Schockanruf-Serie erreicht Höhepunkt - Täter im Raum Bamberg besonders dreist

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Seit Montag sind Trickbetrüger in Oberfranken außergewöhnlich aktiv. Allein am Donnerstag kam es zu mindestens sieben Fällen von Trickbetrug durch Schockanrufe - insgesamt wurden 70 Fake-Anrufe gezählt. Die Polizei gibt nun Tipps, wie man sich schützen kann.

Die Serie reißt nicht ab: Seit Montag sind Trickbetrüger in ganz Oberfranken aktiv und weiter erfolgreich. Am Donnerstagnachmittag (11. Mai 2023) erreichte diese Serie ihren derzeitigen Höhepunkt: Eine Vielzahl von Mitteilungen über betrügerische Anrufe ging bei der Einsatzzentrale der oberfränkischen Polizei. Knapp 70 Anrufe konnten gezählt werden. Die Täter probierten es vor allem in Bayreuth, Coburg und Hof - ein besonders dreister Fall ereignete sich aber im Raum Bamberg

Die Masche ist immer die gleiche: Angebliche Polizisten oder auch Staatsanwälte geben vor, dass ein Angehöriger einen schweren Verkehrsunfall verursacht habe, oft auch mit tödlichem Ausgang. Dieser Angehörige ist im Hintergrund mit weinerlicher Stimme zu hören, spricht teils selbst am Telefon. Die Angerufenen werden so getäuscht und massiv unter Druck gesetzt: Sie sollen ihren Kindern oder Enkeln helfen und eine Kaution hinterlegen, um ihnen das Gefängnis zu ersparen. 

Serie von Schockanrufen in Oberfranken - Insgesamt 300.000 Euro erbeutet

Ein Großteil der Anrufe blieb ohne Konsequenzen. In sechs Fällen gelang das Täuschungsmanöver allerdings. Immer sollte durch eine Geldzahlung eine Haftstrafe abgewendet werden. Es entstand ein Gesamtschaden in Höhe von knapp 300.000 Euro.

Allein bei einem Schockanruf aus Scheßlitz erbeuteten die Betrüger Schmuck im Wert eines sechsstelligen Betrags. Dabei lotsten die Täter ein Ehepaar über eine weite Strecke bis nach Scheßlitz. In den Abendstunden, gegen 18.50 Uhr, trafen sie dort den Geldabholer auf offener Straße in der Ortsmitte. Mit der Weitergabe von Schmuck sollte eine Kaution bei der Staatsanwaltschaft hinterlegt werden. Der Geldabholer wird wie folgt beschrieben:

  • Männlich
  • Zirka 35 Jahre
  • Etwa 180 Zentimeter groß
  • Schlank
  • Bekleidung: Blaue Jeans, dunkle Daunenjacke, weißes T-Shirt

Die Kriminalpolizei Bamberg bittet um Hinweise aus der Bevölkerung: Zeugen, die am Donnerstagabend zwischen 18.00 Uhr und 19.00 Uhr verdächtige Personen und/oder Fahrzeuge in Scheßlitz gesehen haben, werden gebeten, sich unter der Rufnummer 0951/9129-491 bei der Kriminalpolizei Bamberg zu melden.

Trickbetrug-Serie erreicht Höhepunkt - Drei Fälle im Raum Bayreuth

Auch im Raum Bayreuth schlugen Trickbetrüger zu - die Polizei zählte am Donnerstag gleich drei Fälle. Zu einer ersten Geldübergabe kam es gegen 14.30 Uhr in Warmensteinach, Landkreis Bayreuth. Das Opfer übergab einen niedrigen fünfstelligen Betrag an einen Unbekannten auf offener Straße im Königsheideweg. Die Täter hatten sich ihm gegenüber als Polizeibeamte aus Bayreuth ausgegeben. Der Geldabholer wird wie folgt beschrieben:

  • Männlich
  • Zirka 60 bis 70 Jahre alt
  • Etwa 170 Zentimeter groß
  • Kurze graue Haare
  • Bekleidung: Grauer/blauer Anorak und grauer Pullover
  • Auffällig: Der Geldabholer hinkte leicht

