Gleichzeitig entbrannte eine Debatte, die unter dem Namen "Bamberger Schlachthofstreit" bekannt wurde. Hintergrund war, dass sich regionale Metzger bei den Fleischgebühren gegenüber den mächtigen Großkunden am Schlachthof wie Tönnies und Vion benachteiligt fühlten. Die Präsenz von Tönnies ist für den Bamberger Schlachthof gleichzeitig überlebenswichtig, wie von vielen Seiten häufig betont wurde.
Abhängigkeit von Tönnies in Bamberg noch verstärkt? - "keinerlei Besserung in Sicht"
Am vergangenen Donnerstag (12. Mai 2022) dann der Paukenschlag: Die Stadt Bamberg gab bekannt, dass der Geschäftsführer Jan Werle-Emler "seine Position auf eigenen Wunsch zur Verfügung" gestellt habe. Werle-Ermer hatte die Leitung der GmbH nach der Umstrukturierung übernommen, auf dem ehemaligen Tönnies-Qualitätsmanager lag viel Hoffnung in Bamberg. Er sei "zu der Erkenntnis gekommen, dass sich seine strategischen Vorstellungen für den Schlachthof Bamberg unter den derzeitigen Rahmenbedingungen nicht verwirklichen lassen", erklärte die Stadt. Auch persönliche Gründe sollen demnach eine Rolle gespielt haben.
Am Freitag (13. Mai 2022) forderte dann die Stadtratsfraktion um Volt und Bambergs Mitte die Schließung des Bamberger Schlachthofs. "18 Monate nach der Umwandlung des Schlachthofes, liegt uns noch immer kein tragfähiges Konzept vor. Und wie es scheint, ist keinerlei Besserung in Sicht", erklärt Volt-Stadtrat Hans-Günter Brünker in der Mitteilung. Die Fleischindustrie sei "insgesamt rückläufig. Wer hier erfolgreich sein wolle, müsse "entweder in das Massengeschäft einsteigen oder sein Geld durch die Weiterverarbeitung verdienen".
"Einige hunderttausend Schweine zu schlachten oder knapp hunderttausend Rinder ohne weiter in der Wertschöpfungskette integriert zu sein, wie im Fall des Bamberger Schlachthofes, ist kein tragfähiges Geschäftsmodell", wird Brünker weiter zitiert. Heute erscheine ihm "eine Neugründung eines reinen Metzgerschlachthofs in Bamberg leider recht aussichtslos." Der letzte größere lokale Kunde habe nämlich nach Informationen der Fraktion vor geraumer Zeit die Schlachtungen in Bamberg eingestellt. Die Abhängigkeit von Tönnies und Co. habe sich hingegen noch verstärkt.
SPD will keine "neue und dauerhafte Defizitquelle" - und macht schon neu Vorschläge für Schlachthof-Areal
Man müsse "endlich aufhören, schlechtem Geld immer mehr gutes Geld hinterherzuwerfen", fordern die Stadträte. Stattdessen könnte das Areal "für die Schaffung von Wohnraum beziehungsweise die Weiterentwicklung des Gewerbes" dienen, heißt es. Aus diesem Grund wolle man nun "gemeinsam ein Bürgerbegehren zur Schließung des Bamberger Schlachthofes starten". Auch die SPD-Fraktion will den Bamberger Schlachthof nach eigenem Bekunden nur dann erhalten, wenn die "wirtschaftlichen Voraussetzungen gegeben" seien.
"Wenn es nicht gelingt, die erforderlichen Investitionen zu finanzieren und ein ausgeglichenes Betriebsergebnis zu erzielen, muss der Schlachthof eingestellt werden", so der Fraktionsvorsitzende der SPD-Fraktion Heinz Kuntke in einer Mitteilung. Laut SPD habe der Aufsichtsrat des Bamberger Schlachthofs entschieden, verschiedene Varianten zu untersuchen, wie es mit dem Areal an der Lichtenhaidestraße weitergehen könne. Dazu will der Aufsichtsrat bereits am Dienstag (17. Mai 2022) zusammentreten, wie inFranken.de erfahren konnte.
Die SPD fordert insbesondere Großkunden wie Tönnies dazu auf, "ihr Engagement deutlich" zu erhöhen, "um ein ausgeglichenes Ergebnis im Schlachthof möglich zu machen". Die Stadt könne sich "keine neue und dauerhafte Defizitquelle erlauben", so Kuntke. Die Partei schlägt gleichzeitig verschiedene Alternativen für das Bamberger Schlachthof-Areal vor. Dazu zählen etwa eine gemeinsame Betriebsstätte der Bamberger Service Betriebe und dem Busdepot der Stadtwerke, ein Handwerkerhof und eine Erweiterung der Feuerwehreinrichtungen. Aber auch die Schaffung von Mietwohnungen zu bezahlbaren Preisen, im westlichen Gebiet des Areals in Bamberg, könne man sich vorstellen.
Wenn ich schon lese, ein ehemaliger Tönnies-Mitarbeiter als Geschäftsführer, dann frage ich mich, hat Tönnies den geschickt, dass es nicht funktioniert?
Tönniues will keine regionalen Schlachthöfe sondern ein Monopol von wenigen Großschlachtereien!
Zeigt wieder die Unfähigkeit der Stadt Bamberg
STARKE Leistung
Regionale Schlachthöfe kreieren keine regionalen Produkte. Vor allem dann nicht, wenn der allergrößte Anteil des Geschäftsvolumens die Aktivitäten von Tönnies darstellen. Wenn man die Ursprungsidee, von regionaler Produktion und regionalem Verkauf, verfolgen will, dann müsste man lokale Metzgereien haben. Die gibt es aber längst nicht mehr in ausreichender Anzahl. Die Vorschriftenwut der Eurokraten hat die kleineren Betriebe sterben lassen. Wenn dann die günstigen Preise nur Tönnies zu gute kommen und die wenigen lokalen Betriebe teuerer die Dienste in Anspruch nehmen können, dann müsste jedem längst klar gewesen, dass das nicht klappen kann. Und die städtischen Aufsichtsräte, die nicht nach Qualifikation, sondern nach Quote eingesetzt werden, haben wohl wieder mal völlig versagt. Aber auch das ist nicht sooo neu in Bamberg.
Vor ca. 30 Jahren hatte der damalige Bamberger Stadtrat schon einmal versucht, den Schlachthof zu schließen und in Bauland umzuwandeln. Es waren die Planungen schon weit fortgeschritten und die Stadträte hatten die Dollarzeichen in den Augen, als überraschenderweise festgestellt wurde, dass das Schlachthofgebäude unter Denkmalschutz steht und nicht weggerissen werden darf. Dies ist mit Sicherheit auch immer noch so.
Von der Stadt Bamberg wurde bisher ja auch nicht viel preisgegeben über die Geschäfte mit der Firma Tönnies, vermutlich wegen Datenschutz und der Angst vor schlechter Presse.
Der Nachfolger des Geschäftsführers hat ja auch eine bemerkenswerte Vita, wie man im Internet sehen kann(Tönnies vergangenheit).
Auch der Fränkische Tag hat sich bisher sehr zurück gehalten, warum...?
Die SPD hätte ja auch ein neues Betätigungsfeld für Herrn Stieringer.