So wenig Asylbewerber wie lange nicht im Bamberger Ankerzentrum - woran liegt das?

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Schließt das Bamberger Ankerzentrum? So wenig Asylbewerber wie lange nicht
Nach der immensen Zunahme an Asylanträgen in Deutschland im vergangenen Jahr sind die Zahlen im ersten Quartal 2024 rückläufig - auch im Bamberger Ankerzentrum.
Schließt das Bamberger Ankerzentrum? So wenig Asylbewerber wie lange nicht
Clara Maria Wimmer/inFranken.de (Archivbild)

Im Bamberger Ankerzentrum leben derzeit so wenige Menschen wie lange nicht. "Zum ersten Mal seit langer Zeit" liege die Belegung wieder unter 1500, berichtet eine Sprecherin der Regierung von Oberfranken. Woran liegt das?

Nach der deutlichen Zunahme an Asylanträgen in Deutschland im vergangenen Jahr sind die Zahlen im ersten Quartal 2024 rückläufig. Laut Bundesamt suchten hierzulande im Februar knapp 19 Prozent weniger Menschen Schutz als im Vorjahresmonat, wie aus Angaben des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge in Nürnberg hervorgeht. In Oberfranken dient das Bamberger Ankerzentrum offiziell seit August 2018 als erste Anlaufstelle für Asylbewerber im Regierungsbezirk. In der Vergangenheit hatte die Einrichtung im Stadtosten wiederholt enorm hohe Bewohnerzahlen verzeichnet.

So lebten Anfang Oktober 2023 etwa 2735 Menschen vor Ort. Ausgelegt ist die "ANKER-Einrichtung Oberfranken" (AEO) - so die offizielle Bezeichnung - eigentlich für 1500 Menschen. Falls erforderlich, wäre aber Platz für bis zu 3400 Personen. Doch die Zahlen sind auch hier stark gesunken - auf aktuell unter 1500 Personen. Woran liegt das? inFranken.de hat sich bei der Regierung von Oberfranken nach den Hintergründen erkundigt. Gefragt wurde zudem, ob es bei der vorgesehenen Schließung bleibt, die spätestens Ende 2025 erfolgen soll. 

"Zum ersten Mal seit langer Zeit": Bamberger Ankerzentrum verzeichnet aktuell unter 1500 Bewohner

Auch im Bamberger Ankerzentrum ist die Lage momentan verhältnismäßig entspannt. "Zum Stand 08.04.2024 liegt die Belegung in der ANKER-Einrichtung Oberfranken (AEO) mit 1352 Personen tatsächlich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder unter 1500", berichtet Sabine Kerner, Pressesprecherin der Regierung von Oberfranken, inFranken.de.

"Die Hauptherkunftsländer sind aktuell Syrien, die Russische Föderation, Marokko, Georgien und die Ukraine." Bezüglich der generellen Auslastung hält die Behördensprecherin fest: "Die Belegungszahl von 1500 konnte in Zeiten mit geringeren Zuwanderungszahlen - wie sie 2018 der Fall waren - in Aussicht gestellt und seinerzeit auch meist so eingehalten werden." Gleichwohl gebe es Ausnahmen. "Eine höhere Belegung war und ist nur dann nötig, wenn die in Aussicht gestellten Belegungszahlen aufgrund sehr hoher Zugangszahlen an Flüchtlingen in Bayern und Deutschland nicht mehr dauerhaft gehalten werden können, wie dies 2023 der Fall war."

Bei der Vergabe des zur Verfügung stehenden Wohnraums spielen augenfällig auch zwischenmenschliche Aspekte eine Rolle. "Ausgelegt ist die AEO auf 3400 Plätze", erläutert Kerner. Bei Erreichen von 80 Prozent der Kapazität gehe man von einer Vollauslastung aus. "Dies liegt daran, dass wir bei der Belegung auf ethnologische und religiöse Zugehörigkeiten achten, um eventuellen in der Herkunft begründeten Spannungen von Vornherein möglichst vorzubeugen." Zudem sei auf Familien sowie auf vulnerable Gruppen, zum Beispiel Kranke, Rücksicht zu nehmen. "Wegen notwendiger Reparaturen stehen auch immer wieder einzelne Bereiche nicht zur Verfügung", konstatiert die Sprecherin der Regierung von Oberfranken.

Ankerzentrum soll 2025 geschlossen werden - bleibt es dabei? Regierungssprecherin äußert sich

Eine Belegung in der Größenordnung von rund 2700 Menschen sei zeitweise im Sommer/Herbst 2023 erreicht gewesen. "Zuletzt waren die Zahlen, wie alljährlich im Winter, im Vergleich zu Oktober bis Dezember 2023 etwas rückläufig, was sich auch in der Belegung in der AEO niederschlägt." Daher hätten auch die Zuweisungen an die Landratsämter und kreisfreien Städte deutlich reduziert werden können. Gehen die Flüchtlingszahlen nun dauerhaft zurück? "Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten", gibt Kerner zu bedenken. "In den letzten Jahren stiegen die Zugangszahlen im Frühjahr stets wieder an."

Wohl nicht zuletzt deshalb bleibt das Thema Wohnraum weiterhin präsent. Gemeinsam mit den oberfränkischen Kommunen sei die Regierung von Oberfranken "ständig bemüht, weitere Unterkünfte zu finden und die Asylsuchenden gleichmäßig auf die Kommunen im gesamten Regierungsbezirk zu verteilen". Die Regierung habe aber ebenso wenig wie die bayerische Staatsregierung einen Einfluss auf den Umfang der Zuwanderung, betont Kerner. Das Ankerzentrum liefert indessen immer wieder Zündstoff. Im vergangenen Jahr sorgten mehrere Gewalt-Vorfälle für Aufsehen.

Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) forderte im zurückliegenden November noch einmal öffentlich die Schließung der Einrichtung. Laut bisheriger Vereinbarung soll diese spätestens Ende 2025 erfolgen. Doch bleibt es auch wirklich bei dieser Frist? "Die AEO hat bis 2025 Bestand", erklärt die Pressesprecherin der oberfränkischen Regierung gegenüber inFranken.de. Sie betont allerdings zugleich: "Angesichts der ungewissen und volatilen Gesamtlage wird über die Frage, wie die Erstaufnahme von Flüchtlingen über 2025 hinaus zu gewährleisten ist, daher erst zu gegebener Zeit entschieden werden." Weitere Nachrichten aus Bamberg gibt es in unserem Lokalressort.