Nahezu zeitgleich eine weitere Geldübergabe im Stadtgebiet Bayreuth: Die Geschädigte aus dem Landkreis war am Handy von den Tätern zur Geschäftsstelle der AOK in Bayreuth, Friedrich-Puchta-Straße gelotst worden. Dort händigte sie einer angeblichen Mitarbeiterin der Staatsanwaltschaft einen mittleren fünfstelligen Geldbetrag aus. Die Geldabholerin wird wie folgt beschrieben:

  • Weiblich
  • Zirka 50 Jahre alt
  • Etwa 165 Zentimeter groß
  • Kurzes Haar
  • Auffällig: Der Geldabholerin hielt sich einen Schal vors Gesicht

Kurz darauf, gegen 15 Uhr, trat nochmals eine weibliche Geldabholerin auf. Diesmal im Bereich der Karl-Marx-Straße. Hier nahm sie einen mittleren fünfstelligen Betrag an der Haustür des Opfers entgegen. Die Geldabholerin wird wie folgt beschrieben:

  • Weiblich
  • Etwa 155 bis 175 Zentimeter groß
  • Bekleidung: Dunkle Mütze und roter Mantel dazu eine schwarze Umhängetasche

Die Kriminalpolizei Bayreuth bittet in diesen drei Fällen um Hinweise aus der Bevölkerung: Zeugen, die am Donnerstagnachmittag zwischen 14.00 Uhr und 16.00 Uhr verdächtige Personen und/oder Fahrzeuge in Warmensteinach, Bereich: Königsheideweg, oder Bayreuth in der Nähe der AOK bzw. in der Karl-Marx-Straße gesehen haben, werden gebeten, sich unter der Rufnummer 0921/506-0 bei der Kriminalpolizei Bayreuth zu melden.

Auch die Kriminalpolizei Coburg ermittelt in zwei Fällen

Zunächst war es den Tätern gelungen, ein Ehepaar nach Coburg in die Blumenstraße und damit in die Nähe der dortigen Polizeiinspektion zu locken. Dort übernahm ein Geldabholer gegen 12.30 Uhr einen mittleren fünfstelligen Geldbetrag.

Wenig später, gegen 13.30 Uhr, wies ebenfalls ein angeblicher Staatsanwalt ein weiteres Opfer an, Schmuck und Wertgegenstände im Wert eines mittleren fünfstelligen Betrags im Ortsteil Untersiemau an einen Beauftragten des Amtsgerichts Coburg auszuhändigen. Der Geldabholer wird in diesen beiden Fällen wie folgt beschrieben:

  • Männlich
  • Etwa 165 Zentimeter groß
  • Ungepflegte Erscheinung
  • Dunkle Bekleidung

Die Kriminalpolizei Coburg bittet um Hinweise aus der Bevölkerung: Zeugen, die am Donnerstagnachmittag zwischen 12.00 Uhr und 14.00 Uhr verdächtige Personen und/oder Fahrzeuge in Coburg, Bereich: Blumenstraße, oder im Ortsteil Untersiemau gesehen haben, werden gebeten, sich unter der Rufnummer 09561/645-0 bei der Kriminalpolizei Coburg zu melden.

In anderen Fällen konnte eine Geldübergabe glücklicherweise dank der Aufmerksamkeit von Bankmitarbeitenden verhindert werden. Drei Opfer sollten im Auftrag der Täter bei ihren Banken in Coburg, Hof und Trebgast Geld von ihrem Konto abheben. Am Schalter schöpfte das geschulte Personal allerdings Verdacht, machte ihre Kunden auf einen möglichen Betrug aufmerksam und verständigte den Polizeinotruf. Grundsätzlich gilt:

  • Sich nicht drängen und unter Druck setzen lassen. Einfach auflegen
  • Misstrauisch sein und keine persönlichen Daten am Telefon nennen
  • Spätestens bei Geldforderungen am Telefon das Gespräch sofort abbrechen
  • Niemals Geld oder Wertgegenstände an Unbekannte übergeben
  • Die Polizei wird nie jemanden um Geldbeträge bitten
  • Angehörigen unter der bekannten Telefonnummer anrufen
  • Beim geringsten Zweifel selbst den Notruf 110 wählen
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