Bekommt Bamberg unterirdische Mülleimer?

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Übervolle Mülleimer in der Innenstadt sollen in Bamberg bald der Vergangenheit angehören. Foto: Frank Förtsch/Archiv
Übervolle Mülleimer in der Innenstadt sollen in Bamberg bald der Vergangenheit angehören. Foto: Frank Förtsch/Archiv
So könnte ein Unterflurcontainer aussehen. Grafik: Dagmar Klumb
So könnte ein Unterflurcontainer aussehen. Grafik: Dagmar Klumb
 

Die Verwaltung sagt übervollen Abfalleimern den Kampf an: Unterflurcontainer sollen in der Innenstadt für Entlastung sorgen.

Der Müll in Bamberg soll bald im Boden verschwinden. So zumindest will die Stadt das Wegwerfproblem in den Griff bekommen, das sich infolge des "To-Go"-Wahns auch in der Innenstadt ausgebreitet hat. Die Verwaltung hat vermehrten Verpackungsmüll festgestellt. Die zunehmende Attraktivität der Bamberger Innenstadt und die gestiegenen Besucherzahlen würden ihren Teil zu einem erhöhten Müllaufkommen beitragen - es ist gewissermaßen die andere Seite der Bekanntheits-medaille einer Stadt.

Vor Müll überquellende Abfalleimer sollen nun aber endlich der Vergangenheit angehören. Das Image der Weltkulturerbestadt soll aufpoliert werden. Die Lösung: unterirdische Mülleimer. Ähnlich eines Eisbergs, dessen Spitze über Wasser bekanntlich nur einen Bruchteil seiner Masse ausmacht, schaut bei einem sogenannten Unterflurabfallcontainer nur eine kleine schlanke Säule aus dem Pflaster.

Dabei handelt es sich um einen rohrförmigen Mülleimer, unter dem ein in den Boden versenktes Behältnis zwischen 600 und 1000 Litern Abfall fassen könnte. Ähnliche Systeme gibt es bereits in verschiedenen Städten. Ein solches könnte nun auch in Bamberg für ein gepflegteres Stadtbild sorgen.

Für den Entsorgungs- und Baubetrieb der Stadt (EBB) scheint dies die beste Lösung. Bisher hängen hauptsächlich kleine Abfalleimer mit einem Volumen von 35 Litern an den Straßenrändern auf der Achse zwischen Kettenbrücke und Altem Rathaus (25 Stück). Eine Erhöhung der Anzahl verbiete sich in der Welterbestadt. Eine Erhöhung der Leerungsfrequenz rechne sich nicht, heißt es vom EBB.


Wie hoch sind die Kosten?

Trotz der Kosten für einen Unterflurabfallcontainer von bis zu 3700 Euro (inklusive Installation) soll sich das lohnen. Der Austausch vorhandener Mülleimer durch 60-Liter-Behälter würde überschlagen maximal 2000 Euro pro Stück betragen - und stellt dabei laut der Berechnung nicht mal ein Zehntel des Volumens eines großen Containers unter der Erde dar.

Die SPD-Fraktion hatte zuletzt in einem Antrag gefordert, die Kapazität der Abfalleimer zu erhöhen. Im Oktober vergangenen Jahres beklagten die Stadträte, die zunehmende Vermüllung der Innenstadt. Sebastian Niedermaier, Fraktionssprecher der SPD im Umweltsenat, hält die jetzt angestrebte Lösung für passgenau: "Wenn man das Müllproblem dauerhaft lösen will, dann sind die Unterflurbehälter genau das Richtige." Man habe keinen Geruch, keine Brandgefahr und keine überfüllten Mülleimer mehr.

Der Umweltsenat beauftragte in einem einstimmigen Votum die Verwaltung, die genannte Lösung auf ihre Wirtschaftlichkeit zu prüfen. Das große Fragezeichen sind die Investitionskosten in zusätzliche Entsorgungstechniken. Denn der Müll wird mit Schläuchen aus den unterirdischen Containern gesaugt. Für ein neues Fahrzeug mit entsprechender Ausrüstung werden gut 100.000 Euro veranschlagt. Jedoch könnten wohl auch umgerüstete Kehrmaschinen die Aufgabe übernehmen, was sich finanziell auf rund 8000 Euro beliefe. Trotzdem soll sich das rechnen: Die großen Behälter müssten nicht so oft geleert werden wie kleinere Mülleimer.


Frühestens 2018

Der EBB hatte im Vorfeld der Umweltsenatsitzung mit dem Stadtplanungsamt 18 Standorte erhoben, die für Unterflurcontainer infrage kämen: unter anderem in der Kettenbrückstraße, in der Hauptwachstraße, am Grünen Markt, Obstmarkt, Gabelmann, vor der Unteren Brücke und am Kranen.

Nun soll ein genauer Projektplan entwickelt werden. Zunächst könnten vor einer flächendeckenden Einführung nur wenige solcher Container testweise installiert werden. Technisch gebe es derzeit eine große Auswahl an Behältern und Absaugtechnologien. Deshalb will die Verwaltung die "beste Lösung für Bamberg" erarbeiten, wie es in den Sitzungsunterlagen formuliert ist. Die Umsetzung ist frühestens 2018 zu erwarten. Die Finanzmittel müssten erst in den Wirtschaftsplan des EBB für 2018 eingestellt werden. Die Verwaltung will dem Umweltsenat im Mai wieder berichten.

Schnell genug ist das dem Stadtrat nicht. Sebastian Niedermaier hätte sich eine raschere Lösung gewünscht - oder übergangsweise zusätzliche Mülltonnen. Auch das will die Verwaltung prüfen.

Doch auch die langfristige Lösung mit den unterirdischen Containern hält Gertrud Leumer (GAL) trotz aller Zustimmung nur für die zweitbeste Lösung. Es sei traurig, dass ein solcher Aufwand betrieben werden müsse. Schließlich stecke oft Bequemlichkeit hinter dem Problem übervoller Mülleimer.

Nicht nur aus ihrer Sicht gibt es durchaus leere Abfallbehälter in der Stadt. Baureferent Thomas Beese hatte in der Umweltsenatsitzung ein eindringliches Bild gezeigt: Zwei Mülleimer in der Kapuzinerstraße - einer auf der einen, einer auf der anderen Straßenseite. Der eine übervoll, der andere leer. Für Leumer die Folge eines durch und durch unökologischen Verhaltens: "Wir müssen als Kommune reagieren, keine Frage, doch geht das Ganze zu Lasten der Bürger, die nichts wegwerfen." Und die Verursacher - noch bieten viele Geschäfte "To-Go"-Einwegprodukte an - würden an den Kosten nicht beteiligt.

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