Das Projekt "Erlebnis Bauernhof" holt Grundschüler vom Klassenzimmer auf den Bauernhof, wo sie die Produktion ihrer Lebensmittel miterleben. Sieben Betriebe aus dem Landkreisen Bamberg und Forchheim öffnen dafür ihre Tore.
"Und ihr wisst, dass die Kühe nicht lila sind, oder?", versicherte sich Helmut Brunner bei der Klasse 3b der Kilian-Grundschule Scheßlitz. "Natürlich sind Kühe nicht lila!", wird sich manch einer jetzt denken, doch so klar ist das heutzutage gar nicht mehr. Nicht wenige Kinder glauben, Kühe seinen wirklich lila - wie eben auch die Kuh auf der Milka-Packung.
Und der Glaube an die lila Kuh ist nicht nur in Großstädten weit verbreitet. "Oftmals auch auf dem Land haben die Kinder heute einen falschen Eindruck von einem Bauernhof", weiß Helmut Brunner, bayerischer Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, zu berichten. Falsche Vorstellungen vom Leben und Arbeiten auf einem modernen Bauernhof gerade zu rücken ist eines der Ziele, die das Projekt "Erlebnis Bauernhof" verfolgt.
Vermittlung von Wissen vor Ort
Im Rahmen des Programmes, das seit diesem Schuljahr läuft, wird Grundschulklassen der dritten und vierten Jahrgangsstufe angeboten, einen Tag auf dem Bauernhof zu verbringen. "Nicht nur als Besuchstag sondern auch zur Vermittlung von Wissen direkt auf dem Bauernhof", erklärte Helmut Brunner, der Initiator des Projektes. Die Teilnahme ist für die Grundschüler kostenfrei, das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten übernimmt die Vergütung der Betriebe.
Seit Schuljahresbeginn haben bereits 9000 Kinder teilgenommen, wie Brunner aufzeigte. Bayernweit sind beinahe 500 Betriebe beteiligt.
Auf dem Bauernhof erleben die Kinder die Produktion alltäglicher Lebensmittel wie zum Beispiel Brot oder Käse hautnah mit, können sich aktiv daran beteiligen. Außerdem können sie so auch einen Einblick in die Maschinenhalle moderner Bauernhöfe erhalten. Ein weiteres Ziel des Projektes - neben dem Verständnis für Landwirtschaft, tiergerechte Haltungsformen und dem Einsatz moderner Technik - ist es auch, dass die Verbrauchern von morgen lernen, den Wert ihrer Lebensmittel zu schätzen. Der Weg ins Supermarktregal ist schließlich lang, wie auch Dagmar Deinlein zu berichten weiß.
Erst eine 15-tägige Schulung
"Unser Ziel ist, dass man einfach bewusst macht: Wo kommen die Lebensmittel her, wie werden sie erzeugt?", verdeutlicht die geschulte Erlebnisbäuerin. Seit Oktober letzten Jahres realisiert sie das Projekt auf dem Frankenhof - zuvor musste sie wie die anderen Erlebnisbauern und -bäuerinnen auch an einer 15-tägigen Schulung teilnehmen. Den Schülern soll später in den verschiedenen Lehrprogrammen schließlich sowohl methodisch, pädagogisch als auch didaktisch anspruchsvoll Wissen vermittelt werden.
Das Programm wurde vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in enger Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus entwickelt. Momentan gibt es das Projekt nur in Bayern, aber "die Kollegen aus den anderen Bundesländern verfolgen es aufmerksam", wie Helmut Brunner berichtete.
Verschiedene Lernprogramme
"Es wird ganz gut angenommen", erzählt Dagmar Deinlein von ihren bisherigen Erfahrungen als Erlebnisbäuerin. Im Rahmen des Projektes "Erlebnis Bauernhof" hat sie mittlerweile schon etwa 15 Grundschulklassen betreut. Das jeweilige Lernprogramm suchen die Lehrer aus. "Vom Korn zum Brot" ist besonders beliebt. "Das passt wohl gut in den Lehrplan", vermutet Dagmar Deinlein. Je nachdem was auf dem Hof vorhanden ist werden verschiedene Programme angeboten.
Besonders gut gefiel den Drittklässlern von der Kilian-Grundschule an bei ihrem Nachmittag auf dem Franzenhof der Besuch im Ferkelaufzuchtstall. Die meisten Kinder aus dieser Klasse kannten sich schon etwas aus, da sie aus dem ländlichen Gebiet stammen und ihnen Bauernhöfe somit nicht ganz fremd sind. Spaß am Projekt "Erlebnis Bauernhof", das Teil ihres Heimat- und Sachkundeunterrichts ist, hatten sie aber trotzdem. "Es war echt schön, weil ich mich ja auch für Landwirtschaft interessiere", erzählte der 8-jährige Valentin Uch am Ende des Tages, während seine Mitschüler hinter ihm noch etwas herumtoben.