Bamberg soll neues Geld in die Arena stecken

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Die Anzeichen verdichten sich, dass der nächste Namensponsor der Arena Brose heißt. Doch zuvor soll die Stadt soll zu einer Verschönerung der Immobilie beitragen, die ein Kabarettist einmal Rinderversteigerungshalle nannte. Foto: Ronald RInkllef
Die Anzeichen verdichten sich, dass der nächste Namensponsor der Arena Brose heißt. Doch zuvor soll die Stadt soll zu einer Verschönerung der Immobilie beitragen, die ein Kabarettist einmal Rinderversteigerungshalle nannte.  Foto: Ronald RInkllef

Brose-Chef Stoschek hat eine Übernahme der Namensrechte der Bamberger Arena an die wahrscheinlich millionenteuere Ertüchtigung geknüpft. Doch auch ohne den Mäzen steht die Stadt vor hohen Kosten, etwa für Lagerflächen, barrierefreie Erschließung und die Akustik.

Ein Name ist eben doch nur ein Name. Schall und Rauch, wenn der Inhalt stimmt. Die Anhänger der Brose Baskets hat es deshalb nicht sonderlich gestört, dass ihre Mannschaft die vierte Meisterschaft in Folge in einer Halle gewonnen hat, die gerade dabei ist den dritten Namen zu den Akten zu legen.

Fünf Jahre Forum Bamberg, vier Jahre Jako-Arena, drei Jahre Stechert-Arena - und was kommt jetzt? Wie wird die vor 2001 eröffnete Halle heißen, wenn Ende Septemberder Vertrag mit Franz Stegner aus Wilhermsdorf abgelaufen ist, möglicherweise nach einem Gerichtstermin, in dem es um die Zahlung ausstehender Raten geht? Und vor allem: Welche Haltbarkeit wird der vierte Name besitzen?

Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass Brose-Boss Michael Stoschek mit der Stadt in Verhandlungen über die Namensrechte steht. Eine offizielle Bestätigung für diesen Sachverhalt gibt es zwar immer noch nicht. Doch Stoschek selbst war es, der gesagt hat, dass er sich ein Engagement über die Rolle des Hauptsponsors hinaus vorstellen könnte. Allerdings ist sein Angebot an Bedingungen geknüpft, die die Stadt Bamberg Millionen Euro kosten könnten.

Von Werbung zugepflastert

Kritisiert hat der Brose-Hauptgesellschafter am Rande eines Gespräch über das Benefizkonzert Carmina Burana unter anderem, dass sich die Halle in einem beklagenswerten akustischen und ästhetischen Zustand befinde. Sie müsse technisch dringend ertüchtigt werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Ein Dorn im Auge ist Stoschek insbesondere der Wildwuchs der Werbebotschaften, mit denen die Arena förmlich zugepflastert ist. Kein Zweifel, dass eine mögliche Brose-Arena höheren Ansprüchen genügen muss.

Doch was sagt die Stadt als Eigentümerin der Halle zu solchen Angeboten - und vor allem den daraus resultierenden Kosten? Wie reagiert der Stadtrat auf die verlockende Offerte, der bekanntlich schon beim Kauf der Arena 2010 gespalten war und das Fünf-Millionen-Euro- Geschäft nur mit etlichen Gegenstimmen billigte.

Heute fühlen sich die Kritiker von einst bestätigt und fürchten, dass es nicht die letzten Kosten gewesen sein könnten, die die Stadt tragen muss. Zwar dürfte Einigkeit darüber bestehen, dass ein Namensgeber unverzichtbar ist, um die Kosten des Hallenbetriebs zu finanzieren. Doch zu welchem Preis? GAL-Chefin Ursula Sowa hofft, dass die Stadt eine Möglichkeit finden wird, die Kosten für die Sanierung und vor allem für "weiter gehende Wünsche" an Dritte abzuladen. "Auf keinen Fall können wir den Haushalt oder die städtischen Töchterunternehmen Stadtwerke und Stadtbau mit zusätzlichen Kosten belasten", sagt die grüne Fraktionsschefin. Ihr wichtigstes Motiv: In einer Zeit, in der die Gewerbesteuereinnahmen sinken und wichtige Aufgaben wie die Schulhaussanierung nur unzulänglich finanziert werden können, wären Investitionen für das Herausputzen der Basketball-Arena das falsche Signal.

