Die Staatsbibliothek zeigt den "Bamberger Psalter" und weitere Bücherschätze aus dem Mittelalter.
Eine raffinierte Lösung hat die Staatsbibliothek Bamberg gefunden, um einen ihrer bedeutendsten Schätze wirksam zu präsentieren: Dank eines Spiegels können Betrachter gleichzeitig den Vorderdeckel und die Rückseite des "Bamberger Psalter" bewundern. Also den Einband aus Hornplatten (13. Jahrhundert) mit vergoldeten Miniaturen und fein punzierten Zierleisten aus Silber.
Jetzt prangt das kostbare Objekt für jeden Interessierten sichtbar in einer bruchsicheren, sanft beleuchteten Vitrine. Ansonsten ist es sicher vor Klimaeinflüssen und kriminellen Energien im Tresor eingeschlossen. Seit vielen Jahren, und künftig auch wieder für viele Jahre. "Aus Schutzgründen ist diese 800 Jahre alte Prachthandschrift nur selten zu sehen", erklärt Bibliotheksdirektorin Bettina Wagner.
Einem bemerkenswerten Umstand ist nun die öffentliche Schau des "Bamberger Psalter" zu verdanken: nämlich seine originalgetreue Faksimilierung durch den renommierten Quaternio Verlag Luzern. Aus diesem Anlass wird die Sonderausstellung "In strahlendem Glanz - Bamberger Psalter-Handschriften des Mittelalters" gezeigt, ab Montag, 25. März, für jedermann zugänglich. Bereits am Samstagabend um 18.30 Uhr bekommt Erzbischof Ludwig Schick im Dom das erste Faksimile überreicht. Er hat das Patronat über das Projekt übernommen.
"Die Faksimilierung wird den Bamberger Psalter mit samt seinem Inhalt vielen Menschen zugänglich machen und dazu beitragen, dass die Handschrift als kostbares Kulturgut und der Inhalt, die Psalmen, als wertvolles geistig-geistliches Erbe bewahrt bleiben", sagt der Erzbischof. Die Psalmen würden einen wichtigen Teil der Bibel sowie auch des Gebetes sowohl des Judentums als auch der christlichen Kirche bilden und gehörten somit zu den "nachhaltigen Inspiratoren der Europäischen Kultur".
Um 1230 in Regensburg entstanden
Dieser Prachtpsalter mit allen 150 Psalmen und einem Zyklus von 15 Bildern zum Leben Christi wurde für die private Andacht geschaffen: Vor 800 Jahren als eines der bedeutendsten Kunstwerke der mittelalterlichen Buchmalerei. Viele Indizien sprechen dafür, dass es um das Jahr 1230 in Regensburg entstanden ist. Und dass seine erste Besitzerin wohl eine adlige Dame aus dem Geschlecht der Grafen von Hirschberg im Eichstätter Raum war. Bis 1803 befand sich die Handschrift im Bamberger Dom, von dort gelangte sie in die heutige Staatsbibliothek.
Im Inneren des "Bamberger Psalter" funkelt das Gold lebhaft auf den Pergamentseiten, die kräftigen Farben leuchten in den Miniaturen. 210 Blätter mit durchgehendem Schmuck künstlerisch geschwungener Goldrankeninitialen und zahlreiche ganzseitige Bilder machen den "Bamberger Psalter" zu einem Musterbeispiel der romanischen Buchmalerei. Und genau diese magische Strahlkraft des "Bamberger Psalter" wurde nun eingefangen für die Liebhaber edler Bilderhandschriften: Das Faksimile gibt diese faszinierende Bilderwelt ungetrübt wieder, wie sich der Besucher der Ausstellung selbst überzeugen kann.
Farblich sehr nah am Original
Mehrfach war Quaternio-Verlagsleiter Gunter Tampe mit dem Lithographen Ferdinand Piffer in Bamberg, um Feinabstimmungen in der Farbgebung vorzunehmen. Dafür haben die beiden Experten bereits erstellte Andrucke mit den Originalseiten des "Bamberger Psalter" verglichen. "Es gibt gewisse Grenzen, aber wir sind farblich sehr nahe dran", zeigen sich Tampe und Piffer zufrieden. Vor allem das glänzende Gold sei eine Herausforderung in der Wiedergabe: "Wir verwenden Foliengold statt wie die früheren Schreiber Blattgold." Doch jede faksimilierte Seite aus Spezialpapier wurde von Hand nachbearbeitet, damit die Goldapplikationen gut zur Geltung kommen: "Sie können sich dem Original ganz nahe fühlen!" verspricht Verlagsleiter Tampe den Betrachtern. Die "Aura des Originals lebt auf", fügt er hinzu.