Bamberger Akademie soll Bio-Landbau fördern

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Wildblumen als Streifen zwischen den Kulturen: Was hier im Bamberger Gemüsebauversuchsbetrieb Ernährungsamtsleiter Andreas Knorr, Betriebsleiter Peter Gäcklein und der Leiter des Fachzentrums Ökologischer Landbau in Bamberg, Bernhard Schwab (von links), bewundern, wird inzwischen auch oft schon in der konventionellen Landwirtschaft angewendet. Foto: Ronald Rinklef
Wildblumen als Streifen zwischen den Kulturen: Was hier im Bamberger Gemüsebauversuchsbetrieb Ernährungsamtsleiter Andreas Knorr, Betriebsleiter Peter Gäcklein und der Leiter des Fachzentrums Ökologischer Landbau in Bamberg, Bernhard Schwab (von links), bewundern, wird inzwischen auch oft schon in der konventionellen Landwirtschaft angewendet. Foto: Ronald Rinklef
Auch Artischocken werden im Gemüsebauversuchsbetrieb Bamberg seit 2013 angebaut: Foto: Ronald Rinklef
Auch Artischocken werden im Gemüsebauversuchsbetrieb Bamberg seit 2013 angebaut: Foto: Ronald Rinklef
 
Foto: Ronald Rinklef
Foto: Ronald Rinklef
 
Blühende Artischocke Foto: Ronald Rinklef
Blühende Artischocke Foto: Ronald Rinklef
 
Frucht Foto: Ronald Rinklef
Frucht Foto: Ronald Rinklef
 
Betriebsleiter Peter Gäcklein mit einem Hokkaido-Kürbis. Foto: Ronald Rinklef
Betriebsleiter Peter Gäcklein mit einem Hokkaido-Kürbis. Foto: Ronald Rinklef
 
Hokkaido-Kürbis Foto: Ronald Rinklef
Hokkaido-Kürbis Foto: Ronald Rinklef
 
Andreas Knorr Foto: Ronald Rinklef
Andreas Knorr Foto: Ronald Rinklef
 
Bernhard Schwab Foto: Ronald Rinklef
Bernhard Schwab Foto: Ronald Rinklef
 
Peter Gäcklein Foto: Ronald Rinklef
Peter Gäcklein Foto: Ronald Rinklef
 

Die Verbraucher wollen immer mehr Bioprodukte. Weil es die bei uns zu wenig gibt, machen etwa die Österreicher gute Geschäfte. Das will die Staatsregierung ändern. Mehr Bio-Bauern sind das Ziel. Eine Akademie in Bamberg soll dabei helfen.

Seit 13 Jahren arbeitet Bernhard Schwab an einem Ziel. Der Diplom-Agraringenieur versucht, in Franken erfolgreiche Ökobetriebe auf den Weg zu bringen. Der 51-Jährige ist Sachgebietsleiter am Fachzentrum für Öko-Landbau in Bamberg, angesiedelt am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Vier solcher Fachzentren gibt es in Bayern. Schwab berät und betreut Landwirte in ganz Franken.

Wer auf die aktuelle Statistik blickt, erkennt sofort: Nutzlos war und ist Schwabs Arbeit keineswegs. Nahezu überall in den fränkischen Landkreisen gab es in den vergangenen Jahren zweistellige Zuwachsraten. Immer mehr Bauern stellen um, bewirtschaften den Betrieb ökologisch.

"Der Markt ist gewachsen und wächst weiter", sagt Schwab. Viele Verbraucher haben inzwischen eine genaue Vorstellung, wie Lebensmittel produziert werden sollen. Nicht mehr nur der Preis ist entscheidend.
Die Produkte sollen am liebsten aus der Region kommen, ohne Chemie, nachhaltig. "Von 2000 bis 2012 hat sich der Umsatz mit zertifizierten Bio-Lebensmitteln verdreifacht", sagt Schwab.

Nachfrage größer als Angebot

Soweit, so gut. Aber jetzt taucht ein Problem auf, das in der Öffentlichkeit noch gar nicht richtig wahrgenommen wird. 32.000 landwirtschaftliche Betriebe gibt es in Franken. Davon sind 1300 Ökobetriebe, das entspricht einer Quote von knapp vier Prozent. Zu wenig für den Bedarf an Bio-Lebensmitteln. "Die Nachfrage steigt und die Produktion hält nicht mit", berichtet der Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bamberg, Andreas Knorr. Die Folge: Bio-Produkte, längst auch in den Discountern zu finden, werden in großem Stil aus dem Ausland importiert. Vor allem aus Österreich. Dort beträgt der Anteil des Ökolandbaus 20 Prozent.

