Bahnausbau: Bambergs Ostumfahrung ist aus dem Rennen

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Manche sahen es als historische Entscheidung an: Eine klare Stadtratsmehrheit sprach sich gegen die Ostumfahrung Bambergs aus. Foto: M. Hoch
Manche sahen es als historische Entscheidung an: Eine klare Stadtratsmehrheit sprach sich gegen die Ostumfahrung Bambergs aus.  Foto: M. Hoch
Bürgermeister Christian Lange vertrat OB Starke. Foto: Matthias Hoch
Bürgermeister Christian Lange vertrat OB Starke.  Foto: Matthias Hoch
 
 

Seit Mittwoch, 21 Uhr, ist klar: Den Neubau zweier Bahngleise durch den Hauptsmoorwald wird es nach dem Votum der Stadt Bamberg nicht geben.

Nach fünfstündiger Debatte war die Mehrheit doch klarer als gedacht: Mit 26 Ja- und 16 Nein-Stimmen hat der Stadtrat im seit 2009 laufenden Entscheidungsfindungsprozess eine erste Vorauswahl getroffen: Die beiden umstrittenen Ostumfahrungen entlang der A 73 werden nicht weiter verfolgt. Sie waren von der Deutschen Bahn und in getunnelter Güterzugversion von der Initiative "Bahnsinn" vorgeschlagen worden.

Im Rennen befinden sich jetzt noch der so genannte Ausbau im Bestand mit innovativem Lärmschutz und eine optimierte Tunnelvariante, die in den nächsten Wochen unter die Lupe genommen werden sollen.

Zum Prüfungsauftrag an die Stadtverwaltung gehört auch die so genannte Nulllösung und der Vorschlag, den Ausbaubedarf mit drei Gleisen abzudecken. Grund: Ein von der Stadt vorgestelltes neues Gutachten verlieh den Kritikern des Vollausbaus Auftrieb. Denn es wies nach, dass der Eisenbahnknoten Bamberg noch gut 50 Prozent mehr an Personen- und Güterzügen aufnehmen kann, ohne an seine Grenzen zu kommen.


Geschlossenheit bei den Großen

Selten hat es eine Stadtratssitzung mit so vielen engagierten Redebeiträgen gegeben. Quer durch die Fraktionen standen sich Stadträte gegenüber, die eine Entscheidung herbeiführen wollten, und solche, die sich mit Leidenschaft dafür aussprachen, die getunnelte Güterzugumfahrung einer neutralen Begutachtung zu unterziehen. Den Ausschlag gab am Ende, dass die großen Fraktionen relativ geschlossen für den Verwaltungsvorschlag stimmten.

Der war unmissverständlich: Baureferent Thomas Beese hatte die bereits bekannten Nachteile der Ostumfahrung noch einmal aufgelistet. Der Katalog reichte vom Flächenverbrauch, dem Bannwaldeingriff bis zu den Risiken für den ICE-Systemhalt, käme es zu einer Umgehung Bambergs. Unmissverständlich sprach Beese auch den Zeitdruck an, unter dem die Stadt steht, seit die Ostumfahrung den Weg in den Bedarfsplan des Bundes gefunden hat. "Wenn wir die Ostumfahrung heute nicht ausscheiden, risikiert der Stadtrat, das tatsächlich eine Ostumfahrung gebaut wird - und zwar eine Billigvariante. Dann fahren die ICE-Sprinter an Bamberg vorbei - und durch die Stadt fahren weiter die Güterzüge - ohne Lärmschutz."

Die Harmoniesäle - sie waren an diesem Mittwoch ein Ort der klaren Worte und der Bekenntnisse. CSU und SPD lehnten die Ostumfahrung ab. Von einer "Sünde an der Natur" sprach CSU-Chef Helmut Müller. Klaus Stieringer (SPD) wählte das Bild eines "Gespenstes, das umgeht". Die Arbeit der Bürgerinitiative Bahnsinn lobte er. Sie habe dazu beigetragen, dass der Stadtrat aufgeklärter habe verhandeln können. Ursula Sowa (GAL) warnte davor, die getunnelte Ostumfahrung auszuscheiden. Verkehrsminister Dobrindt halte die Bamberger hin, sagte sie und stellte die Gretchenfrage: "Wollt Ihr wirklich, dass in unserer Stadt fünf Meter hohe Wände gebaut werden?"
Die Frage nach den Kosten für den Umbau der Unterführungen stellte Martin Pöhner (FDP). Sein Fazit: Eine Ostumfahrung führt zu Millionenmehrkosten.

Vehement gegen einen Ausbau im Bestand sprach sich Hans-Jürgen Eichfelder (FW) aus: "Das ist der Todesstoß für die Bamberger Gärtner." Anna Niedermaier (CSU) machte klar, dass das Nein zur Ostumfahrung ein Ja zum viergleisigen Ausbau bedeute. "Ein Tunnel wird nicht nicht zu finanzieren sein."

Andere sahen das anders. Norbert Tscherner (BBB) machte sich für einen Tunnel stark, der in der Südflur beginnt. Auch Daniela Reinfelder (BUB) zeigte Sympathien dafür.

Viel Kritik gab es an diesem Tag an OB Andreas Starke (SPD), weil er an der Sitzung nicht teilnahm.