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Nur noch 700 Bewohner im Ankerzentrum Bamberg - wie kommt das?


Autor: Ralf Welz

Bamberg, Montag, 16. Juni 2025

Das Bamberger Ankerzentrum ist wesentlich geringer ausgelastet als vor einem Jahr. Zuletzt lebten dort nur noch 700 Asylsuchende.
Das Ankerzentrum auf dem ehemaligen US-Kasernengelände in Bamberg-Ost wird von der Regierung von Oberfranken im Auftrag der Bayerischen Staatsregierung betrieben.


Die Belegungszahlen in Bayerns Erstaufnahmeeinrichtungen für Asylsuchende sind im letzten Jahr deutlich zurückgegangen. Laut Angaben des bayerischen Innenministeriums lebten Ende Mai 2025 noch etwa 8.700 Menschen in den sogenannten Ankerzentren, während es zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr 10.900 Personen waren. Besonders im Ankerzentrum Bamberg ist ein starker Rückgang zu verzeichnen: Hier sank die Zahl der Bewohner von 1500 im Mai 2024 auf 700 im Mai 2025.

Ausgelegt ist die "ANKER-Einrichtung Oberfranken" (AEO) - so die offizielle Bezeichnung - grundsätzlich für 1500 Personen. Falls notwendig, wäre sogar Platz für bis zu 3400 Menschen. Im April 2024 hatte die Belegung nach langer Zeit erstmals wieder unter der 1500er-Marke gelegen. Gut ein Jahr später ist die Zahl erneut spürbar nach unten gegangen. inFranken.de hat sich bei der zuständigen Regierung von Oberfranken erkundigt, woran das liegt.

Bamberger Ankerzentrum deutlich weniger ausgelastet - Herrmann sieht "Migrationswende in vollem Gange"

Das Bamberger Ankerzentrum fungiert als erste Anlaufstelle von Asylsuchenden in Oberfranken. Die Auslastung hat sich in der jüngeren Vergangenheit merklich entspannt. Innerhalb eines Jahres ging die Bewohnerzahl um mehr als 50 Prozent zurück. Dies liegt offenkundig vor allem an der bundesweiten Flüchtlingslage.

"Tatsächlich sind die Zugangszahlen seit Anfang des Jahres zurückgegangen und damit auch die Belegung in der Erstaufnahmeeinrichtung", berichtet Sabine Kerner, Pressesprecherin der Regierung von Oberfranken, am Freitag (13. Juni 2026) inFranken.de auf Anfrage. Wie ist dieser Trend zu erklären? Die Sprecherin verweist diesbezüglich auf eine Einordnung von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann.

"Die Migrationswende ist in vollem Gange", hielt der CSU-Politiker Anfang Juni in einer Verlautbarung seines Ministeriums zum Asylgeschehen fest. Dort berichtet er von einem deutlichen Rückgang der Asylbewerberzahlen in Bayern. Herrmann führt diese Reduktion auf die wirksamen Maßnahmen der neuen Bundesregierung, wie etwa Grenzkontrollen, zurück und sieht darin eine Bestätigung für den eingeschlagenen Kurs.

"Unser Hauptherkunftsland": Rückgang von Syrern macht sich auch in Oberfranken bemerkbar

Trotz dieser Entwicklung betonte der Innenminister, dass die Kommunen weiterhin stark belastet seien - insbesondere durch hohe Asylzugänge in den vergangenen Jahren und die Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine. Der CSU-Politiker unterstrich, dass die dauerhafte Steuerung und Reduzierung der Migration eine zentrale Aufgabe bleibe.

Für die Entwicklung im Bamberger Ankerzentrum spielt laut Angaben von Oberfrankens Regierungssprecherin auch eine Rolle, dass sich weniger Syrer auf den Weg nach Deutschland machen. "Nachdem das unser Hauptherkunftsland ist, macht sich das natürlich im ANKER bemerkbar", erklärt Sabine Kerner inFranken.de.

Die im Stadtosten gelegene Asyleinrichtung sorgt seit Jahren immer wieder für Konflikte. Sprengstoff bergen insbesondere die politischen Differenzen über die geplante Schließung und die zukünftige Nutzung des Standorts. Die Stadt Bamberg und die bayerische Landesregierung gerieten diesbezüglich wiederholt aneinander, da die Stadt die Schließung fordert, während Innenminister Herrmann am Ankerzentrum festhalten will. 

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