"Das könnten wir in Bayern alles selbst produzieren", meint Hans Meier, Vorsitzender des Landesfachausschusses Ökologischer Landbau beim Bayerischen Bauernverband. Er erkennt eine Bereitschaft, mehr und mehr in diese Richtung zu gehen. Vor allem, seitdem sich Bayerns Staatsregierung unter dem Stichwort "BioRegio 2020" ein Ziel gesetzt hat: die Bio-Produktion im Freistaat soll in den nächsten sieben Jahren verdoppelt werden.

Gefördert werden sollen heimische, regionale Produkte mit Transparenz bei Erzeugung und Verarbeitung.
Der Stand heute: Rund 6500 Betriebe gibt es in Bayern , die auf chemisch-synthetische Dünge- und Pflanzenschutzmittel verzichten und Nutztiere artgerecht halten. Das sind rund fünf Prozent aller bayerischen Landwirte. Sie nutzen eine Fläche von 210.000 Hektar.

Finanzielle Anreize für die Bauern, um auf Ökolandbau umzustellen, gibt es laut Schwab in Bayern schon lange. In den ersten beiden Jahren beim Umstieg von Konventionell auf Öko liege die Prämie bei 285 Euro je Hektar. Auch danach erhalte der Öko-Landwirt für seine Flächen mehr als der konventionelle.

Weiterbildung der Schlüssel

Einfach mal so ökologisch wirtschaften - das klappt aber in den wenigsten Fällen. "Es gibt auch Bauern, die angefangen haben, und dann wieder zurück auf Konventionell gingen", gibt Schwab zu. Das seien aber Einzelfälle. Schönfärberei ist nach Meinung des Experten, der in seiner Freizeit selbst 3,7 Hektar in Unterfranken ökologisch bewirtschaftet, dennoch fehl am Platz: "Ökolandbau stellt höhere Anforderungen an den Landwirt. Ohne Fachwissen klappt es nicht", meint Schwab.

Genau da setzt die neue Initiative des Landwirtschaftsministeriums an. Zwei Öko-Akademien wurden gegründet, eine davon in Bamberg. Jetzt haben die fränkischen Landwirte die Möglichkeit, sich in Bamberg in Kursen für die Ökolandwirtschaft fit zu machen. "Dabei geht es auch darum, größere Erträge zu haben", sagt Schwab.

Wie das in der Praxis funktionieren kann, darüber können sich die Seminarteilnehmer dann unter anderem im Gemüsebauversuchsbetrieb Bamberg informieren. Dessen Betriebsleiter Peter Gäcklein und seine Leute testen auf knapp sechs Hektar Freifläche immer wieder neue Sorten oder Biodüngemittel. In diesem Jahr haben sie erstmals Artischocken angebaut. Jetzt probieren sie, ob und auf welche Weise die Pflanzen den Winter überstehen. Neuland, denn bisher gab es in Deutschland so gut wie keine Bio-Artischocken.

Wie lagert man einen Kürbis?

Bei den Hokkaido-Kürbissen ist Gärtnermeister Gäcklein dagegen schon etwas weiter. Nach drei Jahren weiß er, wie die kleinen, schmackhaften Früchte am besten gedeihen. Jetzt geht es um die beste Lagerung. Eines hat er schon herausgefunden: "Man muss sie ernten, wenn sie noch grün sind."


Die Öko-Akademie in Bamberg

Neugründung Die bayerische Staatsregierung hat vor kurzem zwei Akademien für den Ökologischen Landbau eingerichtet: eine in Kringell im Landkreis Passau (Schwerpunkt Tierhaltung), die andere in Bamberg (Schwerpunkt Acker- , Obst- und Gemüse- sowie Weinbau).

Ziel Hier sollen Landwirte in verschiedenen Kursen von Fachleuten den Ökolandbau kennen lernen - entweder, um ihren Betrieb auf Öko umzustellen, oder nur, um sich in dieser Richtung weiterzubilden.

Praxis Das Bildungsangebot umfasst auch die Besichtigung von Öko-Betrieben. Daneben werden die Kompetenzen der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (Veitshöchheim/Bamberg) genutzt.

Kontakt Ansprechpartner ist Sachgebietsleiter Bernhard Schwab, Tel. 0951/86870, E-Mail: Bernhard.Schwab@aelf-ba.bayern.de