Bienen: Wer regiert hier wen?

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Imker Jürgen Giebel bei den Bienen, die in der Bienenbüste von Adelbert Heil ein Zuhause gefunden haben Foto: Michael Gründel
Imker Jürgen Giebel bei den Bienen, die in der Bienenbüste von Adelbert Heil  ein Zuhause gefunden haben Foto:  Michael Gründel
 
In der Bienenbüste von Adelbert Heil lebt ein Bienenvolk Fotos: Gründel
In der Bienenbüste von Adelbert Heil  lebt ein Bienenvolk  Fotos: Gründel
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Mit dem schlimmsten Feind der Honigbiene kennt Imker Jürgen Giebel sich aus. Auf die Frage, ob die Königin das Volk regiert oder doch das Volk die Königin, hat er noch keine Antwort gefunden.

Es summt und brummt um Jürgen Giebel. Und manchmal stechen sie auch, seine Bienen. Aber so selten, dass der 65-Jährige normalerweise in T-Shirt und kurzen Hosen zu seinen Bienenstöcken, für die er extra ein kleines Grundstück in der Gemeinde Baunach gepachtet hat, geht.

Seit knapp 30 Jahren findet der Imker Ruhe und Entspannung durch sein Hobby. 15 Bienenstöcke nennt er sein Eigen, das entspricht im Sommer etwa 60 000 Honigbienen pro Stock. Im Winter sind es schätzungsweise 10 000. "Der Staat und das Zusammenspiel im Volk faszinieren mich besonders. Regiert die Königin das Volk oder das Volk die Königin? Diese Frage bewegt mich auch nach so vielen Jahren immer noch", lächelt Jürgen Giebel.
Als Pfadfinder hat der Rentner sich schon immer mit der Natur verbunden gefühlt und sein Interesse an staatenbildenden Insekten entdeckt.

Varroa destructor


Aus dem Hobby ist inzwischen eine Leidenschaft geworden. Und aus Jürgen Giebel ein Experte für den größten Feind der Honigbiene, die Varroamilbe, auch bekannt unter dem Namen Varroa destructor. Er hält sogar Vorträge über das Thema. 1977 von Forschern eines hessischen Bieneninstitutes nach Europa eingeschleppt - sie hatten befallene östliche Honigbienen mitgebracht - hat sich der Bienenfeind mittlerweile weltweit verbreitet. Nur Australien ist nicht betroffen von der Varroamilbe, weiß Petra Friedrich, Pressesprecherin des Deutschen Imkerbundes. Das Problem der heimischen Honigbienen: Sie erkennen die Milbe nicht als Feind. "Und die Imker haben sich nur langsam auf die Schädlinge eingestellt. Aber jetzt ist die Bedrohung erkannt", sagt Giebel.

Inzwischen gibt es verschiedene Methoden, mit denen die Imker ihre Bienenvölker schützen können, entweder mit biotechnischen oder chemischen Verfahren. Jürgen Giebel bevorzugt Ameisensäure im Sommer und Milchsäure oder Oxalsäure im Winter. Diese Methoden fallen unter eine chemische Behandlung der Varroamilbe.

"Eine Behandlung gilt dann als erfolgreich, wenn der Bienen verlust nicht mehr als fünf Prozent beträgt. Auch vor der Varroa gab es Verluste, das ist völlig normal. Allerdings werden wir mit diesem Bienenfeind leben müssen."
Die Schädlinge, die kleiner als ein Streichholzkopf sind, setzen sich an den Bienen fest und saugen sie aus, auch Tiere, die sich noch im Brutstadium befinden. Ein starkes Volk kann einen Varroabefall vertragen, da die Entwicklung der Biene bis August progressiver ist als die der Milbe. Der Bienenfeind entwickelt sich langsamer, nimmt erst nach der Sommersonnenwende überhand. Dann stellt ein Befall eine ernst zu nehmende Bedrohung für ein Volk dar.

Trotz der Gefahr durch die Milbe konnte der Imker in diesem Jahr eine durchschnittliche Honigernte erzielen, das heißt 15 bis 20 Kilogramm pro Volk. In anderen Teilen Deutschlands hingegen sei die Frühjahrsernte dieses Jahr ganz ausgefallen, sagt der Baunacher Imker. Petra Friedrich kann das nur bestätigen.

Wer hat das Sagen?


Zurzeit führt der Deutsche Imkerbund eine landesweite Befragung bei den Imkern durch, um genaue Zahlen zu den Sommererntemengen zu erhalten. Der Grund für den Ausfall? Die Witterung sorgte dafür, dass die Bienenentwicklung langsamer voranschritt als die Blütenentwicklung der Pflanzen. Das vergangene Jahr hingegen war für die Imker ein sehr ertragreiches.

Die Frage, wer hier eigentlich wen regiert, ist durchaus berechtigt, betrachtet man zum Beispiel das Phänomen des Schwärmens. Wenn in einem Stock viele Jungbienen schlüpfen, zwingt das Volk seine Königin, Eier in so genannte Weiselzellen zu legen, in denen sich später Königinnen entwickeln. Bevor diese Zellen verschlossen werden, verlässt die alte Königin mit einem Teil des Volkes den Bienenstock, da sie nicht mehr gefüttert wird und mitunter wieder flugfähig ist.

Sie sucht sich mit ihrem Gefolge ein neues Heim. Die erste geschlüpfte Königin im alten Stock beißt ihre noch nicht geschlüpften Konkurrentinnen tot und wird selbst zur neuen Königin. Falls das Volk allerdings eine weitere Teilung für nötig hält, verhindern die Bienen die tödlichen Bisse. "Viele Abläufe in einem Bienenvolk sind noch unerforscht", so Giebel.

Um über den Wert der Bienen für Mensch und Natur aufzuklären, steht der Imker auf der Landesgartenschau am Stand des Imker- und Bienenzuchtvereins Bamberg und beantwortet geduldig alle Fragen der Besucher. Unter anderem bietet eine hölzerne Bienenbüste, ein Werk des Bamberger Künstlers Adelbert Heil, einem Bienenvolk ein Heim. Jürgen Giebel wünscht sich, dass die Menschen sich intensiver mit den Bienen beschäftigen und verstehen, dass die Bestäubungsleistung der fleißigen Insekten existenziell für die Natur ist und es sich bei den gestreiften Fliegern grundsätzlich nicht um stechlustige Insekten handelt.