen Tagen hatte es bei VW in deutschen Werken erste bestätigte Fälle von Covid-19-Infektionen gegeben. Auch bei Audi stehen die Bänder ab Montag still. Mit Skoda will eine weitere VW-Tochter ihre Werke schon heute Abend um 22 Uhr herunterfahren, wie gestern aus einem Brief der Firmenleitung an die Mitarbeiter hervorging.

Zwei Meter Mindestabstand

Zu den Auswirkungen der Produktionsstopps bei den Autoherstellern für die eigene Fertigung wollte Katja Herrmann, Pressesprecherin des Autozulieferers Brose, keine konkrete Aussage treffen. Die aktuelle Situation sei zu unstet. Es gebe bei Brose ein Sonderteam, das täglich die weltweite Entwicklung der Situation analysiere und Maßnahmen kontinuierlich anpasse. Die Hygienestandards bei Brose seien inzwischen weiter verschärft. So würden etwa die Mitarbeiter angewiesen, den empfohlenen Mindestabstand von zwei Metern einzuhalten.

Genau dies war bei VW zum Problem geworden. Die Mitarbeitervertretung kritisierte, dass auf den Montagelinien Schulter an Schulter gearbeitet werde. Das Robert-Koch-Institut dagegen empfehle Mindestabstände, die an den einzelnen Arbeitsstationen nicht einzuhalten seien.

Bei Schaeffler "ist es noch zu früh, dass wir uns zu der Ankündigung von VW äußern", sagte Unternehmenssprecherin Bettina Lichtenberg. Die Schutzmaßnahmen für die Mitarbeitenden seien aber ausgeweitet worden. "Inzwischen erlauben wir auch keine Reisen mehr zwischen den verschiedenen Scha effler-Standorten", sagte Lichtenberg.

Nur noch warme Speisen

Bosch-Werkleiter Martin Schultz verweist darauf, dass seine Firma nicht an den Karosseriewerken der Autohersteller hänge. Vielmehr arbeite Bosch in Bamberg mit den Motorenwerken zusammen. Und die hätten einen ganz anderen Rhythmus. "Es läuft bei uns normal weiter", sagte Schultz zur Situation bis gestern. Man habe auch noch keine Kurzarbeit angemeldet. "Da gibt es im Moment noch keinen Grund dafür."

"Wir sind ein Fertigungswerk"

Insgesamt hat man bei Bosch in Bamberg zum Schutz der Mitarbeiter zuletzt neue Hygiene- und Verhaltensregeln aufgestellt. So werden in den Kantinen nur noch erhitzte bzw. erwärmte Speisen ausgegeben. Sofern es die Tätigkeit zulasse, können Beschäftigte laut Schultz in Absprache mit ihrer Führungskraft im Homeoffice arbeiten. Insofern habe die Schließung der Schulen und Kindertagesstätten seit Wochenbeginn keine Auswirkungen auf den Betrieb im Bamberger Werk gehabt. Allerdings macht der Werkleiter beim Thema Arbeit von zuhause aus gleich eine Einschränkung: "Wir sind ein Fertigungswerk, und das lebt von der Präsenz." Im Wesentlichen laufe aber alles sehr ruhig ab.

Dennoch gibt sich Schultz im Hinblick auf die Infektion von weiteren Mitarbeitern in seinem Werk keinen Illusionen hin. "Das ist nur eine Frage der Zeit", meint er. Immerhin kommt aus China ein Hoffnungsschimmer. Dort, wo die Coronavirus-Pandemie ausbrach und Autohersteller zeitweilig auch schon ganze Fabriken schließen musste, entspannte sich die Lage zuletzt etwas.