CSU-Chef Helmut Müller bescheinigt den Brose Baskets höchste Werbewirkung für Bamberg. Doch die Stadtwerke zusätzlich zu belasten, während gleichzeitig das Geld für wichtige Zukunftsaufgaben wie zum Beispiel den Bau der schnellen Glasfasernetze fehlt, davon hält er wenig. Sein Wunsch wäre, die Arena auf Kurs zu halten, ohne dass die Stadtwerke dafür bluten müssen. Beispielsweise indem der Betrag für die Namensrechte steigt, wenn die Halle attraktiver wird.

Wie der Stadtrat auf neue Kosten für die Arena in Folge eines Brose-Angebots reagiert, wird vor allem davon abhängen, welche Dimensionen sie haben und wie sie begründet werden. Und hier muss man in der Tat genau hinschauen. Fragt man Horst Feulner, den Chef der Arena Betriebs GmbH, nach unvermeidlichen, aufschiebbaren oder sogar verzichtbaren Kosten, so erhält man bereits heute ein relativ konkretes Bild.

Der Aufwand für einen Aufzug zur barrierefreien Erschließung der VIP- und Seminarräume ebenso wie einen Anbau für eine Lagerhalle hält der Hallenchef aus funktionalen Gründen für unabweisbar. Immerhin haben die Arena zuletzt weit über 350.000 Menschen besucht, ein einsamer Rekord in der Region. Rund 240.000 kamen allein zu den Basketballspielen.

Die Kritik von Stoschek an den miserablen akustischen Bedingungen in der Halle teilt Feulner dennoch nicht oder nur bedingt. Bisher habe es noch keine Beschwerden gegeben. Auch könne man die 5000 Stahlstühle nicht für eine schlechte Akustik verantwortlich machen. Das ist auch der Grund, weshalb Feulner nichts davon hält, sie auszutauschen: "Das ist Quatsch. Wenn die Stühle besetzt sind, dann sind die negativen Effekte nicht zu hören."

Schlechte Akustik im Norden

Immerhin hat eine Untersuchung ergeben, dass die Akustik in der Frankenhölle bei Musik und normaler Sprache vor allem im Umfeld der später angebauten Nordtribüne verbesserungsbedürftig ist. Beseitigen könnte man diese Schwäche dadurch, dass man die Seitenwände an den West- und Ost-Tribünen sowie die Seitenwand im Norden und die Decken akustisch dämmt - eine Maßnahme, die wohl kaum unter 100.000 Euro zu haben sein dürfte und die einmal mehr Fragen nach der statischen Belastbarkeit der Halle aufwirft.

Was mittelfristig für eine akustische Aufrüstung spricht: Die Bamberger Halle steht im harten Wettbewerb mit vielen neuen Hallen, die in den letzten Jahren entstanden und teilweise mit Dumpingpreisen den Markt abgrasen.
Ein Blick in die Nachbarschaft hilft, die Dimensionen zurechtzurücken, um die es in Bamberg geht. Zum Beispiel die Freiheitshalle in Hof. Die mit einem Aufwand von 36 Millionen Euro generalsanierte Immobilie macht trotz der neuen Ausstattung 1,2 Millionen Euro Defizit im Jahr. Im Unterschied dazu hat es die Bamberger Arena nun schon zum zweiten Mal geschafft, mit einem kleinen Plus abzuschließen. Wie die schwarze Null zu bewerten ist, zeigt der Vergleich mit anderen Zuschusseinrichtungen wie dem Bamberger Theater oder den Symphonikern, für die Jahr für Jahr Millionenbeträge fällig werden. "Wenn es um die Kosten geht, dann ist die Arena mit weitem Abstand die preiswerteste und beliebteste Einrichtung", sagt Hallenchef Feulner.

Einen bisher wenig bekannten Anspekt hat Brose-Baskets-Manager Wolfgang Heyder auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigt: Das Engagement, das Brose eingehen will, hat ihm zufolge einen fünfjährigen Zeithorizont. Und es steht auch nicht isoliert. Im Klartext: Wenn sich Stoschek und Stadtrat über die Namensrechte einig werden, winkt für die Baskets auch eine Verlängerung des Vertrags von Brose als Hauptsponsor, der einen erklecklichen Anteil zum Acht-Millionen-Budget der Basketballer beisteuert. Freilich funktioniert diese Koppelung auch umgekehrt: ohne schicke Halle und Namensrechte auch kein Hauptsponsorvertrag...

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